Die Entscheidung ist gefallen - ich gehe Airsoft spielen
Wie man meinem Nick entnehmen kann, hab ich eigentlich nie wirklich Ambitionen gehabt Airsoft zu spielen. Es fing ganz harmlos an, mit einer Spring Sniper und entwickelte sich ganz schnell zu jeder Menge GBB's. Die Technik und das Schrauben sowie diverse Zielscheiben Gemetzel am heimischen Schießstand standen immer im Vordergrund.
Trotzdem habe ich in der jüngsten Vergangenheit immer wieder mit dem Gedanken gespielt, das Airsoft Spielen auszuprobieren. Beim Hamburger Stammtisch waren jede einige Spieler und boten an mich einfach mal mitzunehmen.
Wenige Wochen nach dem Stammtisch kam Topshooter vom Team Crank Pirates auf mich zu und lud mich ein, am 19.04. mit den Crank Pirates in Stelle zu trainieren. Also hab ich nicht lange gezögert und habe zugesagt.
Die Entscheidung ist also gefallen, der Schießstand verläßt den Schießstand, um durch Wald und Wiesen zu robben und sich dabei mit Plastikkugeln beschiessen zu lassen. Was das wohl wird ...
Vorbereitung - was muss ich beachten?
Vorbereitung ist bekanntlich das halbe Leben, also fange ich einige Tage vorher an, alles einzupacken, wovon ich denke, dass ich es brauchen könnte...
Bekleidung:
Tarnklamotten habe ich nicht, also muss was anderes her - erstmal die guten alten BW Springerstiefel, die haben 25 Jahre Motorradfahren und einen Hausbau überstanden, da sind die für den Wald genau richtig - auf jeden Fall sind die eingelaufen. Die sind noch aus den Zeiten, wo das Leder so fest war, dass man erstmal in die Springer gep...t hat und darin eine Woche rumgelaufen ist, damit das Leder weich wird.
Was nehme ich sonst an Klamotten mit? Schwarze Hose, Schwarzes Shirt, Schwarze Jacke mit Kaputze, falls es mal regnet. Sturmhaube und fingerlose Leder-Handschuhe habe ich auch noch vom Biken.
Taktische Ausrüstung:
Irgendwann hat mal eine schwarze taktische Weste mit Platz für 6x M4 Mags 5x 9mm Mag ihren Weg zu mir gefunden. Dazu hab ich noch ein Safariland Beinholster. eine ESS Crossbow Schutzbrille hab ich vor kurzem erworben. Einen Mich 2002 - in praktischen Schwarz habe ich nochmal schnell geordert. Ich werde versuchen meine kleine Videokamara noch am Helm zu befestigen.
Waffen:
KJW P226 + 6 Magazine
KA M4 + 7 Magazine (Ra-Tech Nozzle und Bolt gegen org. KA getauscht, um die Leistung auf max 2 Joule zu begrenzen)
Munition:
Co2 Kapseln
HK Gas
0.25er KA Bio BB's für die Pistole
0.28er KA für die M4
Sonstiges:
Werkzeugkoffer
Chrono
Der Transport erfolgt verschlossen in Koffern, wie vorgeschrieben. Da die Magazine alle in den Waffenkoffern Platz finden, muss ich vor Ort aufmunitionieren.
Alle Waffe sind, wie in Deutschland vorgeschrieben, nur in der Lage Semi zu schiessen. Lampen und Laser sind deaktiviert .
Da ich sonst nur 1-2 Mal im Jahr Gelegenheit habe meine Waffen auf längere Distanzen zu schiessen, habe ich beschlossen noch ein paar mehr einzupacken - die Ra-Tech M14 EBR, den M203 Werfer, den M72 LAW, eine M96A1. Ich hoffe mal, dass es neben dem Spiel noch Möglichkeiten gibt, um die Waffen zu testen.
Ich bin mir ja nicht sicher, ob ich nicht doch etwas vergessen habe...
