Pydracor's "Airsoft - Geschichtsstunde" - Teil 1: Von Modelguns bis Pilz-Pellets und Teil 2.1: Von Bullet Valve bis AEG

  • Bilder gehen wieder :)


    Dann pack ich diesen Monster-Post (bzw. die mehreren Posts) doch mal auf Gero's Empfehlung hin in den "Airsoft allgemein" Bereich :)
    Einige Bilder sind etwas zu groß für die Forenregeln, da ich sie direkt zur Urheberseite verlinke - hoffe das ist trotzdem noch halbwegs ok, wenn nicht, ändere ich es auf Links zum Anklicken.


    Gleich eine Warnung vorweg:
    Mit diesem Artikel lebt der Autor – also meine Wenigkeit – ein Interesse aus, das in der Airsoftwelt generell und in Deutschland im Speziellen nicht allzuviel Beachtung findet. Nicht viele interessieren sich für die Herkunft des Hobbys und es kann natürlich auch niemandem verübelt werden, wenn er hierfür kein Interesse hat. Es gibt eigentlich wahrlich Wichtigeres, als sich über sowas zu informieren :)
    Airsoft an sich ist ja schon ein Nischenhobby, dieser Artikel wiederum steckt bis zum Anschlag im "Nischenhobby-Nerdtum".
    Er enthält viel zu viele völlig überflüssige Informationen und wird die meisten Leser wahrscheinlich schon nach 2 Seiten zu Tode langweilen.


    Mir hat's aber einfach sauviel Spass gemacht, alles andere kratzt mich nicht :D


    Das Posten der hier gezeigten Bilder geschieht mit Zustimmung der Urheber, nicht alle davon möchten mit Namen oder Usernamen genannt werden.
    Fotos, bei denen ich den Urheber nicht kontaktieren konnte / nicht erreicht habe werden eingebettet verlinkt mit Hinweis auf die Urheberquelle.
    Besonderer Dank geht an:
    - Das ganze Modelgun Forum
    - Speziell User Smootik für die Unterstützung und die vielen Infos, die er für das Modelgun-Forum zusammengetragen hat
    - Johnny von PlugfirecapgunsUK.com der seine riesige Modelgun-Fotodatenbank zur Verfügung stellte
    - McSurgeon aus dem Modelgun-Forum für einige der ausgefalleneren Modelgun-Fotos
    Extra Dank an Jim für die viele Mühe, die er sich für mich mit japanischen Auktionsseiten gemacht hat :)
    - Diverse User aus dem Classicairsoft Forum classicairsoft.org, hier vor allem KillerEddie, X_Lupin und IronMonkey
    - Wolfgeorge, der griechische Supersammler
    Scaar, die österreichische Sammlerlegende (in “Rente”)


    Wer Fehler findet, seien es inhaltliche oder formale, darf sich selbstverständlich gerne bei mir melden – ich bestehe sogar darauf :)



    ---



    Intro


    Die folgende "Geschichtsstunde" wurde von mir aus vielerlei Internetquellen, Foren, Artikeln und dem, was ich über die letzten Jahre als Classic-Airsoft-Fan so über Classics erfahren habe, zusammengestellt.
    Ein nicht geringer Prozentsatz davon basiert nicht auf harten Fakten – es stammt unter anderem aus Interviews, persönlichen Meinungen, Forum-Postings, Gerüchten und Hörensagen.
    Wenn ich hier etwas schreibe, halte ich die Wahrscheinlichkeit, dass es korrekt ist, für hoch; garantieren kann ich aber natürlich für nichts :)


    Wer andere Angaben oder Infos zu bestimmten Punkten hat: Bitte mitteilen, ich bin gerne bereit, den Artikel abzuändern oder anzupassen!


    Hier nun schon die zweite Warnung vorweg: Wer etwas über den Ursprung von "Airsoft" erfahren möchte, kommt an "Modelguns" nicht vorbei.
    Generell Interessierte, die aber wiederum kein Interesse an Modelguns haben, können gleich zu "Die Airsoft - Ursuppe" springen, sollten dann aber auch im Folgenden noch den ein oder anderen Absatz ignorieren :)


    Die Erfolgsgeschichte japanischer Waffenrepliken ist dicht verwoben mit den restriktiven Waffengesetzen im Land der aufgehenden Sonne.
    Also steigen wir doch einfach mal bei ebendiesen Gesetzen ein:



    Die Stunde 0 (oder teilweise sogar MINUS 0)


    Die Ahnenforschung unserer geliebten Repliken beginnt so etwa Ende der 50er Jahre in Japan.
    Der zweite Weltkrieg ist schon einige Jahre vorbei, die restriktiven Waffengesetze der amerikanischen Besatzer gelten nicht mehr, wurden aber seitens der japanischen Regierung durch fast ebenso restriktive Waffengesetze ersetzt.


    Nicht, dass das für Japan etwas Außergewöhnliches wäre – Restriktionen für den Besitz von Waffen in ziviler Hand lassen sich bis in das 16. Jahrhundert (!) zurückverfolgen: 1588 setzte Toyotomi Hideyoshi, ein bedeutender Politiker Japans eines seiner wichtigsten Gesetze durch, die "Sword Hunt" ("Schwert Jagd") verbot jedem, der kein Soldat war, den Besitz von Schwertern oder vergleichbaren Waffen.
    Toyotomi Hideyoshi:

    Bilddatei verlinkt aus dem dazugehörigen Wikipedia Artikel


    Während der darauf folgenden Tokugawa Ära von 1603 bis 1867 weitete man das Verbot von Blank- und Feuerwaffen immer weiter aus, selbst Jäger durften keine Waffen besitzen, sie mussten sich Waffen offiziell "ausleihen".


    Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts wurden unter der Meiji-Regierung die Waffengesetze etwas gelockert.
    Zivilisten konnten von lizensierten Händlern Waffen erstehen, wenn sie vom Polizeichef ihres Distrikts eine Erlaubnis erhalten hatten.
    Der Besitz scharfer Schusswaffen und Schwerter war somit für Zivilisten in Japan bis zum Ende des zweiten Weltkrieg zwar stark reguliert und eingeschränkt, aber zumindest möglich.


    Dies änderte sich mit den Gesetzen, die von den USA unmittelbar nach der Kapitulation Japans zum Ende des zweiten Weltkrieg eingeführt wurden.
    Kapitulation Japans.

    Shigemitsu unterschreibt die Kapitulation, Bilddatei verlinkt aus dem dazugehörigen Wikipedia Artikel


    Die vom Kommandeur der amerikanischen Streitkräfte eingeführte "Imperial Ordinance Concerning the Prohibition of the Possession of Guns and Other Arms" ("Imperialer Erlass betreffend des Verbots des Besitzes von Schusswaffen und anderen Waffen") verbannte wieder jegliche Schusswaffen und Schwerter (die waren bei den Waffengesetzen in Japan bis heute immer dabei) aus zivilem Besitz.
    Gute 5 Jahre dauerte es, bis die noch im zivilen Besitz befindlichen Waffen eingesammelt waren und generell auf das gesamte Land bezogen wieder so etwas wie Normalität nach dem Krieg eingezogen war.


    1950 annullierte Japan, nun wieder in weiten Teilen unter "eigener Regie", das von den USA eingeführte Gesetz und verabschiedete die "1950 Order Concerning Firearms and Swords" ("1950 Verfügung betreffend Feuerwaffen und Schwerter"), mit der das Verbot zivilen Waffenbesitzes zwar weiterbestand, in welcher aber weitergreifende Ausnahmen hiervon möglich waren.
    1952 endete die amerikanische Besatzung schließlich endgültig, 1955 nahm Japan "Airguns" (Luftgewehre) und "Nail Guns" (ich bin nicht sicher, ob hiermit handwerkliche Pressluft-Nagelpistolen gemeint sind, oder irgendetwas anderes...) als legal in das Gesetz auf.


    Dem Import von Spielzeugwaffen und Luftgewehren, hauptsächlich aus Amerika, stand nun nichts mehr im Wege.


    1958 gab es eine erneute Gesetzesüberarbeitung, von hier an führte das Gesetz die bis heute aktuelle Bezeichung "Firearms and Swords Control Law" ("Feuerwaffen und Schwerter Kontroll Gesetz"). Die Restriktionen wurden wieder schärfer und beinhalteten als wichtigste Neuerung auch das Verbot des Führens von Schusswaffen in der Öffentlichkeit, unabhängig davon, ob der Besitzer eine Lizenz, Ausnahmegenehmigung oder sonst etwas vorweisen konnte.


    Das Gesetz wurde mit jedem öffentlichen Aufbegehren nach einer Straftat mit Schusswaffen weiter verschärft.
    Es besteht mit diversen weiteren Ergänzungen bis heute mit demselben Namen und beginnt mit den Worten "No-one shall possess a fire-arm or fire-arms or a sword or swords" ("Niemand soll eine oder mehrere Feuerwaffen oder ein oder mehrere Schwerter besitzen" - wäre mal interessant zu erfahren, was einem denn passiert, wenn man z.B. eine Hellebarde oder einen Streitkkolben besitzt ;)).
    Das ist der universelle Grundsatz des japanischen Waffengesetzes, auf diesem werden dann höchstens noch Ausnahmen aufgebaut – so gibt es heute Sondererlaubnissen für Schrotflinten und Luftgewehre, diese sind aber mit umfassenden Auflagen, darunter ein Eignungstest, Registrierung, Kontrollen und regelmäßigen Nachprüfungen durch die Behörden verbunden.


    Als Annekdote kann hier aufgeführt werden, dass das japanische Waffengesetz sozusagen den 180° Gegenentwurf zum amerikanischen Waffengesetz darstellt. Während in Japan der Waffenbesitz grundsätzlich erstmal verboten ist und einige Erlaubnisregelungen als Ausnahme bestehen, ist der Waffenbesitz in den USA grundsätzlich erstmal erlaubt, wovon es dann dort wiederum Verbotsregelungen als Ausnahmen gibt.
    Wer sich noch weiterreichend hierfür interessiert und des Englischen mächtig ist, dem seien diese Artikel ans Herz gelegt:
    "Samurais don't carry guns” von gunbabygun.com
    "A Land without guns” von The Atlantic
    (ja, selbstverständlich inklusive durchaus meinungsmachender Vergleiche zu den USA – mit meinem Artikel möchte ich aber ausdrücklich keine Position beziehen, egal in welcher Richtung!)


    Aufgrund der scharfen Einschränkungen des Waffenbesitzes in Japan sah man sich nun also ab Mitte der 50er Jahre nach einer Alternative um und fand sie zunächst in importierten Spielzeugwaffen.



    Die gute alte Zeit...


    ...als Kinder noch Spielzeugwaffen haben durften, ohne dass man das gleich mit Amokläufen assoziierte – die 50er und 60er waren tatsächlich eine gute Zeit für "Toyguns" in den USA, Firmen wie Mattel, Hubley und Nichols hatten Produkte unter fast jedem Weihnachtsbaum liegen.


    Am weitesten verbreitet waren natürlich Western-Spielzeugwaffen: Revolver und Winchestergewehre, meist aus leichtem Zinkdruckguss gefertigt, die mit "Caps" (quasi Faschingspistolen-Zündhütchen oder Zündstreifen) ein bisschen knallten und rauchten, manche verschossen auch schwache Projektile.
    Schön kultige Fernsehwerbung von damals :) :

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    Gegen Ende der 50er betrat Mattel aber ein Stück weit Neuland, indem sie einen militärischen Einschlag in ihre Produktlinie brachten: Die "Burp Guns" konnten aufgezogen werden und dann in schneller Abfolge – man könnte fast sagen vollautomatisch :) - die Zündstreifen durchjagen.
    Mattel warb mit realistischem Sound und Aussehen, den Anfang machte eine Tommy Gun...



    (Bild verlinkt von Mom and Pops Toys)


    ...und etwas, das entfernt einer M3A1 Grease Gun ähnelte.

    (Bild verlinkt von Mom and Pops Toys)


    Auch hier gab es natürlich Fernsehwerbungen:

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    Sie hatten sogar eine verkleinerte Version eines Browning cal30 Maschinengewehrs im Angebot :)

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    Wenige Jahre später wurde es noch militärischer: Die M16 Marauder von Mattel sah für den Laien einer echten M16 schon verdammt ähnlich. Das Plastikgewehr kam ca. Mitte der 60er auf den Markt und konnte aufgezogen werden, sodass beim Abdrücken ein Rat-tat-tat Geräusch zustande kam, das echtem Sturmgewehrfeuer ähneln sollte, und dies sogar ohne Caps. Je öfter man es aufzog, desto länger konnte man "feuern".

