Achtung, bin krank zuhause und mal wieder in etwas Schreiblaune
Das hier ist kein Review im klassischen Sinne, einfach nur einige Hintergrundinfos und Fotos zum letzten Neuzugang, der mir irgendwie gleich sehr ans Herz gewachsen ist
Dann hier also mal wieder eine kleine "Foto-Lovestory", allerdings mit VIEL Blabla vorneweg... bin gerade selbst überrascht, wieviel man zu diesem Ding labern kann, angefangen vom Kit, über die WA 1911er bis hin zum Vorbild dieser Pistole
Western Arms / Prime WWII Commemorative European Theatre
Wir fangen an mit einer Annekdote aus der Classic-Ära und einem kurzen Bogen in die Mitte der 90er Jahre (manche haben das vielleicht schon in meinem Airsoft History Artikel gelesen).
In Japan waren mehrere Airsofthersteller auf dem Zenit ihres Schaffens (und dummerweise auch mit eigener Misswirtschaft und der bereits laufenden Wirtschaftskrise kurz vor dem Ende ihres Schaffens).
Die Gesetzgebung was die Materialien von Waffenrepliken betrifft, war in Japan schon immer sehr restriktiv, darum gibt es dort ja bis heute ausschließlich Kunststoff-Kurzwaffen-Airsoft.
Man machte sich damals also Gedanken, wie man mehr "Highend" an eine Airsoft bringen könnte.
Im Schicksalsjahr 1993, als Asahi den fatalen Fehler beging, seine M40A1 zu bauen, die das Ende der Firma bedeuten sollte, wagte auch Asahis Schwesterfirma JAC (Japan Arms Company) einen mutigen Schritt: Um ihre neuen WWII Modellen Thompson M1A1 und Browning Automatic Rifle in Sachen Bauqualität und Materialien auf ein neues Level zu heben, verwendeten sie bei beiden Airsofts Messing für die Bodys.
Damit ließ sich damals sowohl die Gesetzesvorgabe an Metallhärten, als auch der Wunsch nach authentischem Gewicht und Feeling erfüllen.
Die Airsofts wurden natürlich eigentlich schwarz beschichtet (oder brüniert, bin nicht sicher, ob das mit Messing geht...) und sahen ab Werk so aus:
(Bild verlinkt von Aucfree)
Es gab aber auch einige in blankem Messing, was der Thompson schon einen interessanten Look verpasst
Das Problem: Messing ist teuer, deutlich teurer als die meisten anderen Materialien, die man damals so zum Bau von Airsoftwaffen verwendete.
Die beiden JAC Modelle lagen dementsprechend zu einem SEHR hohen Preis in den Läden, die Produktion hatte schon viel verschlungen, der eigens mal schnell zusammengeschusterte Schnellschuss einer AEG als Konkurrenz zu TM ging in die Hose, Ergebnis: 1994 strich auch JAC die Segel.
Eine JAC Thompson oder gar ein BAR sind heute echte Seltenheiten und besondere Sammlerstücke, wieviele Airsoftlangwaffen gab es schon mit Messing-Externals?
Ob die JAC Brass-guns tatsächlich den Stein des Anstoßes für Tuninghersteller gaben, Messing-Kits für GBBs zu bauen, kann ich natürlich nicht sagen, halte es aber für einigermaßen wahrscheinlich - damit ließ sich zumindest damals auch noch der japanische Markt bedienen. Inzwischen scheinen auch dahingehend die Gesetze angezogen zu haben, denn heute sind fertig gebaute Messing-GBBs in Japan eine Grauzone, an die sich kaum ein Händler wagt.
Seit ca. um 2000 herum begannen vor allem zwei Hersteller damit, Messing-Kits für verschiedene Modelle zu bauen: Zeke (Japan) und Prime (HongKong, in Zusammenarbeit mit dem japanischen Airsoft-Großhändler Enten).
Bekanntermaßen ist Messing eine Legierung aus Kupfer und Zink, der Kupferanteil beträgt mindestens 60%, der Zinkanteil bestimmt dabei den Farbton (von sehr weißem Goldton bei viel Zink über einen satten Goldton bei mittlerem Zinkanteil bis hin zu rötlich-braun bei sehr wenig Zink).
Messing ist natürlich weniger hart als Stahl und lässt sich einfacher bearbeiten, unter anderem auch deutlich leichter CNC-frästen.
Das Material ist aber teurer als Stahl (wobei das schwierig zu beziffern ist, da es natürlich unterschiedliche Messing-Legierungen und erheblich unterschiedliche Stahlarten gibt), was die Ersparnis beim Arbeitsaufwand wieder ein Stück weit wett macht.
Was ich jetzt auch bei der Prime WWII deutlich gemerkt habe: Messing ist in den meisten Zusammensetzungen schwerer als Stahl!
Seit gut 20 Jahren werden nun also von diesen beiden Herstellern Brass-Kits gebaut, beide konzentrierten sich dabei hauptsächlich auf Spenderwaffen von Western Arms, es gibt aber auch einige Kits für Marushin, Maruzen oder KSC GBBs und seit kurzem auch gelegentlich für Marui.