Viel zu Trinken und Energy Riegel sind auf jeden Fall sinnvoll...
Brauche ich im Wald einen Kompass? Vielleicht gehe ich das auch etwas zu strukturiert an, aber ich bin vom Tauchen daran gewöhnt, dass man genau das braucht, was man vergessen hat und das kann einem die ganzen Tag versauen
Ach ja, was das viele Schwarz angeht, das soll ja bekanntlich schlank machen - wenn ich zuküntig öfter mitkomme, dann muss ich mir wohl Tarnklamotten zulegen. Ich befürchte Schwarz ist in Wald und Wiesen nicht die optimale Tarnung.
Selbstzweifel - Ü40 und Airsoftspielen - wo hört der Spaß auf und wo muss die Fürsorge eingreifen?"
Ich freue mich echt auf die Nummer, auch wenn ich befürchte, das mein Alter, meine Kondition und mein Nikotinkonsum mir böse zu schaffen machen werden, aber es wird bestimmt ein Mordsspaß.
Als ich meiner Frau von meinen Plänen in Kenntnis gesetzt habe, meinte sie nur "von mir aus gehe Airsoft spielen, besser als wenn Du dir einen Porsche und eine 18jährige Blondine zulegst" - hmmm die Alternative hatte ich bis dato gar nicht in Betracht gezogen
No Way Out
Angekommen am Airsoft Platz, Kofferaum auf und alles auspacken und 200m zur Safezone bringen - Alukoffer sind praktisch, wenn man mit dem Flugzeug verreist - da gibt es Kofferwagen - aber verdammt zum schleppen sind die Doppelaluwafferkoffer eindeutig zu wuchtig und viel zu schwer. nur nichts anmerken lassen.
Nach dem zweiten Doppelwaffenkoffer haben die Jungs mich erstmal gefragt, ob ich in den Krieg ziehen will - "Nein - wieso meint Ihr ich hab was vergessen?"
Na gut, auspacken, zusammenbauen und aufmunitionieren.
Danach den Haftungsausschluss durchlesen und unterschreiben. Wichtigste Regeln verinnerlichen - Joulgrenzen: bis 5m: BANG, 5 bis 10m: Backup/Pistole bis 1,0J, über 10m: bis 2J, Sniper ab 20m oder so ähnlich - verdammt, was sind 10m? mein Dachboden ok, die Deckung dahinten ist in etwa zwei Dachbodenlängen entfernt also ca. 20m.
Wir sind ungefähr 14 Personen, viele "Neue". Mit den "Neuen" wird vor der ersten Spielrunde noch ein Gang zum Schießstand gemacht, um eine Einweisung in die Waffen vorzunehmen. Danach gibt es eine Geländebegehung. Das Geläände in Stelle ist klasse. Es gibt Wald, Wiesen, einen Bach, Brücken, Schützengäben, Mauern, 2 Headquater, Höhenunterschiede.
Das Wetter ist perfekt morgens so 15 Grad, gerade ausreichend für GBB's ab Mittags so 20 Grad also super für GBB.
Die Stellungen werden bezogen
DIe Team sind eingeteil und wir begeben uns in unser Headquater. Wir spielen "Capture the Flag", d.h. wir bringen unsere Flagge in unserem HQ an und müssen diese verteidigen und gleichzeitig versuchen die Gegnerische Flagge zu erobern und in unser HQ zu bringen, dann ist die Runde gewonnen. In der Nähe unseres HQ haben wir einen Respan Punkt, wenn wir getroffen werden, begeben wir uns da hin, setzen 5 Minuten aus und können dann wieder ins Geschehen eingreifen.
Wir stellen 2 Mann zu Bewachung unsere HQ ab per Funk kommt der Startschuss. Magazine in die Waffen, durchladen, entsichern und schon machen wir uns auf den Weg die gegnerische Flagge zu erobern...