    (Bild verlinkt von The Truth About Guns)


    Und so klang das ganze dann:

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    Die Marauder verschoss nichts, doch bereits bei dieser Toygun regte sich Widerstand in der Öffentlichkeit wegen des realistischen Aussehens und kurz darauf natürlich auch wegen des in der Bevölkerung immer verhassteren Vietnamkrieges, in dem das Realsteel-Vorbild exzessiv zum Einsatz kam.


    Natürlich waren auch andere Spielzeughersteller zu dieser Zeit in den USA auf einem ähnlichen Trip, beeindruckend aus heutiger Sicht wirkt zum Beispiel auch die Johnny Eagle Lieutenant Reihe, die Paper Caps verschießen und beim manuellen Repetieren Hülsen auswerfen konnte:

    (Bild verlinkt von Collect Toys)
    Auch hier gab es natürlich coole Werbung :)

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    In Japan war man zu dieser Zeit – Mitte bis Ende der 60er – was Spielzeugwaffen betraf bereits 3 Schritte weiter. Die Bezeichnung "Spielzeug" hatte man mit den hier erhältlichen Repliken schon längst hinter sich gelassen.
    Wie kam das?


    Ob hier der beginnende westliche Einfluss nach dem 2. Weltkrieg eine Rolle spielte ist aus heutiger Sicht schwer nachzuvollziehen. Japan, das sich über Jahrhunderte hinweg isoliert hatte, öffnete sich in den 50ern mehr und mehr, hierdurch kam natürlich auch mehr westliches “Entertainment” ins Land der aufgehenden Sonne.
    Westernserien und -filme, Comics, Agentenserien und -filme, all das weckte eventuell ein erhöhtes Interesse an Schusswaffen. Dies ist allerdings reine Theorie, es ist ebenso gut möglich, dass das Interesse an Schusswaffen aus der eigenen Historie und z.B. entsprechenden Berichten, Erfahrungen und Stories aus dem 2. Weltkrieg kam.


    Mit Sicherheit sagen kann man somit nur: Das Interesse an Schusswaffen war vorhanden :)


    Wie bereits erwähnt, importierten die Japaner ab Mitte der 50er Jahre Spielzeugwaffen aus den USA (und sicher auch aus anderen Ländern), diese erfreuten sich von Beginn an großer Beliebtheit.
    So ganz zufrieden waren die Kunden aber wohl nicht, denn die Importeure begannen recht schnell, die importierten Spielzeuge zu verbessern und umzubauen.


    Das Beliebtheitspotential ließ bei den Importeuren dann schon nach kurzer Zeit den Gedanken aufkeimen, selbst solche Spielzeuge herzustellen, statt sie nur ins Land zu holen. Man verbesserte die importierten Artikel ja ohnehin schon und versuchte, sie realistischer zu machen, da war es zur Eigenproduktion nur noch ein kleiner Schritt.


    Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre gab es drei große Importeure von Spielzeugwaffen in Japan:
    MGC (Model Guns Company), die damals noch unter dem Namen "Japan Modelgun Collection Association" agierten und 1959 gegründet worden waren
    Ehara (wurde später zu CMC), gegründet 1960
    Hudson, ebenfalls gegründet 1960


    Zwei davon wagten in den frühen 60ern den wichtigen Schritt zur Eigenproduktion: MGC und Hudson.
    Japan begann, sich selbst um adäquaten Ersatz für die verbotenen scharfen Schusswaffen zu kümmern.



    Tazou: Legende von Anfang an :)


    Wer oder was zur Hölle ist ein Tazou?
    Unter seinem eigentlichen Vornamen kennt ihn wohl kaum jemand; sein Spitzname ist seit jeher "Tanio", sein Nachname Kobayashi.

    (Bild verlinkt von Tanio Koba's Homepage)


    Tanio wurde 1960 (!) von MGC als erster Mitarbeiter eingestellt und sollte in den folgenden Jahrzehnten im Bereich der Waffenrepliken geradezu unfassbar viel bewegen.
    Er zeigte von Anfang an beachtliche Fähigkeiten in Sachen Waffendesign und träumte davon, Repliken für die Film- und Theaterindustrie herzustellen.
    Diesem Traum entsprechend gehen viele folgende Erfindungen im Bereich "Nachahmung realistischer Schusswaffenmechanik" sowohl bei Modelguns als auch bei Airsoftguns auf sein Konto.


    Es war in den frühen 60ern anscheinend ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden Konkurrenten MGC und Hudson um die erste, selbstproduzierte Replik in Japan und die Quellen variieren, wenn es um den Ausgang des Rennens geht.
    Wahrscheinlich gewann Hudson: Sie brachten 1962 das Modell einer Mauser 1896 auf den Markt, MGC zog vermutlich wenige Monate später, aber ebenfalls noch 1962 nach.
    Es war wohl der Präsident von MGC, der dieser ersten Replik gemäß des Firmennamens ("Japan Modelgun Collection Association") die Bezeichnung "Modelgun" gab, bei ebendieser handelte es sich um den Nachbau einer Walther VP-II.




    (späteres Logo von MGC, zum vorherigen Firmennamen “Japan Modelgun Collection Association” war nichts zu finden)


    An dieser Stelle kann man als Annekdote einwerfen, dass die beiden allerersten japanischen Modelguns deutsche Waffen zum Vorbild hatten. Darin kann jeder hineininterpretieren, was er/sie möchte :)


    Bereits diese erste Modelgun von MGC verfügte über einen beweglichen Schlitten. Die sogenannte "Tanio-Action" (heute auch unter dem Begriff “Quack-Action” bekannt) übertrug die Druckbewegung des Fingers beim Betätigen des Abzugs direkt auf den Schlitten, der sich dadurch nach hinten bewegte. Durch die Schlittembewegung wurden tatsächlich schon damals nachgeahmte Hülsen aus massivem Messing ausgeworfen, was für damalige Verhältnisse eine sehr realistische Funktionsweise war und die amerikanischen Spielzeugwaffen in Sachen Realismus in den Schatten stellte.
    Die Konstruktion zeigt, dass Tanio von Anfang an sehr hohe Ansprüche an seine Entwürfe stellte.
    MGC's zweite Modelgun war ein Revolver, danach folgte eine Walther PPK.


    Über Hudson ist leider nur sehr wenig Infomaterial zu finden, ähnlich düster sieht es bei Ehara/CMC aus.



    Diese ersten japanischen Modelguns entsprachen ihren Vorbildern nicht zu 100%, aber sie kamen schon relativ nah heran, näher als die amerikanischen Toyguns der reinen Spielzeughersteller.
    Die Modelguns waren zu Beginn größtenteils aus Zinkdruckguss gefertigt und wichen in den ersten Jahren absichtlich in einigen Bereichen von den Vorbildern ab, sodass man keine Teile scharfer Waffen verbauen konnte.
    Dies änderte sich allerdings ab Mitte der 60er, als die relativ kurze "Golden Period" japanischer Modelguns begann.


    MGC stieg voll und ganz in die Modelgun-Produktion ein, die Modellpalette wurde erweitert, die Produktionszahlen stiegen.
    Sie verkauften auch Modelguns an Ehara, die noch keine Eigenproduktion gestartet hatten, dort wurden sie umgelabelt und unter eigenem Namen verkauft.
    Zwei weitere Händler stiegen in das Geschäft ein und verkauften MGC's (und eventuell auch Hudson's) Modelguns:
    Nakata, eigentlich ein Laden für Militärbedarf
    Kokusai, ebenfalls ein Großhändler, der die Modelguns umlabelte, und zwar auf den Markennamen "INT"


    Alle damaligen Modelguns waren entweder "Dummys" (bis auf bewegliche Teile gar keine Funktion), konnten die üblichen Caps wie die amerikanischen Vorbilder für ein bisschen Knall und Rauch ohne weiterführende Funktionen benutzen, oder hatten die "Tanio Action" oder eine Abwandlung davon.
    Von funktionierenden Mechanismen, die mit Messinghülsen und Firecaps betrieben werden, wie man es heute von Modelguns kennt, war man damals noch weit entfernt.


    Nach einigen Unstimmigkeiten mit den anderen Händlern kreierte die "Japan Modelgun Collection Association" den knackigeren Namen "MGC" und schuf Mitte der 60er den "MGC BondShop", einen Laden, der nur für den Verkauf von Modelguns bestimmt war.

    “The airsoft gun is not about power. It should be about enjoyment.” – Tanio Kobayashi, 2003


    ...und kaum einer hatte dabei so viel enjoyment wie Bulldoxx - RiP

    4 Mal editiert, zuletzt von Pydracor ()

  • Die anderen Großhändler wandten sich daraufhin von MGC ab und suchten nach einem alternativen Hersteller, der sie beliefern konnte...


    “Was, die gibt's schon sooo lange?”


    Sie wurden fündig bei einem Spielzeughersteller aus der Diecast-Industrie, der bis dato nur Flugzeug- und Automodelle hergestellt hatte: Marushin Inc.


    Wer damals an der Spitze von Marushin stand und die genaue Historie dieser Firma war leider nicht mehr herauszufinden. Dies ist vor allem vor dem Hintergrund sehr schade, dass Marushin im Bereich der Model- und Airsoftguns durchaus als Instanz gesehen werden kann und von den "alten Hasen" aus der damaligen Zeit der einzige Hersteller ist, der heute nach wie vor zumindest mal halbwegs akzeptabel im Rennen liegt.


    Als Diecast-Hersteller war es für Marushin natürlich selbstverständlich, hochwertige Metall-Modelguns zu produzieren.
    Hier ein Foto einer sehr seltenen Marushin Vollmetall MP40 aus dem Jahr 1972...

    ...sowie einer ebenfalls extrem seltenen Marushin Vollmetall MP41:

    (Alle Fotos zur Verfügung gestellt von Johnny von Plugfirecapguns UK)


    Ab etwa Ende der 70er, als die japanische Gesetzgebung Kurzwaffen-Modelguns in Metall stark reglementierte, schwenkte Marushin auch bei ihren Langwaffen auf Kunststoff um.


    Etwa ab dem Zeitpunkt von Marushins Einstieg ins Modelgun-Business, also kurz vor Mitte der 60er, kam der Modelgun-Markt wirklich ins Rollen.
    Mehrere Hersteller begannen mit Eigenproduktionen, Nakata ging ein Joint-Venture mit Marushin ein, Ehara begann eine Kooperation mit einem neu aufgetauchten Modelgun Designer und Hersteller: Minoru Matsumoto.
    Seine Firma "Matsumoto Seisakusho Inc." benannte er 1967 um in "Shoei Seisakusho Inc." – ja, das ist die Firma Shoei, die noch heute extrem hochwertige WWII Modelguns produziert und GBB Internals in einigen davon verbaut.


    Mit Beginn der Zusammenarbeit zwischen Ehara und Mr. Matsumoto verkaufte Ehara Modelguns unter dem neuen Markennamen CMC (Colt Model Collection).


    CMC, und somit auch ihr Geschäftspartner Shoei, hatten schon bald den Ruf, die akkuratesten und realistischsten Modelguns zu bauen.
    Cap-betriebener Blowback war inzwischen erfunden, allerdings noch immer nicht auf dem Stand der heutigen Technik (es gibt leider keine Angaben zur ersten Blowback Modelgun, siehe unten) und dennoch ignorierte CMC das Blowback-System fast komplett, es gab nur sehr wenige CMC Modelguns mit halb- oder gar vollautomatischem System.

    (späteres Modell, nicht aus den 60ern, Foto zur Verfügung gestellt von Johnny von Plugfirecapguns UK)


    Während MGC so ziemlich alles tat, um in ihren Modelguns einen gut funktionierenden Blowback-Mechanismus zu konstruieren und dabei auch gerne Abstriche in Sachen Realitätsnähe der Internals hinnahmen, beschränkte sich CMC weitgehend auf manuelle Repetierer, die ihren Vorbildern so genau wie möglich (und wie es das Gesetz zuließ) nachgeahmt waren.
    Heutzutage gesuchte und dementsprechend teure Modelle von CMC ist zum Beispiel ihr Karabiner 98K...