Die Kits blieben eine absolute Nischenerscheinung - es war der Vorläufer der heute von einigen anderen Herstellern angebotenen Full-Steel-Kits: Sündhaft teuer, ziemlich exklusiv und nur in geringen Auflagen produziert. 1911er Brass-Kits gingen ab 1.200 USD aufwärts über die Ladentheke.
Hier zum Beispiel eine Maruzen / Zeke Brass Walther PPK:
Oder hier ein Tanaka / Prime Brass Colt SAA:
Neben dem vermuteten Vorteil, dass sich in der Anfangszeit auch der japanische Markt damit bedienen ließ, hat Messing gegenüber Stahl eigentlich keine wirklichen Vorteile, mit einer Ausnahme: Die Oberfläche ist einzigartig, das bekommt man mit keiner Beschichtung, Lackierung, wasauchimmer hin. Poliertes oder gebürstetes Messing ist einfach extrem edel und ermöglicht überaus ansehnliche, "goldene" Waffen.
Eine der bekanntesten goldenen Pistolen der Filmwelt dürften die beiden Springfield V12 sein, die Nicholas Cage in "Face Off" verwendet und exakt dieses Vorbild haben sich inzwischen viele Airsofthersteller vorgenommen - darunter auch Airsoft Surgeon, der sowohl ein Alu- als auch ein Messing-Kit für TM 1911er in diesem Look rausgebracht hat. Prime war natürlich mit dieser Pistole als Vorbild schon sehr früh dabei, ihr Springfield V12 Face Off Brass Kit gibt es schon seit den frühen 2000ern.
Wolfgeorge, ein befreundeter Sammler aus Griechenland, hat das Duo komplett, ein Mal Prime, ein Mal Airsoft Surgeon:
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Wohlgemerkt sind Prime- und Zeke-Kits für Western Arms auch deshalb noch etwas "sammelwürdiger", weil natürlich auch die Basiswaffen seltener und teurer sind. Außerhalb Japans trifft man - wie sicher schon so mancher bemerkt hat - so gut wie gar nicht auf Western Arms, deren Exportpolitik scheint non-existent zu sein.
In Japan selbst finden sich hingegen WAs wie Sand am Meer, in allen Farben und Formen (solange man hauptsächlich auf 1911er und Berettas steht :D).
Auf Yahoo Japan, sowas wie dem japanischen Ebay, findet man beim Suchbegriff "WA" etwa so viele Treffer wie bei "KSC" und damit mehr als Marushins, Maruzens und Tanakas zusammen (!!!).
Die Preise für WAs sind aber auch dort eher im oberen Feld angesiedelt, ein WA 1911er erhöht also z.B. bei so einem V12 Brass-Kit den Preis nochmal ein gutes Stück.
Western Arms GBBs gibt es in mehreren verschiedenen Varianten, darunter die "SCW" Versionen der hauseigenen Tuningschmiede "Shibuya Custom Works" (hiervon gibt es 3 Versionen, SCW, SCW2 und SCW3, wobei letztere oftmals nicht mit "3" betitelt ist, zudem haben die ersten SCW den besten Ruf) oder die "RType" Versionen (die ebenfalls einen guten Ruf genießen).
Zudem baut WA wirklich eine unfassbare Flut verschiedener 1911er Modelle, man hat das Gefühl, jedes kleine Sondermodell wird als GBB umgesetzt - WA kann das unter anderem wohl auch deshalb leisten, weil sie ihre Internals seit 25 Jahren fast gar nicht mehr verändert haben.
Dennoch sorgt diese Flut an Varianten und Versionen für einen extrem unübersichtlichen Teilemarkt, da z.B. nicht alle Teile der SCW mit der SCW2 kompatibel sind und umgekehrt.
Die Kits werden trotz (oder wegen) der hohen Preise und des großen Aufwands mit den WA Basis-GBBs extrem gesucht von Sammlern und bis heute werden Höchstpreise für bestimmte Kits oder fertige Messing-GBBs gezahlt.
Wenn das Material nu schon so schön gülden schimmert, wieso dann einen verchromten WA/Prime 1911er kaufen?
Zum Einen bot Wolfgeorge gerade diese GBB an, es war nirgends eine GBB mit blankem Messing-Kit aufzutreiben und ich wollte unbedingt mal sowas in die Sammlung aufnehmen
Zum Anderen hat es gerade gut gepasst, dass ich zumindest einen teilweisen Tausch anbieten konnte und so der Preis für mich nicht ganz so übel wurde.
Achja und zum Dritten: Dieses Kit ist tatsächlich extrem selten. Es gibt natürlich noch andere WWII Commemorative Kits, diese frühe Version von Prime ist aber die einzige in verchromtem Messing und war in den frühen 2000ern auf gerade mal 20 Stück limitiert.
Also zugeschlagen und über Wolf / Pfitzner Waffen importiert. Wolf hat dann auch dafür gesorgt, dass die Zeugnisse deutschen Behördenwahns so dezent wie möglich auf dieses Sammlerstück kamen, vielen Dank dafür! Echt top geworden so!