Mit dem Gesicht im Dreck
2 Mann nehmen den Weg am Bach, ein Dreierteam nimmt den Weg durch den Wald. Ich bin im Dreierteam und ganz dankbar einen Erfahren Gruppenführer dabei zu haben. Anweisung vom Gruppenführer "Bewegt Euch langsam, beobachtet das Gelände genau". ok, wir folgen ihm - "und geht im Abstand von 5 Metern, sonst werden wir alle gleichzeitig getroffen!" - wo der Mann recht hat, da hat er recht... "und seit leise damit ihr unsere Position nicht verratet" - ich sage, "wo er recht hat, da hat er recht..."
Wir schleichen in gebückter Haltung den den Wald, die Primärwaffen im Anschlag. Nach kurzer Zeit nehme ich war, wie still es im Wald ist und wie laut ich mich bewege. Ich versuche sofort bei jedem Schritt darauf zu achten möglichst keinen Krach zu machen, verdammt das ist gar nicht so einfach mit dem ganzen Totholz auf dem Boden.
Ich beobachte den Wald, nirgends ist eine Bewegung zu sehen. Wir schleichen weiter und plötzlich schlagen Kugeln zwischen mir und meinem Vordermann ein, ich lasse mich fallen, nehme die M4 wieder in Anschlag und suche mit den Augen den Bereich ab, aus dem ich vermute, dass die Schüsse gekommen sind, aber ich kann nichts sehen.
Also versuche ich in die nächstgelegene Deckung zu robben. Noch wärend ich robbe höre ich ein "Hit", und sehe wie mein Vordermann mit erhobener Hand aufsteht und sich auf Richtung Respan macht. Verdammt was donnert hier so laut - das ist mein eigener Herzschlag - Adrenalin pur - ich erreiche die Deckung und auf einmal nehme ich eine Bewegung war, ich hebe den Kopf nehme die M4 wieder in Anschlag aber bevor ich auch nur ansatzweise zum zielen kommen, muss ich den Kopf wieder einziehen, weil mir jede Menge Kugeln um die Ohren fliegen - zing, zing , pling - verdammt der hat meine Waffe getroffen - Glück im Unglück, Waffentreffer zählen nicht.
Stille, ich schaue mich um, ich sehe keine Chance meine Position zu wechseln, unseren Gruppenführer hab ich aus den Augen verlohren, ich nehme die M4 fest in die Hand, Finger am Abzug, Blick durch Visier, Rückartig ziehe ich Kopf und M4 hoch, krümme meinen Finger und PLING, bevor ich den Finger ganz durchgezogen habe hat mich der Gegner am Helm erwischt - "HIT" und ich bin auf dem Weg zum Respan ohne auch nur einen Schuss abgegeben zu haben. Das wurmt mich schon und ich nehme mir vor beim nächsten Mal wenigstens auf die Gegner zu schiessen.
Ich könnt jetzt noch Stundenlang weiterschreiben, aber ich kürze hier mal etwas ab. Vor dem nächsten Respan gelang es mir wenigstens einige Schüsse abzugeben. Danach waren es dann schon mehrere Magazine und beim vierten Mal erwischte ich dann endlich meinen ersten Gegner. Die ersten zwei Death Match Runden gewann unser Team. Danach folgte eine Runde in der ich mich gefühlt 30 Minuten hinter einer "L Mauer" verschanzte, zuerst war ich von zwei Seiten unter Feuer und konnte die Stellung gut halten, schliesslich nahm mich der Gegner auch von der dritten Seite unter Feuer und ich hatte keine Chance. Die ganze Aktion war von unserem HQ gut einzusehen und die Kollegen hatten wohl ihren Spaß dabei. Es folgten Runden, die wir verlohren. Zwischen den Runden machten wir eine Pause und munitionierten neu auf. Die Zeit verging wie im Fluge.