    (späteres Modell, nicht aus den 60ern, Foto zur Verfügung gestellt von Johnny von Plugfirecapguns UK)


    ...oder ihre Winchester Unterhebelrepetierer:

    (späteres Modell, nicht aus den 60ern, Foto zur Verfügung gestellt von Johnny von Plugfirecapguns UK)


    Hierfür ließ sich CMC / Shoei auch die Herstellung der Holzteile durchaus etwas kosten: Sie suchten und fanden Ende der 60er eine Dritt-Firma, die sie damit beauftragten, sich nur um die Konstruktion hölzerner Schäfte, Griffe und Handschutzelemente zu kümmern.
    Diese Firma trug den Namen Tanaka Works und dürfte so ziemlich jedem heutigen Airsoftfan ein Begriff sein. Tanaka stellte einige Jahre später auch eine eigene Modelgun her: Eine Ruger Mini-14 / AC-556, die zunächst unter dem Firmennamen von CMC verkauft wurde.

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    (Wie gern hätte ich die als Airsoft-GBB O.o)
    Später folgten noch weitere Tanaka Modelguns, diverse Revolver und auch moderne Pistolen.

    (späteres Modell, nicht aus den 60ern, Foto zur Verfügung gestellt von Johnny von Plugfirecapguns UK)


    Ebenfalls in den 60ern begann ein weiterer Modelgun-Entwerfer seine "Solo-Karriere": Keiichi Kunimoto, der je nach Quelle entweder für MGC oder Nakata gearbeitet hatte, gründete seine eigene Firma. Diese wird – ähnlich wie Tanaka – heute wohl kaum noch von jemandem mit Modelguns in Verbindung gebracht, sondern mit hochwertigen Airsoft Pistolen und der ersten GBB M4 der neuen Generation: Western Arms.


    WA war nie einer der großen Modelgun Produzenten, hatte aber durchaus interessante Modelle im Angebot: Colt Blackhawk, Beretta 1934, Walther PPK/S und ein besonders ausgefallenes Modell in den 80er Jahren: Das AR-7 Survival Rifle, ausführliche Infos und Fotos siehe in diesem Review von Ozashiki-Shooters


    Vorweggenommene Anekdote: WA kann sich "rühmen", über einen extrem langen Zeitraum als einziger Hersteller im Besitz der Lizenzen von Beretta gewesen zu sein. Gnadenlos wurde jeder verklagt, der ohne Erlaubnis von WA Repliken mit Beretta-Markings herstellte, nur mit MGC gab es ein entsprechendes Abkommen. Wer also jahrelang authentische Markings auf Beretta Model- und Airsoftguns vermisst hat, dem sei hier mitgeteilt: Bedankt euch bei WA ;)



    Golden Period (ca. Mitte 60er – 1971)


    Wie man schon an den vielen Kooperationen und Neugründungen von Firmen sehen kann, waren Modelguns in dieser Zeit sehr erfolgreich und beliebt.
    Das Spielzeug-Image sollte in dieser Zeit immer mehr weichen.
    Noch vor Mitte der 60er begannen einige Hersteller damit, ihre Top-Versionen aus Stahl herzustellen:
    CMC führten eine Sten MKII aus Stahl...

    (Bild verlinkt aus dem MP40 Modelgunsforum)


    ...Hudson eine Stahl-M3A1...

    (Bild verlinkt aus demMP40 Modelgunsforum)


    ...und MGC als größter Hersteller hatte natürlich gleich mehrere Stahl Modelguns im Angebot: Sten MKIII, MP40 (siehe weiter unten), ebenfalls eine M3A1 und eine Sterling (*sabber*):

    (Foto zur Verfügung gestellt von Johnny von http://plugfirecapgunsuk.com/]Plugfirecapguns UK[/url])


    MGC's damalige Stahl-M3A1 war eine interessante Mischung aus dem alten Mattel M16 Marauder – Prinzip und einer ernsthaften Replik: Sie war ein wenig kleiner als das echte Vorbild und hatte einen kurbelbetriebenen Aufzieh-Mechanismus, der beim Abdrücken den Verschluß vor- und zurückwarf. Diesen Spielzeug-mäßigen Eigenschaften stand die überaus realitätsnahe Vollstahlkonstruktion entgegen.

    (man beachte die Kurbel im unteren Bereich zwischen Abzug und Magazin, Bild verlinkt von der Internet Movie Firearms Database)


    MGC's Stahl-MP40 mit dem wohklingenden Namen "MGC68" – eben weil sie 1968 auf den Markt kam – wird heute innerhalb der Szene als eine der besten Modelguns aller Zeiten gesehen. Die äußere Stahlkonstruktion war so stabil, dass sie nach internen Umbauten sogar in der Lage ist, 9mm PAK Patronen abzufeuern. Mit modernen Modelguns absolut undenkbar :)

    (Bild verlinkt aus dem MP40 Modelgunsforum, empfehlenswerter Thread über die MGC68 mit vielen Fotos dieser wirklich beeindruckend originalgetreuen Modelgun)

    (Bild zur Verfügung gestellt von McSurgeon aus dem MP40Modelguns Forum – besonders interessant finde ich hier das Schreiben des US Governments!)
    Die MGC68 in Action:

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    Hier kann man wohl getrost festhalten:
    Was in Japan Mitte bis Ende der 60er in Sachen Modelguns abging, war an Realitätsnähe und Bauqualität nicht mehr zu übertreffen.


    Hülsen und Blowback


    Darüber, wann tatsächlich zum ersten Mal Caps verwendet wurden, um den Mechanismus einer echten Waffe zu simulieren gibt es leider auch verschiedene Theorien.
    Es scheint aber zumindest, dass es seit ca. Ende der 60er sogenannte Open Type Cartridges gab, die nicht viel mehr waren als Messingröhrchen mit einem Boden an der Rückseite und einer Vertiefung an der Vorderseite, in die man eine oder mehrere neuer, stärkerer Papierstreifen-Caps laden konnte, um Blowback und Hülsenauswurf nachzuahmen.
    Sie waren optisch an echte Munition nur entfernt angelehnt und der Mechanismus funktionierte mehr schlecht als recht.

    (Bild verlinkt aus dem MP40 Modelgunsforum)


    Es gab nun also 3 Arten von Modelguns:
    Dummy-Modelguns, die über bewegliche Teile verfügten und evtl. auch Deko- oder Dummypatronen manuell durchrepetieren konnten, ansonsten aber ohne Funktion waren.
    Modelguns mit manueller Energieübertragung wie z.B. die "Tanio Action" oder die "Aufzieh-M3A1"
    Modelguns mit Cap Mechanismus, die mit Hilfe der Open Cartridges das System echter Waffen nachahmen konnten.


    Von 1969 bis 1971 prägten alle japanischen Hersteller auf ihre Modelguns eine kleine Krone, dies sollte als Markierung für eine nicht-scharfe Waffe fungieren und ist wohl der allererste Versuch, durch Abgrenzung von scharfen Waffen die Gesetzgebung schon im Voraus zu beschwichtigen - eventuell ahnten die Modelgunhersteller bereits, was da seitens der Regierung noch kommen sollte...
    Eine Modelgun mit dieser Prägung ist also sehr genau zu datieren und aufgrund der kurzen Verwendungszeit dieses Symbols – nur ca. 2 Jahre – sind Modelguns mit Krone heute gesuchte Sammlerstücke.

    (Foto des gesamten Revolvers kam von einer Auktionsseite, Urheber nicht mehr herauszufinden)


    Asahi-Anekdote (eine besonders sinnlose): Das Bild zeigt einen Modelgun-Revolver der Spielzeugfirma "Asahi Toy Company".
    Über diese war wenig herauszufinden, in Bezug auf die offensichtlich produzierten Modelguns sogar absolut gar nichts.

    (Foto der gesamten Box kam von einer Auktionsseite, Urheber nicht mehr herauszufinden)


    Die Wahrscheinlichkeit, dass die "Asahi Toy Company" etwas mit dem Classic Airsoft Hersteller "Asahi Firearms" zu tun hat, halte ich für sehr gering.
    Der Name "Asahi" ist in Japan recht weit verbreitet.
    Neben der "Asahi Toy Company" und "Asahi Firearms" gibt es noch die "Asahi Trading Co.", die "Asahi" Bierbrauerei, sowie "Asahi", den Foto-Hersteller, Shoei sitzt ironischerweise in einem Stadtteil namens "Asahi".
    Zu allem Überfluss hatte auch noch der japanische Luftgewehrhersteller "KFC" vor etlichen Jahrzehnten ein Luftgewehrmodell im Angebot, das den Namen "Asahi" trug -.-
    Das alles macht entsprechende Recherche natürlich nicht gerade leichter ;)



    1971: Das "Firearms and Swords Control Law" schlägt unerbittlich zu


    Am 20. Oktober 1971 endete die Golden Period der Modelguns schlagartig: Das "Firearms and Swords" Gesetz wurde erweitert und durch einige Punkte ergänzt, die ganz spezifisch auf die Modelgun Industrie abzielten.
    Stahl wurde als Baumaterial für Modelguns verboten, es war ab diesem Tag nur noch die Produktion mit "weichen Metalllegierungen" erlaubt.
    Zudem mussten Handfeuer-Modelguns aus Metall in Gold oder Weiß lackiert werden, Farben wie Schwarz oder Silber wurden bei Metall-Pistolen und -Revolvern verboten.


    Wer sich heute japanische Modelgun Kurzwaffen anschaut, dem wird hier schnell ein roter Faden auffallen: Alle Modelgun Kurzwaffen aus Metall neueren Baujahrs sind tatsächlich Gold (z.B. Kokusai Revolver, Marushin Luger P08 in verschiedensten Varianten, Marushin Automag Clint1 etc.), alle schwarzen und silbernen Modelgun Kurzwaffen sind hingegen aus Kunststoff (z.B. so ziemlich alle MGC-, Marushin- und Tanaka-Nachbauten moderner Pistolen).
    Findet man nicht-goldene Modelgun Kurzwaffen aus Metall, handelt es sich entweder um nicht-japanische Hersteller oder um polierte / abgeschliffene Modelle außerhalb Japans.


    4 Beispiele gesetzeskonformer, goldener Vollmetall Modelguns: P08 und M712 von Marushin, M29 und Smython von Kokusai:

    (Fotos zur Verfügung gestellt von Johnny von Plugfirecapguns UK)


    Von diesem neuen Gesetz musste sich die Modelgun Industrie damals erstmal erholen.
    Die Produktion und das Design wurden von den meisten Herstellern auf Plastik umgestellt, da sie – zumindest zu Beginn – natürlich keine Pistolen in Gold oder Weiß herstellen wollten. Die Materialumstellung war nachvollziehbarerweise nicht von heute auf morgen möglich.
    Es war eine sehr schwere Zeit, in der die Fabriken teilweise über lange Perioden stillstanden, Arbeiter und Angestellte aber trotzdem bezahlt werden mussten und die Zukunft der Modelguns ungewiss war – wie die Kundschaft diesen Materialwechsel hinnehmen würde, war nicht abzuschätzen.


    Shoei, die sich immer auf hochwertigste Metall-Modelguns spezialisiert hatten, hörten auf, für CMC Modelguns herzustellen und verschwanden zunächst von der Bildfläche.


    Wie wohl von vielen damals befürchtet, brach die Nachfrage und Popularität der Modelguns ein. Plastik war der Kundschaft nicht realistisch genug, es war zu leicht, zu weich, zu instabil.
    Die Modelgun Industrie brauchte einen neuen Schub und wieder war es Tanio Kobayashi, der ihr zu diesem Schub verhalf; er wandelte die Schwäche "Plastik ist zu leicht" in eine Stärke der kommenden Modelguns um.


    Tanio entwarf ein umfassend überarbeitetes Blowback System für Modelguns, bei dem sowohl neue Caps, als auch ein neuartiges System von Hülsen zum Einsatz kam.
    Eine Firma namens Kanecaps produzierte plastikgefasste Treibladungen mit 5 und 7mm Durchmesser – die bis heute bekannten und verwendeten "Firecaps" waren geboren.
    Tanio konstruierte die dazu passenden Hülsen, die zum einen optisch wesentlich näher an ihre realen Vorbilder heranreichten und die zum anderen erstmals einen eigenen, internen Mechanismus aufwiesen, statt einfach nur ein Messingröhrchen zu sein.


    Die von Tanio erfundenen "CP Cartridges" verfügten über einen internen "Piston"(Kolben), der die Explosionsenergie der Firecap wesentlich effizienter auf die Hülse und infolgedessen auf den Schlitten oder Verschluss übertrug.

    (Beispielbild mit späteren CP Cartridges von KSC)


    Dies, in Verbindung mit den leichteren Plastikschlitten bei Modelgun-Pistolen sorgte für ein wesentlich zuverlässigeres System und eine bis dahin nicht gekannte Realitätsnähe in Punkto "Nachahmung einer echten Schusswaffe" – die Plastik-Konstruktionen, der Ursprung der Modelgun-Krise, wurde somit zum Stein des Anstoßes für einen Meilenstein der Modelgun-Geschichte.
    Die folgende Systemzeichnung zeigt, wie nah Modelguns seitdem an ihrem realen Vorbild sind und das ohne gegen japanische (oder deutsche!) Gesetze zu verstoßen:

    (Bild verlinkt aus dem MP40 Modelgunsforum)


    MGC nutzte die Kunststoffkonstruktion in späteren Jahren sogar dazu, einige wenige Modelle aus transparentem Plastik zu bauen, sodass man den Mechanismus von außen sehen konnte.

    (Bild verlinkt von BlackstoneAR)


    Die CP und CP-HW (Heavyweight) Cartridges sind entweder noch genau so heute in Verwendung, oder es wurden Weiterentwicklungen eingeführt, die aber auf dem gleichen System basieren.


    Sympathie-Anekdote: Mr. Kobayashi ist tatsächlich noch heute unermüdlich dabei, Blowbacksysteme und Cartridges zu verbessern, gerade erst vor gut 3 Jahren, 2012, brachte er seine neu entwickelten "Easy-CP" Cartridges auf den Markt.

    “The airsoft gun is not about power. It should be about enjoyment.” – Tanio Kobayashi, 2003


    ...und kaum einer hatte dabei so viel enjoyment wie Bulldoxx - RiP

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  • Der erwartete Aufschwung kam tatsächlich und bis zur Mitte der 1970er Jahre waren die Verkaufszahlen wieder auf einem guten Level.
    Derart motiviert gründeten MGC, CMC, Hudson und 11 weitere Firmen 1975 eine Vereinigung, die sich auf neue, strikte Sicherheitsregeln einigte, um zukünftigen Problemen mit dem Waffengesetz vorzubeugen. Modelle, die von dieser Vereinigung abgenommen wurden, erhielten das Marking "SM" (Safe Model).
    Western Arms und einige andere Firmen traten der Vereinigung nicht bei.


    Trotz aller Bemühungen verschärfte sich das "Firearms and Swords" Gesetz 1977 erneut.
    Es gab nun exakte Vorgaben, welchen Härtegrad die erlaubten, weichen Metalllegierung bei Modelguns haben durften, Lauf, Patronenkammer und einige andere Teile mussten ab jetzt etwas kleiner sein, als beim realen Vorbild, sodass Teile nicht gegen ihre Realsteel-Gegenstücke ersetzt werden konnten (möglicherweise wurde diese Vorschrift schon 1971 eingeführt).
    Metallene Modelguns mussten ab sofort einen blockierten Lauf haben – hier dachte sich MGC eine Methode aus, die das Ausbohren verhindern sollte: Ein gehärteter Stahlbolzen, der in den weicheren Außenlauf gesetzt wurde.

    (Bild verlinkt aus Smootiks hervorragendem Modelgun-History Post im MP40 Modelgunsforum, aus dem ein nicht gerade kleiner Teil der Infos in meinem Artikel stammen :))


    Man war offensichtlich bemüht, der Gesetzgebung Honig ums... Zucker in den..., jedenfalls alles zu tun, um weitere Verschärfungen zu verhindern.


    Die Modelgun Association wurde ins Leben gerufen, die Sicherheitsmarkings erweitert:
    "SPG" (Safe Plastic Gun – meist auf Kurzwaffen) zierte ab sofort die Kunststoff-Modelguns, "SMG" (Safe Metal Guns – meist auf Langwaffen) entsprechend die Metall-Modelguns.

    (Beispielbild SMG Marking oberhalb des Abzugs)


    Im Laufe der folgenden (und noch viel später folgenden) Jahre, splittete sich die Modelgun Association auf:
    Zunächst wurde aus ihr "ASGK" (Air Sport Gun Cooperation – das dürfte wohl fast jeder Airsofter auf so mancher Airsoft schon gesehen haben :))...

    (Beispielbild ASGK Logo auf einer Marushin Airsoft)


    ...1993 spaltete sich Maruzen mit der "JASG" (Japan Air Sport Gun Association) ab...

    (Beispielbild JASG Logo auf einer Maruzen Airsoft)


    ...und seit 2007 geht auch Marushin mit der "STGA" (Safety Toy Gun Association) eigene Wege.


    Wir sind jetzt in unserer Zeitlinie am Ende der 70er Jahre angekommen und zu dieser Zeit wird es in Sachen AIRSOFT-History langsam interessant – trotzdem bleiben wir noch einen Moment bei den MODELGUNS ;)


    1979 gab es dann noch einen Modelgun-Release, der aufgrund des Herstellers hier speziell erwähnt werden muss: Eine .44 Automag Modelgun, gebaut von niemand geringerem als Tokyo Marui.



    Das Bild ist verlinkt aus einem hochinteressanten Artikel von Popular Airsoft über das 50-jährige Firmenjubiläum Maruis – empfehlenswert für jeden, der sich für die Historie dieser so bedeutenden Airsoftmarke interessiert.
    Ich gehe in Teil 2 dieser Geschichtsstunde aber auch noch ein wenig auf Maruis Firmengeschichte ein :)


    Marui stellte bereits seit 1965 alles mögliche her, was gerade so im Modellbaubereich im Trend war, sie stiegen jedoch tatsächlich erst 1979 in den Modellwaffen-Markt ein.
    Ihr bis heute wohl am häufigsten verkauftes Produkt ist kurioserweise ein Styropor-Modellflugzeug zum Werfen aus der Zeit vor ihrer Airsoft-Karriere, es verkaufte sich geschätzte 2.000.000 mal.
    Großen Erfolgt hatten sie auch mit ihrer RC-Car Produktlinie, die sie bis heute weiterverfolgen.


    Marui waren vermutlich die ersten, die Modelgun-Kits herstellten, also Modelguns, die vom Käufer zusammengebaut werden mussten und daher besonders günstig angeboten werden konnten.
    Sie hatten großen Erfolg mit diesen Kits, dennoch blieben Modelguns eher ein verhältnismäßig kurzlebiges Nischenprodukt von Tokyo Marui – deutlich größeren Erfolg und ein geradezu legendärer Ruf war Marui erst einige Jahre später im Airsoftmarkt vergönnt.


    Der große Erfolg der Kits entging aber natürlich der Konkurrenz nicht:
    Marushin sprang auf diesen Zug auf und bot diverse Modelguns als zusammenbaubare Kits an, diese gibt es tatsächlich noch bis heute zu kaufen: XM177E2, M16A1, M653, MP40, Uzi, sowie diverse Kurzwaffenmodelguns sorgen für Bastel- UND PFC-Spass :)

    (Hier sogar in der noch spartanischeren Version zum Selbst-Lackieren (!), Foto zur Verfügung gestellt von Johnny von Plugfirecapguns UK)


    Warum-eigentlich-immer-Maru?-Annekdote:
    Hat sich schonmal jemand der geneigten Leser gewundert, warum so viele Herstellernamen mit dem Wort "Maru" beginnen? Marukoshi, Marushin, Maruzen, Marui...


    Maru heißt im Japanischen "rund" oder "Kreis" und steht somit für eine vollkommene, geschlossene Form. Gemäß japanischer Traditionen bringt es Glück, wenn das Wort Maru im Namen eines Betriebs, einer Firma oder eines Ladens vorhanden ist.
    Mr. Iwasawa, der Gründer von Tokyo Marui zum Beispiel, nahm den ersten Buchstaben seines Nachnamens und setzte der Tradtion folgend ein "Maru" davor.
    Vermutlich lief es bei den anderen Herstellern mit diesem Wort im Namen ähnlich.



    Modellwaffen anderenorts


    In Amerika wurde man anscheinend im Laufe der 60er Jahre auf die überaus "erwachsenen" Spielzeugwaffen aus Japan aufmerksam. 1968 wurde in den USA die Firma RMI (Replica Models Incorporated) gegründet, die sich ausschließlich mit dem Importieren und umlabeln japanischer Modelguns befasste, RMI produzierte nie selbst.


    Die Import-Richtung hatte sich somit innerhalb kurzer Zeit umgedreht :)
    Der größte Anteil an importierten RMI Modellen kam von MGC, die anscheinend aus rechtlichen Gründen den Namen MGC außerhalb Japans nicht benutzen konnten.
    Wer heute eine RMI Modelgun sein Eigen nennt, hat also mit großer Wahrscheinlichkeit eine MGC.

    (Foto zur Verfügung gestellt von Johnny von Plugfirecapguns UK)


    Auf seltsame Art und Weise scheinen die Modelguns so etwas wie Pionierarbeit geleistet zu haben. Derart exakte Repliken von einem so breiten Spektrum an Waffen waren vorher nicht einmal bei den amerikanischen Spielzeug- und Luftgewehrherstellern zu finden.
    Als weiteres Indiz kann man hier McSurgeon's Foto seiner MP40 / MGC68 mit dem amerikanischen Importdokument sehen (siehe oben): Das Importdokument ist von 1969, die MGC68 ist von 1968 – hier war man sehr schnell mit dem Import dabei, man muss sich schließlich auch vor Augen halten, dass es damals noch nicht das Internet und die Schnelllebigkeit von heute gab :)


    Schaut man sich die Entwicklungszeiten an, wirkt es tatsächlich so, als seien amerikanische Hersteller erst durch den Erfolg der japanischen Repliken auf den Trichter gekommen, realitätsnahe Waffen-Nachbildungen herzustellen.
    Dies könnte natürlich darauf zurückzuführen sein, dass die Waffengesetze für scharfe Schusswaffen in den USA zu keiner Zeit so restriktiv waren, wie in Japan.


    Daisy, wohl einer der bekanntesten Luftgewehrhersteller überhaupt, begann mit ihrer "Spittin' Image"-Reihe (umgangssprachlich für "Ebenbild" oder "Abbild") in den 60ern zwar auch die Produktion von Luftgewehren und Luftpistolen, die echten Waffen nachempfunden waren, beließen es aber bei den hinlänglich bekannten Western-Waffen Nachahmungen (z.B. Model94, einer Winchester 1894 nachempfunden, dazu natürlich diverse Revolver).

    (Bild verlinkt von Powell Auction)


    Schon die Tatsache, dass mit RMI eine eigenständige Firma gegründet wurde, die sich mit nichts anderem als dem Import japanischer Modelguns befasste, zeigt, dass auch in Amerika zumindest ein gewisser Bedarf für diese Modelle bestand.
    Auch heute noch zählt die USA zu einem gut ausgestatteten Pflaster, was japanische Modelguns betrifft. Gemessen an der inzwischen winzigen weltweiten Modelgun-Szene boomt Amerika in der Hinsicht geradezu ;)
    RMI verschmolzen mit ihrer Schwesterfirma "Unique Imports" 1980 zum heute noch existierenden Großhändler Collectors Armoury


    Modelguns wurden ganz offensichtlich auch in Deutschland offiziell verkauft, das beweisen die immer mal wieder auftauchenden MGC / RMI Pistolen und Revolver, die mit einer BKA Raute versehen sind – somit also ca. in den 70ern und 80ern vom Bundeskriminalamt zugelassen worden waren.

    (Sozusagen ein Musterbeispiel für eine alte MGC Modelgun in Deutschland: Ausgefräster Adler und BKA Raute im vorderen Bereich des Schlittens, Bild verlinkt aus dem MP40 Modelgunsforum)


    Langwaffen mit diesem alten Prüfsiegel sucht man dagegen eher vergeblich, vermutlich wegen des “guten alten” Anscheinsparagraphen (er ruhe in Frieden).