Die letzte Runde
Bei der letzten Runde spielte wir ein Team Death Match. Es ging also nur um die Anzahl der Hit's und nicht mehr um das Erobern einer Flagge. Für diese Runde nahm ich mir die Ra-Tech M14 EBR mit dem dem 3-9x50er Scope. Also es ist echt eine Blöde Idee so einen Trümmmer am Ende eines Spieltages einzusetzen. Rennen war nicht mehr, also suchte ich mir einen strategisch gut gelegenen Schützengraben oberhalb des Weges, von dem aus ich den Weg, Bach und die Anhöhe gegenüber gut im Auge hatte. Nach einiger Zeit wurde ich von der gegenüberliegenden Anhöhe unter Feuer genommen. Der Junge mit der verdammten AEG, der mich schon x Mal erwischt hatte. Er wollte über die Brücke den Bach passieren. Da war ich im Weg und er nahm mich unter Beschuss, aber seine BB's verreckten genau einen Meter vor mir. Ich hatte den Vorteil der hohen Position, und die Ra-Tech EBR mit einem super Scope - ich legte an, er war direkt am Bach, suchte Deckung hinter einer Birke oder so. Ich hatte ihn genau im Visier, halb ausgeatmet, und durchgezogen...
Die erste BB verfehlte ihn um ca. 30 cm. Ich visierte erneut an und drückte ab, wieder vorbei - verdammt. Er erwiderte das Feuer, aber seine Kugeln verreckten immer noch einen Meter vor mir. Als stand ich auf ,legte neu an und schoss mehrere Doubletten. In dem Augenblick hörte ich, wie mein Bolt Catch griff, wollte den Mag Release drücken, als meine letzte BB einschlug und ich von der anderen Seite ein "Hit" hörte - mein Tag war gerettet.
Zurück an der Homefront
Auto ausladen, Waffen reinigen, eine heiße Dusche und ab auf die Couch - scheisse tun mir die Knochen weh - so ist das, wenn ma über 40 ist und meint wie ein 20 jähriger durch den Wald robben zu müssen. Aber verdammt nochmal so viel Spaß und Adrenalin hatte ich zuletzt beim Bungee Jumping - das wird also nicht das letzte Mal gewesen sein.
Noch am selben Abend sitze ich mit dem Tablet auf der Couch und bestelle mir Tarnklamotten, eine neue Waffentasche und plane den Umbau einer M4 zu einem leichten, aber präzisen Arbeitstier für Airsoftspiele. Meine "KA" ist für den Schießstand gut geeignet, aber nicht fürs Feld. Die KJW P226 ist aber eine super Zweitwaffe. Wenige Tage später hat ein Midland Funkgerät durch Zufall seinen Weg zu mir gefunden und ich bin bei den "Crank Pirates" als Gelegenheitsspieller ins Team eingesteigen. Man wird mich also zukünftig öfter in der Hölle von Stelle antreffen können.
Ich mache mir keine Illusionen, dass dieser Sport etwas für jedermann ist, und an dem Tag war nicht jeder Newbee so angetan von Airsoft, wie ich, aber vielleicht ermutigt mein Bericht am Ende auch andere diesem schönen Hobby nachzugehen.
Airsoft Waffen sind im Grunde zum Spielen gedacht, also warum immer nur daran schrauben, in der Vitrine anschauen oder auf Zielscheiben schiessen? Beim Airsoftspielen tut man auch gleich noch etwas für seine Gesundheit. Das ist definitiv harter Sport, wenn man den ganzen Tag mit der Ausrüstung durch den Wald rennt, robbt oder krabbelt.
Also wenn ihr es noch nicht ausprobiert habt, dann macht es einfach - wenn es einem nicht gefällt, dann ist das halt so, aber man kann wenigstens sagen, das man es ausprobiert hat und wer weiß, vielleicht finden ja noch mehr Stubenhocker Spaß daran.
So jetzt ist der Akku vom Tablet leer, ich hoffe der kleine Bericht gefällt Euch, wer Schreibfehler findet, der darf diese behalten - gibt es gratis auf dem Tablet