    Auch in England kamen die Modelguns sehr gut an und erfreuen sich bis heute verhältnismäßig großer Beliebtheit. Die einzigen ernstzunehmenden Modelgun-Shops in Europa sitzen in England – sie haben sogar die Einführung des VCRA Acts überlebt.
    Hier spielte sicher die immense Reenactment-Freude der Engländer eine große Rolle. PFC Modelguns stellen eine durchaus interessante Alternative zu reinen Dummy-Modellen oder den sehr lauten, teilweise gefährlichen Schreckschusswaffen dar, die nur eine extrem beschränkte Modellpalette bieten können.


    An dieser Stelle muss man aber auch auf zwei große Nachteile dieser Repliken Hinweisen:
    Die Zuverlässigkeit und die Pflege / Reinigung.
    Es gibt vor allem unter den Langwaffenrepliken nur wenige Modelguns, die direkt ab Werk wirklich gut funktionieren – die, die es tun, sind größtenteils manuelle Repetierer. Hier muss natürlich nur die Firecap gezündet werden, das ist keine allzu große Herausforderung.
    Sobald Halb- oder gar Vollautomatik ins Spiel kommt, haben sich viele Hersteller immer schwer getan, ebenso spielt die Länge der Hülse – sprich die verwendete Munition des Vorbilds – und der damit verbundene “Bolt travel” eine Rolle: Je weiter sich der Verschluss pro Schuss bewegen muss, desto anfälliger ist das System.


    Hudson zum Beispiel, obwohl es einer der beiden ältesten und vermeintlich erfahrensten Modelgun Hersteller ist, bekommt bei seinen Modellen kaum 2 Hülsen hintereinander abgefeuert, ohne dass es Probleme gibt.
    Marushin liegt irgendwo im oberen Mittelfeld mit einigermaßen funktionierenden Modellen, die aber immer wieder Klemmer haben:

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    (Beispielvideo mit einem Marushin M16A1)


    KSC schafft es trotz der sehr wenigen produzierten Modelguns in der Firmengeschichte unter die Top 3, was Zuverlässigkeit betrifft:

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    (Beispielvideo mit einer KSC Beretta M93R – doch auch hier gibt es noch regelmäßig Jams).


    MGC ist im Schnitt betrachtet aber offensichtlich Spitzenreiter, was wohl nicht zuletzt auf Tanio Kobayashis unermüdlichen Drang zurückzuführen ist, Mechanismen und Cartridges immer weiter zu verbessern.
    Dieser Drang gipfelte in Tanio Koba's M4 Modelgun aus 2010, die wohl das Zuverlässigste ist, was man ab Werk so an Modelguns bekommen kann (und das trotz der eher mäßigen Performance ausgerechnet als Chris Costa zu Gast in Japan war und eine Koba M4 testen durfte – typischer Vorführeffekt :))

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    (Beispielvideo einer Tanio Koba M4 Modelgun mit “Dauertest”)


    Egal, ob eine Modelgun gut oder schlecht funktioniert, geputzt werden müssen sie nach dem Feuern alle.
    Dies beinhaltet das komplette Zerlegen der Cartridges, meistens den Ausbau der Patronenkammer und des Detonator Pins (der Stift, der für die Explosion der Firecaps sorgt); das alles muss dann gründlich gereinigt werden, was bei den aggressiven Pulverrückständen der Caps wahrlich kein Spass ist. Wer regelmäßig feuern will, kommt um die Anschaffung eines kleinen Ultraschallreinigers kaum herum.


    Diese beiden Nachteile dürften die Hauptgründe für den massiven Rückgang in der Nachfrage nach Modelguns seit den 90er Jahren und die Schließung vieler Modelgunhersteller sein.


    Nun sind wir also immernoch am Ende der 70er, kommen jetzt aber dann doch mal langsam zum Thema Airsoft :)


    Die Airsoft – Ursuppe


    Zunächst mal der Hinweis, dass ich natürlich weiß, dass "Ursuppe" nichts mit der Mahlzeit Suppe zu tun hat und dass die Analogie furchtbar schlecht ist – ich zieh das jetzt aber trotzdem durch, Achtung:
    Was in dieser Airsoft – Ursuppe so alles herumschwimmt, ist heute kaum noch wirklich nachvollziehbar – sie wurde nämlich offensichtlich von relativ vielen Köchen gekocht (yeah, ich stehe zu dieser selten dämlichen Metapher! Und weiter gehts...)


    Zwei wichtige Zutaten werden als Urväter der Airsoftguns gesehen:
    Die erste sind natürlich die Modelguns, die Ende der 70er auf einem Hochpunkt angelangt waren. Von ihnen kam ganz eindeutig die Anlehnung an echte Schusswaffen, die ab Anfang der 80er Jahre bei Airsoftguns Einzug hielt, sich immer weiter entwickelte und bis zum heutigen Tage ein Level erreicht hat, das bei so mancher Airsoft nur noch schwerlich zu überbieten ist.
    Praktisch jeder Modelgun-Hersteller ist in den ersten Jahren der 80er auf den Airsoftzug aufgesprungen, die Ähnlichkeit dieser beiden Hobbies war einfach zu frappierend, um es nicht zu tun.


    Die zweite Zutat ist bei Japans Spielzeugindustrie zu suchen.
    Spielzeugwaffen für Kinder, die harmlose Geschosse abfeuern können, waren weltweit schon immer in allen möglichen Farben, Formen und Ausführungen erhältlich, so natürlich auch in Japan.
    Drei Hersteller werden hier als Zutatenlieferanten für die Airsoft – Ursuppe angesehen: Nakaya, Matsushiro und Masudaya.
    Nie gehört?
    Das ist nicht weiter verwunderlich: Masudaya produziert seit 1985 keine Airsofts mehr, Matsushiro hat wohl 1982 den Dienst quittiert und Nakaya hat es nicht einmal bis in die 80er geschafft ;)


    Eine gute Basis für Airsoft haben sie dennoch geschaffen, auch wenn sie zu dieser Zeit noch weiche, leichte Kunststoff- oder Gummiprojektile in Pilzform, keine Rundkugeln verschossen.
    Zu Beginn wurden von diesen Firmen vor allem viele Pistolen und Gewehre im Science-Fiction Stil produziert, die heute vom Design her doch sehr seltsam anmuten, aber damals die Kinder zu begeistern wussten.

    (Bild verlinkt von ”Old Toy Gun Toka”)


    Nakaya hatte zudem in ihrer mit "BS-Gun" betitelten Reihe auch diverse Flinten, die durchaus an echte Vorbilder erinnerten: Brauner, langer Schaft, teilweise sogar mit Fischgrätenmuster, Durchladehebel oder Unterhebelrepetierer, Metalllauf. Schaut man sich heute die Bilder an und kennt die Airsofts der frühen 80er, fragt man sich, wieso seit den Nakayas der 70er die Qualität eher ab- anstatt zugenommen hat :)

    (Bild verlinkt von ”Old Toy Gun Toka”)

    “The airsoft gun is not about power. It should be about enjoyment.” – Tanio Kobayashi, 2003


    ...und kaum einer hatte dabei so viel enjoyment wie Bulldoxx - RiP

    Einmal editiert, zuletzt von Pydracor ()

  • Eine wohl ziemlich erwähnenswerte Annekdote: Der erste Nachweis, den ich für die Worte "Air" und "Soft" gefunden habe, ist ein Schriftzug auf der Nakaya Winchester.

    Damals noch in der so ungeliebten "falschen" Reihenfolge, wenn man das denn so nennen möchte.


    Die Wortwahl war natürlich nicht allzu weit hergeholt: Die Projektile waren damals aus weichem Gummi, also "soft" und wurden auch damals schon mit durch Federdruck komprimierter Luft – "Air" – aus einer Art Kolben / Piston beschleunigt.


    Die "richtige" Reihenfolge wurde mit großer Wahrscheinlichkeit zum ersten Mal von Masudaya bei ihrer "Detachable"-Reihe verwendet.
    Kurz zuvor hieß das ganze noch “Airsportgun”...

    … und dann eben “Airsoftgun”:

    Diese vermutlich erste “Airsoft” war die unter den Pre-Classics schon fast als “bekannt” zu bezeichnenden Masudaya Bolt 888 – unrealistisch, ja, aber schon irgendwie cool :)

    (Alle Bilder verlinkt von ”Old Toy Gun Toka”)


    Es finden sich keine Angaben dazu, warum Masudaya sich zur Umkehr der Worte entschieden hat. Wenn ich Vermutungen anstellen darf, würde ich tatsächlich annehmen, dass es ein simpler Marketing-Gag war, um sich von Nakaya's Softair Guns abzugrenzen :)


    Masudaya war mit gewisser Wahrscheinlichkeit der größte Hersteller in dieser Riege. Sie brachten ihre Spielzeuge auch unter dem Firmennamen "TradeMark" (sehr kreativ...) auf den Markt, diese werden heute als die seltensten Pre-Classic-Airsoftguns gehandelt.
    Masudaya existiert tatsächlich heute noch, produziert aber schon seit Jahrzehnten keine Airsofts mehr, sondern nur noch – nennen wir es "normales" – Spielzeug :)


    Die "Detachable"-Reihe startete anscheinend 1976 und bestand aus diversen, noch ziemlich unrealistisch designten Pistolen, die allesamt mit leicht an- und abzubauenden Zusatzteilen ausgeliefert wurden, daher die Bezeichnung "Detachable".

    (Bild verlinkt von ”Old Toy Gun Toka”)


    Sie sind nicht nur die ersten Spielzeugwaffen, welche die Bezeichnung "Airsoft" trugen, sondern gelten heute auch als die ersten Spielzeugwaffen, die vom Hersteller explizit dafür angepriesen wurden, um mit Freunden in "Skirmishes" aufeinander zu schießen.


    Sie verschossen wie alle anderen vergleichbaren Spielzeugwaffen dieser Zeit pilzförmige Weichgummigeschosse, die es in verschiedenen Durchmessern, Ausformungen und Längen gab und die unter verschiedenen Herstellern und / oder Modellen nicht immer kompatibel waren.

    (Bild zusammengestellt aus den Pellet-Fotos bei ”Old Toy Gun Toka”)


    Bei den frühen Modellen wurden diese Geschosse einzeln geladen, indem man z.B. bei Nakaya-Flinten den Ladehebel zurückzog, ein Geschoss ludt und den Ladehebel wieder nach vorne führte. Das System dichtete (halbwegs) ab und war gespannt, beim Abdrücken wurde das einzelne Geschoss abgefeuert und man musste den Vorgang wiederholen.


    Die etwas weiter entwickelten Softairs / Airsofts aller drei Hersteller verfügten im vorderen Bereich über eine Art Revolvertrommel, die sich wie bei frühen echten Revolvern nicht ausschwenken ließ.
    Im Gehäuse der Ur-Airsoft gab es eine Aussparung, durch die man ein Gummigeschoss in die Trommel laden konnte. Dann drehte man die Trommel ein Stück und ludt das nächste Geschoss usw.
    Man musste dann nur noch für jeden Schuss manuell repetieren, hatte aber immerhin 6 – 8 Schuss in Folge zur Verfügung.

    (Bild verlinkt von ”Old Toy Gun Toka”)
    Wie genau man damals mit diesem System auf dem Feld gegeneinander spielte, ist heute nur noch schwerlich nachzuvollziehen – den Japanern war das damals aber genug, um den ersten Airsoft-Spass zu haben :)


    Der wichtigste Unterschied, den diese und vergleichbare “Waffen” von den schon so lange existierenden Modelguns abgrenzte war: Sie verschossen ein Projektil und konnten somit fürs Zielschießen, fürs Aufeinander-Schießen und insgesamt für einen gewissen Wettbewerb unter den Schützen sorgen.
    Dies war mit Modelguns natürlich nicht möglich.


    Diese Pre-Classics sind heute allein schon wegen ihres Aufbaus, der fast komplett in Plastik ausgeführt war – und das sowohl äußerlich als auch im Inneren – extrem selten: Es haben einfach nicht allzuviele davon überlebt.
    Sie sind aber auch, wohl zum einen aufgrund der mangelnden Qualität, zum anderen wegen der teilweise sehr fragwürden Optik und Designs nicht sonderlich gesucht.


    Obwohl ein System das Hülsen verwendet immer komplizierter sein muss als ein System, das einfach nur das Projektil verschießt, gab es bereits zu dieser Zeit schon diverse "shellejecting" Spring-Guns: Die Projektile saßen in der Hülse und wurden von dort verschossen, beim manuellen repetieren wurde die leere Hülse ausgeworfen.
    Man kann das bei diesen ersten Airsoftguns fast schon als Paradoxon bezeichnen:
    Möglichst realistisches Hülsensystem in einer Spielzeugwaffe, die optisch einer echten Schusswaffe allenfalls leicht ähnelt – so z.B. dieses “Mauser Carbine”:

    (Bild verlinkt von ”Old Toy Gun Toka”)


    Oder die Masudaya “Zap20”, in die man entfernte Anleihen einer MP44 hineininterpretieren könnte :)

    (Bild verlinkt von Killereddie aus dem Classic Airsoft Forum



    In den ganz frühen 80ern, sehr wahrscheinlich beeinflusst durch den Erfolg der Modelguns, schlichen sich nach und nach immer realistischer aussehende Modelle in die Angebotspalette von Masudaya und Matsushiro.
    Kurz darauf produzierten die beiden Firmen schließlich nur noch Airsofts, die echten Waffen nachgebildet waren (Masudaya dann noch unter ihrem neuen Firemnnamen TradeMark):

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    Doch noch vor Mitte der 80er verschwanden beide Hersteller von der Bildfläche.
    Von Nakaya hörte man schon Ende der 70er nichts mehr, über den Verbleib dieses Herstellers konnte ich nichts herausfinden.


    Ebenfalls kann ich nach jetztigem Kenntnisstand nur spekulieren, wann zum ersten Mal von den pilzförmigen Gummigeschossen abgewichen wurde und die Erfolgsgeschichte der 6mm Plastikkugel begann.
    Die vielen verschiedenen Munitionsarten der frühen Masudayas, Matsushiros und Nakayas waren mit wachsenden Absatzzahlen der Gewehre und Pistolen natürlich keine Dauerlösung.
    Ende der 70er musste also ein gemeinsamer Standard her, eine Munition, die universell einsetzbar und günstig herzustellen war.
    Eine simple Kugel war hier vermutlich der logischste, kleinste gemeinsame Nenner, der meiner Vemutung nach nur aus produktionstechnischen Gründen zustande kam.
    Dass diese Munitionsform dann auch noch sehr gute physikalische Eigenschaften bei der erzielten Geschossgeschwindigkeit von Airsoftwaffen hat, halte ich für einen "glücklichen Nebeneffekt".



    Alte Firmen, neue Firmen und 6 Millimeter in Hülsen


    Wie auch immer die Erfindung der 6mm BB erklärt wird, sie scheint geradezu einen Knoten gesprengt zu haben und nun kommt auch die Verbindung zwischen den Modelguns und unseren Airsoftguns ins Spiel.
    In den frühen 80ern begannen immer mehr etablierte Modelgun-Hersteller – so zum Beispiel Marui, Marushin, Tanaka, Western Arms – ihre Produktpalette um Airsoftguns zu erweitern, zudem sprießten gleich mehrere neue Firmen aus dem japanischen Waffenreplikenboden.


    Von den heute noch existenten reinen Airsoftherstellern scheint Maruzen der älteste zu sein.

    Sie hatten tatsächlich schon vor 1980 einige wenige Modelle im Angebot und haben es im Gegensatz zu Masudaya, Matsushiro und Nakaya geschafft, bis heute zu überleben – zugegebenermaßen mit Nischenprodukten in einem Nischenhobby :)


    Zu den ganz frühen neuen Airsoft-Herstellern, die teilweise nur wenige Jahre, teilweise bis in die 90er, durch die Bank weg aber nicht bis heute überlebt haben, zählen:
    Eedai, vermutlich ab 1980, keinerlei Informationen gefunden
    Yonezawa, ab 1980, kaum Informationen, dennoch ein paar Annekdoten hierzu später (aus Yonezawa wurde ab Mitte der 80er KHC)
    Chiyoda, vermutlich ab 1980, keinerlei Informationen gefunden
    Falcon Toy Corporation, ebenfalls ab 1980, mehr hierzu später

    Nicht alle dieser Hersteller verwendeten von Anfang an 6mm Kugeln, sie gingen aber allesamt ziemlich schnell dazu über.


    Auch wenn sich die AS-Repliken nun vermehrt optisch ihren Vorbildern annäherten: So ziemlich alle Airsoftwaffen von vor ca. 1985 sind von qualitativ eher fragwürdiger Beschaffenheit und wurden von den Modelguns – vor allem denen der späten 60er und frühen 70er, aber auch den direkten Konkurrenten aus der gleichen Zeit – mit Leichtigkeit in den Schatten gestellt.


    Der mit aller Macht trotzdem eingebrachte Realismus der Airsoftguns war dennoch bewundernswert:
    Hülsen wurden immernoch sehr gerne verwendet, inzwischen aber eben in realistisch nachgebildeten Airsoftwaffen – leider nach wie vor federbetrieben.
    Es gab in dieser Ära mit gewisser Wahrscheinlichkeit tatsächlich mehr Airsofts die Hülsen verwendeten als solche, die dies nicht taten.


    Neben der nachvollziehbar ziemlich einfachen Konstruktion von hülsenbetriebenen Airsoft-Revolvern war eine beliebte Technik für hülsenbetriebene Airsoft-Pistolen der Push-Forward-Schlitten: Der Schlitten ist im entspannten Zustand der Feder hinten, man drückt ihn nach vorne, um die Feder zu spannen und gleichzeitig eine Hülse + BB in die Patronenkammer zu laden.
    Drückt man jetzt ab, wird die BB abgeschossen, der Schlitten schnellt nach hinten (und bleibt dort), die Hülse wird ausgeworfen. Rinse and repeat.

    Beispiel: Maruzen P08 Spring Shellejector


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    Beispielvideo: Maruzen H&K P7M13 Spring Shellejector


    Maruzen baute sogar schon 1982 eine federbetriebene Remington Wingmaster M870 Shotgun, die Schrothülsen für ein bis fünf BBs verwendete. Das System war hakelig, die Schussstärke extrem schwach und die schlechte Bauqualität fiel aufgrund der immensen Länge der Airsoft noch mehr ins Gewicht als bei den Kurzwaffen.

    (Wer sich hierfür interessiert, über diese Shotgun habe ich ein Review geschrieben: Maruzen M870 Wingmaster Spring Shellejector Review)


    Im Laufe der folgenden 5 Jahre bis ca. Mitte der 80er ging die Entwicklung nach und nach weg von den Hülsen und Shellejector erreichten bald den Nischenstatus, den sie auch heute noch innehaben. Den Airsoftern und infolgedessen auch den Herstellern war wohl recht schnell klar, dass sie zum Spielen kaum geeignet sind.
    Ausgestorben sind Shellejector deshalb aber nie, von Matsushiros SS9000 aus den 70ern bis zur aktuellen Socom Gear M107: Es gab durch die gesamte Airsofthistorie hinweg immer Modelle, die Hülsen auswarfen.
    Als bekennender Fanboy hülsenauswerfender Airsofts werde ich später noch einige davon aufführen :)


    Schon in dieser frühen Zeit der Airsoftgeschichte wurde man in Amerika auf die teilweise so realistisch aussehenden "Erbsenpistolen" aufmerksam.


    Unter anderem der renommierte Luftgewehr/Luftpistolen-Hersteller "Daisy" interessierte sich Mitte der 80er für den Import von Airsoft-Waffen und zog ihn 1986 auch durch.
    Sie importierten diverse Airsoftmodelle von Maruzen, sowie ein Modell von FTC, prägten ihren Firmannamen drauf und verkauften sie in den USA.
    Bei sämtlichen importierten Modellen handelte es sich um für die damalige Zeit typische, hülsenbetriebene Springer.


    Schon 1987, also nur ein ca. ein Jahr später, ergab sich Daisy dem öffentlichen Druck der Waffengegner, stellte den Import ein und ist bis heute nicht gerade gut auf diese Ära zu sprechen.
    Vielleicht hätten sie aber auch nicht mit Slogans wie "So accurate in detail you'll swear it's the real thing!...a 'must have' for paramilitary enthusiasts of all ages!" werben sollen ;)
    Wer hierüber noch etwas mehr wissen möchte: Im oben verlinkten Review der Maruzen M870 gibt es noch ein paar weitere Infos zu dieser Ära in Daisy's Firmengeschichte.


    Amerika war jedenfalls schon früh mit Airsoft "angefixt" und sollte sich relativ schnell zu einem wichtigen Export-Markt mausern, in Europa dauerte es etwas länger.
    Dieser Artikel soll aber hauptsächlich die Airsoftgeschichte Japans aufzeigen, zudem ist der Werdegang von Airsoft im Rest der Welt kaum nachvollziehbar und natürlich in vielen Bereichen auch nicht wirklich dokumentiert.
    Wir bleiben also im Land der aufgehenden Sonne.



    Kuriosität und doch die erste Automatik-Airsoft: Modelgun / Airsoft – Hybriden


    Man könnte es den “Missing Link” in der Waffenreplikenhistorie nennen, und es ist gut nachvollziehbar, dass diese Idee zur damaligen Zeit nicht sonderlich weit hergeholt war: Ein Airsoft-Modelgun-Hybrid, der Plugfirecaps in Hülsen verwendete, um Knall, Rauch, Funken und vor allem Blowback nachzuahmen, gleichzeitig aber auch BBs verschoss, und das halb- und vollautomatisch!
    Ein Novum in der Airsoftwelt und trotzdem setzte es sich quasi überhaupt nicht durch.


    Kokusai (wir erinnern uns: Ursprünglich ein Großhändler, der in den 60ern umgelabelte Modelguns von MGC unter dem Markennamen INT verkaufte) stieg mit dieser Idee 1983 in den Airsoftmarkt ein, und da eine Replik, die in der Lage war, sowohl Firecaps als auch BBs zu verfeuern natürlich nur "super" sein konnte, betitelte Kokusai ihre Hybridmodelle mit dem bescheidenen Beinamen "Superweapon" :)
    Das Debüt war eine M16A1 "Superweapon", dies war möglicherweise die erste Airsoft-M16 der Welt.

    (Habe leider nicht mehr gefunden, wo ich das Bild mal her hatte...)


    Wenn Kokusai damals gewusst hätte, wieviele Airsoft-Armalites noch folgen würden, oje-oje...


    Die M16A1 "Superweapon" hatte ein typisches Modelgun-Magazin, in das man Metallhülsen mit Firecaps ludt. Diese konnten dann im Semi- und Vollauto Modus abgefeuert werden.
    Im Gasgestänge des M16 saß der Lauf für die 6mm Bbs, diese schossen dann aus einer unauffälligen Verdickung des Frontsights direkt über dem eigentlichen Außenlauf.

    (etwas verkleinerte Versions des Bildes von GFC Air Nifty)


    Wie man auf dem "Plakat" auf dem ersten der 6 kleineren, blau hinterlegten Bilder sehen kann: Die BBs wanderten in den Charging Handle, dieser war wohl quasi das Magazin. Danke an den User "das schnitzel" für den Hinweis an den anscheinend blinden Autor :D
    Eher logische Schlussfolgerung als belegter Fakt: Das Airsoftsystem war sehr wahrscheinlich ein simples Federdrucksystem, das einfach durch den von den Firecaps zurückgeworfenen Verschluss immer neu gespannt wurde.


    Kokusai brachte im Folgejahr auch noch eine Remington M700 "Superweapon" auf den Markt, die es mit Kunststoffschaft in schwarz oder (sehr schön!) imitiertem Holz gab.

    (Bild verlinkt von Azeus05 aus dem Classic Airsoft Forum)


    Auch Marushin und Marui experimentierten 1984 und '85 noch mit Hybrid-Pistolen (Marushin mit einer PFC S&W M439 mit BB-verschießendem Laservisier, Marui mit einer Beretta M92 SB, die PFCs und – seltsamerweise – pilzförmige Plastikprojektile verwendete), doch auch ihnen war hiermit kein Erfolg vergönnt.


    Marushins M439, eine vollwertige PFC Modelgun mit Hülsenauswurf und einem Scope – Aufbau, der für das Abfeuern der Projektile zuständig war:

    (Bild verlinkt von Sunday Gun Smith


    Maruis Beretta M92SB – Kein Scope-Aufbau, sondern interner Mechanismus für die Projektile, dafür aber auch keine vollwertige PFC Modelgun, da sie keinen Hülsenauswurf und keinen Blowback hat. Sie verwendet eine Trommel mit Firecaps für Funken und Rauch:

    (Bild verlinkt von http://gfc.air-nifty.com]GFC Air Nifty[/url]


    Alles in allem eigentlich gar kein dummes System, aber von der Handhabung her extrem unpraktisch.
    Vermutlich war den Airsoftern das Laden der PFC Hülsen und der Reinigungsaufwand nach dem Schießen zu umständlich, das Aufsammeln der Hülsen bei Airsoftmatches im Wald viel zu mühselig - verübeln könnte man es ihnen definitiv nicht.
    Heute sind all diese Modelgun / Airsoft – Hybriden geradezu unfassbar selten.



    ---



    Damit kommen wir zum Ende von Teil 1 meiner Airsoft-Historie – Hand aufs Herz, wer war so masochistisch alles bis hier zu lesen?! :P


    Egal, ab Teil 2, in der Zeitlinie somit etwa ab 1985, wird es airsofttechnisch ernst! ;)


    Wann es mit Teil 2 weitergeht, kann ich momentan noch nicht genau sagen – es ist schon einiges geschrieben, es fehlt aber auch noch viel.
    Ich versuche, dran zu bleiben und beende diesen ersten Artikel mit Masudayas schönem Werbeslogan: “For the children of the World” :P

    (Bild verlinkt von ”Old Toy Gun Toka”)

    “The airsoft gun is not about power. It should be about enjoyment.” – Tanio Kobayashi, 2003


    ...und kaum einer hatte dabei so viel enjoyment wie Bulldoxx - RiP

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  • Bilder gehen wieder :)


    Fortsetzung von Teil 1
    Wie schon beim letzten Mal: Die Bilder sind teilweise zu groß für die Forenregeln, hoffe, das geht auch hier wieder ausnahmsweise in Ordnung.



    Wir kommen jetzt also in die Ära, die hier wohl die meisten mehr interessieren dürfte, als die Modelgun-History, nämlich die tatsächliche Classic-Airsoft-Zeit.
    Da das Ganze nun doch noch etwas ausschweifender geworden ist, habe ich mich entschieden, Teil 2 nochmal zu unterteilen in Teil 2.1 und Teil 2.2 – letzterer ist noch nicht fertig und wird wohl auch wieder etwas auf sich warten lassen ;)


    Die Entwicklungen liefen ab Mitte der 80er nicht mehr so schön linear ab, wie zur Modelgun- und Pre-Classic-Zeit. Vieles passierte gleichzeitig, manches überschnitt sich, Airsoft-Meilensteine und Firmenschließungen wechseln sich ab.
    Natürlich versuche ich, eine halbwegs sinnvolle Linie in den Artikel zu bringen, bitte aber um Verständnis, wenn das nicht immer so einwandfrei möglich ist :)


    Das ist auch zumindest einer der Gründe, warum ich diesen Artikel fast ausschließlich auf Japan beschränke, es wird noch viel unübersichtlicher, wenn man noch die Hersteller anderer Länder mit einbringen will. Deren Historie ist zudem deutlich schwieriger nachvollziehbar, Informationen sind kaum zu finden.


    Der wichtigere Grund hierfür ist aber:
    Airsoft ist halt nunmal ur-japanisch und kam auch bis in die 90er ausschließlich aus Japan, bevor Hersteller aus Hong Kong, Taiwan, Thailand, USA etc. auf den Zug aufsprangen.
    Auch wenn ich ein paar Hersteller von außerhalb des Landes der aufgehenden Sonne Erwähnung finden werden, bleibt dies eine japanische Airsoft-Geschichtsstunde – Deal with it :P


    Weiter geht's also...



    Teil 2.1 – Die Classic Ära (1985 - 1994)


    Ich will Spass, ich geb' Gas!


    Wir schreiben das Jahr 1985 - Bis hierhin war die Entstehung von Airsoft ein eher schleichender Prozess, die Beliebtheit wuchs jedoch und es war offensichtlich, dass sich die Hersteller ins Zeug legten.
    Dies war nun das erste "große Jahr" für Airsoft:


    Zum einen begannen 1985 die Modelgunhersteller damit, sich neben der Modelgunproduktion auch dem Entwerfen und Herstellen reiner Airsoftguns zu widmen (also keine Modelgun / Airsoft – Hybriden, siehe Ende von Teil 1 der "Geschichtsstunde" :)): Marushin, MGC, Hudson und Western Arms debütierten mit eigenen Airsoftguns.
    Auch Marui brachten ihre ersten reinen Airsoftmodelle auf den Markt, sehr wahrscheinlich noch ohne zu ahnen, welch große Rolle sie für das Hobby noch spielen sollten.
    Maruis erste Airsoft war eine Luger P08 Springer, doch schon im Jahr darauf veröffentlichten sie ihre erste Innovation – mehr dazu später :)


    Zum anderen gab es einen weiteren neuen Airsofthersteller, der seinerseits nun die Airsoftszene fast bis zur Mitte der 90er ordentlich aufmischte und prägte: Japan Arms Company (JAC) und Asahi Firearms – die beiden Hersteller produzierten von Anfang an in Kooperation und waren in den ersten Jahren ihres Bestehens unzertrennlich. Mehr zu JAC / Asahi gleich.


    Eine neue Idee revolutionierte in diesem Jahr die Airsoftszene und MGC hatte – wer hätte es gedacht – die Nase vorn...


    Es musste eine einfachere Lösung als bei den PFC / Airsoft - Hybriden her, Airsofts nicht immer nur manuell nachladen zu können und auf wen war mal wieder Verlass?
    Richtig geraten, Tanio Kobayashi war Erfinder der ersten gasbetriebenen Airsoft.
    Die MGC Beretta M93R von 1985 war eine Non-Blowback Gas-Airsoft mit Double Action und internem Gastank für Flongas, sie war somit die erste reine Airsoft mit Halbautomatik und stellte den ersten großen Technikschritt des noch jungen Airsoft-Hobbys dar.

    (Bild verlinkt aus einem interessanten Artikel über Tanio Koba und die M93R bei Pistol Place)


    Redwolf hatten sogar ein "Blast from the past" Video über die MGC Beretta M93R

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    Auch wenn es in manchen Artikeln heißt, diese erste Gasairsoft habe auch im Burstmodus schießen können, habe ich leider keinen "Beweis" dafür gefunden – in Redwolf's Video wird z.B. gezeigt, dass die alte Version der M93R, die sie testen, nicht über Burstfire verfügt.


    Ich-wünscht-ich-könnt-japanisch-Annekdote: Kobayashi wurde kürzlich interviewt und plauderte über zweieinhalb Stunden aus dem Nähkästchen über Airsoft, seine Anfänge und Kobayashis aktuelle Projekte – wohlgemerkt, der Mann geht stramm auf die 80 zu. Das nenne ich mal Leidenschaft für den Job :)
    Leider gibt es bislang noch keine Übersetzung des Interviews. Viele Infos, die Tanio dort zum Besten gibt, hätten sicher noch in diesen Artikel hier einfließen und / oder so manches korrigieren können.

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    Die Konkurrenz schlief jedoch nicht: Noch im selben Jahr baute auch WA eine gasbetriebene Airsoft: Das Henry Arms AR7 Survival Rifle, welches WA auch schon als Modelgun anbot, war eine einfach abzuändernde Basis für den Einstieg der Firma in die Airsoft Szene.

    (Bild verlinkt aus akamikees Verkauf im Classic Airsoft Forum


    Auch Kokusai bauten ihr M16 nun mit Gasairsoftinternals, statt des wenig erfolgversprechenden PFC / Airsoft – Hybridmodells. Über diese erste Kokusai Gas-M16 war allerdings nicht wirklich etwas herauszufinden.



    Die Sache wird ernst


    Nach MGCs 1985er M93R gab es im selben Jahr aber noch einen anderen Release, der Airsoftern damals mit großer Wahrscheinlichkeit Glückstränen in die Augen trieb:
    JAC / Asahi debütierten mit ihrer "Battlemaster", einer Airsoft, die keinem Realsteel – Vorbild nachempfunden war, zum ersten Mal einen externen Luft- oder CO2-Tank benötigte und trotzdem einschlug wie eine Bombe.
    Definitiv ein Meilenstein – wenn auch ein überaus hässlicher :D


    Die Battlemaster war deshalb keiner echten Waffe nachempfunden, weil sie eigentlich nur ein "Träger" für ein System war, das beweisen sollte, dass eine zuverlässige, einfach zu nutzende Fullauto Airsoftgun möglich ist.
    Es war die erste Version von JACs / Asahis eigens entwickeltem "Bullet Valve" (BV) System, das in den folgenden Jahren ganz neue Möglichkeiten für Airsoft-Langwaffen eröffnete und nach der Einschätzung vieler Classicfans – mich eingeschlossen – maßgeblich am Siegeszug von Airsoft im Allgemeinen beteiligt war.
    Mit den BV Langwaffen der Folgejahre waren plötzlich Airsoftspiele möglich, die vorher undenkbar oder einfach nur zu langweilig gewesen wären.


    Das komplette BV System wurde aus Messing gefertigt, es bestand aus nicht viel mehr als ein paar Röhren und Dichtringen. Es war robust, simpel, zuverlässig und auch nach mehreren 100.000 Schuss nicht totzukriegen – quasi der V8 unter den Airsoftsystemen ;)
    Durch den externen Tank mit Regulator ließ sich sowohl die Schussstärke als auch die Feuerrate einstellen – bauartbedingt zwar nur in Abhängigkeit voneinander (je stärker, desto höher die Feuerrate), aber man kann sich wohl vorstellen, welch riesiger Schritt das 1986 darstellte, vor allem im Vergleich zu den bis dato erschienenen Airsofts erhöhte sich die Spielbarkeit und der Spassfaktor schlagartig um gefühlte 5000% :)


    Es gab zwei unterschiedliche Bauarten des BV Systems:
    Beim springfed System, also dem "federbetriebenen" (hauptsächlich von JAC verbaut) wurden Magazine mit BB-Schacht und Feder verwendet, wie man sie auch heutzutage kennt, der Schacht war aber "geschlossen" und dichtete mit einem O-Ring am eigentlichen BV System ab, das im Receiver der Airsoft saß. Das System war geschlossen, die Feder im BB-Schacht für das Feeding zustänig.
    Beim airfed System, also dem "luftbetriebenen" (hauptsächlich von Asahi verbaut) ist das System ebenfalls geschlossen, aber die Druckluft / das CO2 wird durch das Magazin geleitet und führt die BBs mit sich, das Magazin ist fester Bestandteil der Luftführung.
    Obwohl das airfed BV System bauartbedingt einen Dichtring mehr benötigte, als das springfed System – nämlich grundsätzlich zwei an der Oberseite des Magazins, einen am Eingang, einen am Ausgang, um das System luftdicht zu bekommen – war das airfed System das deutlich erfolgreichere, es erzielte aufgrund der direkten Abhängigkeit der Feuerrate und der BB-Nachschiebe-Geschwindigkeit schlichtweg bessere Schussleistungen.

    (Bild verlinkt vom Classic Airsoft Forum)


    Auch in diesem Video wird der Unterschied zwischen spring- und airfed BV Systemen anhand einer JAC XM177E2 und einer Asahi M16A1 gezeigt, zudem sieht man hier schön die qualitativ hochwertigen Messing-Internals bei beiden Systemen:

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    Dieses System wurde vor allem von Asahi perfektioniert, es ist auch eher die Asahi – Seite der Kooperation, die heute in der Classic-Szene dafür am meisten "gefeiert" wird. Asahi baute ausschließlich Langwaffen und davon geschätzte 95% mit BV-System, JAC handhabte es zunächst ähnlich, brachte in den 90ern aber auch Kurzwaffen auf den Markt.


    Die beiden stürmten in den Jahren 1985 bis 1988 regelrecht den Markt, alleine in diesen 3 Jahren bauten sie nach der Battlemaster eine regelrechte Flut an Modellen:
    L2A3 Sterling, M3A1 Grease Gun, Bushmaster Bullpup .223, AR18 (die beiden letzteren Modelle gibt es bis heute ausschließlich von JAC / Asahi), Ingram MAC10, FN FNC, FAL L1A1, natürlich ein M16 und faszinierenderweise schon den ersten "großen Brocken" der Airsoftwelt: ein M60E1 (das war wohlgemerkt 1986!).
    Das folgende Bild zeigt eine M60E1 Super Deluxe von 1992, es gab hier aber zumindest optisch keinen großen Unterschied zwischen der '86er und dieser '92er (in der Bauqualität allerdings schon).

    Abzugsmechanismen und andere technische Lösungen waren schnell gefunden, um bei den Sturmgewehren zwischen Semi- und Fullauto, ja sogar 3-Round-Burst (z.B. bei der Asahi FN FNC) anbieten zu können.


    Für diese kurze Zeit und die noch so jungen Firmen extrem beeindruckend!
    Da ich weiß, wie gerne man Bilder sieht: Bilder all dieser Airsofts folgen noch später in der Classic-Gallerie :)


    Die hohe Bauqualität der Innereien des BV Systems gab vermutlich den Anstoß, sich auch mal mit den bis dato eher mäßigen Äußerlichkeiten der Airsofts zu beschäftigen: die Bauqualität, vor allem bei den Langwaffen stieg in der zweiten Hälfte der 80er rapide an.
    JAC / Asahi setzten in ihrer relativ kurzen Geschichte Maßstäbe, es kamen aber nach und nach so ziemlich alle Airsofthersteller aus der 80er-Jahre-Billigplastikphase heraus.


    Das BV System hatte immensen Erfolg, der dazu führte, dass in den folgenden Jahren bis ca. Mitte der 90er auch viele andere Hersteller aufsprangen – das war damals schon wie heute: Setzt sich etwas durch, baut es jeder :)
    Mehr dazu gleich.


    Es muss hier meiner Meinung nach nochmal genauer dargelegt werden, was das BV System in einer so frühen Phase der Airsoft-Historie für ein Quantensprung war, da das aus heutiger und hiesiger Sicht vielleicht tatsächlich schwer nachzuvollziehen ist:
    Es gab in der zweiten Hälfte der 80er absolut nichts Vergleichbares, was in Sachen Leistung, Zuverlässigkeit und vielseitiger Verwendbarkeit in allen möglichen Modellen hätte mithalten können. AEGs und leistungsfähige GBBs waren noch mehrere Jahre entfernt, damalige NBBs und Springs waren sowieso weit abgeschlagen hinter dem BV System.


    Die Spielbarkeit stieg zwar exorbitant an, das System hatte bei allen Vorteilen aber neben der offensichtlichen Schlauch-Problematik einen recht großen Nachteil: Es verfügte über kein Hop-Up, nicht mal über etwas ähnliches.
    Das sollte sich erst ca. 1990 ändern, mehr dazu aber natürlich erst später, wir sind ja erst in der zweiten Hälfte der 80er :)


    Ebenso wurde es innerhalb kürzester Zeit "ernst", was die Energieversorgung betrifft.
    Setzte man zunächst auch bei extren betriebenen Airsofts auf Gasflaschen / Gasdosen, die über sogenannte "Greengas Rigs" oder "Flongas Rigs" die Waffe versorgten...

    (bei diesem ausgefalleneren Exemplar mussten noch 3 weitere, leere Gasflaschen angeschraubt werden, die als Expansionskammern dienten – das sollte cooldown verhindern)
    ...folgten bald auch in der Airsoftwelt CO2 und HPA Rigs, wie sie auch beim Paintball verwendet wurden.
    Um auch gashungrige Airsofts ausreichend lange genug mit Power versorgen zu können, gipfelte das Ganze in den frühen 90ern in Asahis "Super Tank", einem richtig fetten 3kg Tank, der sicher wahnsinnig angenehm über die Spielfelder zu schleppen war :)



    Die 3 vor Marui


    Es ist wohl kein Geheimnis und kann hier getrost vorweg gegriffen werden, dass a) Tokyo Marui die AEG erfand und b) diese in Form einer FAMAS im Jahre 1991 auf den Markt brachten und damit die Airsoftwelt revolutionierten.
    Deutlich weniger weit verbreitet dürfte die Erkenntnis sein, dass sie keineswegs die ersten waren, die Elektrizität in einer Airsoft verwendeten, sie waren nur die ersten, die ausschließlich Elektrizität verwendeten :)


    Dieser Titel "Zum ersten Mal Strom in einer Airsoft" geht an, wer hätte das gedacht: Western Arms!
    Sie brachten bereits 1986 (!), also im gleichen Jahr wie JAC/Asahi ihre Battlemaster eine Airsoft auf den Markt, die einen mit Akku versorgten Elektromotor für das Nachladen und einen Gastank für die BB-Beschleunigung verwendete und damit ebenfalls Fullauto bieten konnte: Die WA Jatimatic.

    (Bild verlinkt von Homepage2.nifty, was auch immer das für eine Seite ist... ??? )


    Es war der Nachbau einer kaum bekannten Maschinenpistole, die im 1986er Actionfilm "Cobra" exzessiv von Hauptdarsteller Stallone eingesetzt wurde. Zudem stellte die Jatimatic einen der frühen Versuche dar, den Rückstoß in einer Maschinenpistole zu reduzieren, sie verfügte über einen schräg nach oben verlaufenden Verschluß – daher auch die doch recht seltsam anmutende Form dieser MP.


    Rückstoß war bei der WA Jatimatic aber natürlich kein Thema, sie war wie so viele Airsofts zu dieser Zeit noch SEHR weit weg von ihrem Vorbild. Es handelte sich bei WA's Modell um 2 Plastikhälften, zwischen denen die Technik saß, diese hatte es aber aus heutiger Sicht für die damalige Zeit in sich:
    Im Griff saß ein Gastank, der prinzipiell erstmal standardmäßig für das Abfeuern einer BB zuständig war.
    Zusätzlich versorgte ein Akku einen Elektromotor, der über eine Gearbox (das nenne ich jetzt einfach mal so) das Gasventil betätigen und über ein sich bewegendes Nozzle immer die nächste BB laden konnte – somit also ein echter Hybrid, was die Kraftquellen betrifft.
    Das Ganze ist schön bebildert in diesem Thread bei Arms-Cool – die Jatimatic hatte sogar schon Metallzahnräder!
    (Außerdem gab es das auch bei "Cobra" verwendete, überaus seltsame Scope zu dieser sowieso schon seltsamen Waffe als Zubehörteil, das hat was!).
    Auch dieses Video gibt noch einen schönen Eindruck dieser WA:

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    Mit der ansonsten eher mäßigen Plastikkonstruktion ließ sich allerdings kein Blumentopf gewinnen. Was die Schussleistung und Zuverlässigkeit betrifft, kann ich nur spekulieren:
    Das System setzte sich quasi überhaupt nicht durch, daher liegt die Vermutung nahe, dass es nicht wirklich gut funktionierte.
    Was hier neben der kleinen Sensation, dass schon 1986 Strom durch eine Airsoft floß noch erwähnenswert ist: Bei WA's Jatimatic handelt es sich bis heute – 30 Jahre später – um die einzige Airsoft-Jatimatic überhaupt :)


    2 Jahre nach der Jatimatic versuchte sich der wenig bekannte Hersteller Yonezawa an einem sehr ähnlichen Hybridaufbau in ihrer Walther MPL, allerdings mit noch billigeren Materialien und Internals.
    Wer sich für diese Hybrid-Exoten interessiert, kann sich in meinem Review über die Yonezawa MPL noch etwas weiter informieren.
    Es war wenig überraschend, dass 1988 auch diesem Hybriden kein Erfolg vergönnt war.


    Dennoch hielt das MGC nicht davon ab, selbst nochmal mit Elektro und Gas in einer Airsoft zu experimentieren.
    MGC wäre aber natürlich nicht MGC, wenn sie einfach nur WA und Yonezawa kopieren würden, sie dachten sich ein neues, eigenständiges System aus, das sie 1989 in ihrer MP5K und MP5PDW verbauten.


    Das Gas saß hier wie auch bei modernen GBB-Waffen im Magazin, die Batterien im Gasgestänge über dem Lauf.
    Das Faszinierende an der MGC MP5: Es handelt sich hier um die erste EBB, MGC hat es tatsächlich schon 1989 hinbekommen, dass sich durch den elektrisch betriebenen Mechanismus die Fake-Platte im Auswurffenster zumindest ein bisschen bewegt:

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    Es waren leider keine Informationen oder gar Bilder über die Internals der MGC MP5 zu finden, sie wirkt äußerlich und im Video definitiv nochmal ein gutes Stück wertiger als die Hybriden von WA und vor allem Yonezawa.
    Dennoch blieb sie die einzige Elektro-Airsoft von MGC, weshalb auch hier wohl angenommen werden muss, dass sie keine guten Verkaufszahlen erzielte.


    Das waren sie also, die 3 Pioniere von WA, Yonezawa und MGC, die mehrere Jahre vor Marui eine neue Antriebsart im Airsoft etablieren sollten und kläglich scheiterten.


    Wirklich restlos sinnlose Annekdote als Oldtimer-Fan: Marui ist hier ein bisschen wie Mercedes, die 1996 mit ihrem SLK mit versenkbarem Hardtop großen Erfolg feierten, woraufhin sich diese Technik weiter verbreitete und bis heute sehr beliebt ist – wobei nicht Mercedes der Erfinder dieser Cabrios ist, sondern Peugeot, die mit ihrem 402 bereits 1937 (!!!) ein versenkbares Hardtop hatten und auch Ford baute 1959 schon ein "Retractable Hardtop" in ihren Fairlane Skyliner. Der Erfolg ist halt leider nicht immer dem eigentlichen Erfinder vergönnt :)


    Entfernen wir uns aber lieber wieder etwas von Themen, die gar nix mit Airsoft zu tun haben und von Airsofts, die zwar Pionierarbeit geleistet, aber wenig Einfluss auf die Szene hatten...


    Anders als heutzutage so mancher denkt, waren nur die wenigsten Classic Airsoft-Langwaffen Gasblowback-Waffen.
    Das BV System, das aller Wahrscheinlichkeit nach das am weitesten verbreitete auf den japanischen Airsoftspielfeldern dieser Zeit war, hatte zwar einen Lauf, der sich bei jedem Schuss bewegte und an den viele Airsofter auch gerne "Recoil-Weights" anbrachten, um den Bewegungsablauf deutlicher spüren zu können, richtiger "Blowback" war dies aber nicht.


    Wer fing also mit Blowback – Waffen an?

    “The airsoft gun is not about power. It should be about enjoyment.” – Tanio Kobayashi, 2003


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  • Es bewegt sich was!


    Kommen wir zur vorher angekündigten ersten großen Innovation von Tokyo Marui:
    Der erste Schlitten auf einer Airsoft-Pistole, der beim Schuss zumindest ein größeres Zucken vollführte, saß auf einer Smith & Wesson M59, gebaut von Tokyo Marui im Jahre 1986.

    (Bild verlinkt aus Wilson's M59 Thread bei Wargame Yau)


    Im Griff saß ein für Marui damals typischer, entnehmbarer Zylindertank aus Metall, in den das Gas gefüllt wurde, das Magazin war ein Röhrchen, das horizontal von hinten in den Schlitten (!) geführt wurde – alles gut zu sehen auf der Seite der OVP :)

    (Bild verlinkt aus Wilson's M59 Thread bei Wargame Yau)


    Auch wenn diese Pistole mit aktuellen GBBs oder gar dem realen Vorbild so gut wie gar nichts gemein hatte, von sehr mäßiger Qualität war, einen dementsprechenden Ruf innehatte, und die Mechanik das Wort "Blowback" anscheinend kaum verdiente: Dies war die erste Airsoft, die den Gasdruck von Flongas dazu verwendete, den Schlitten zu bewegen.


    Komplett japanisches Video, aber die Bilder sprechen für sich und den Blowback kann man auch sehr schön sehen:

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    Die M59 ist zudem ein frühes Zeugnis davon, dass Marui schon immer bestrebt war, innovative Neuerungen in ihre Produkte einzubringen; eine Eigenschaft, die diese Firma bis heute von den meisten anderen abhebt.


    Das eher bescheidene System der Marui M59 und die Tatsache, dass der Schlitten nicht komplett zurückschlug, sondern nur etwa den halben Weg, schien für die anderen Hersteller ein regelrechter Ansporn zu sein, es besser zu machen – der Kampf um das beste GBB-System war eröffnet, in den ersten Jahren aber eher... ereignislos.
    Es hatte offensichtlich vorher noch keiner an Flongas-betriebene, repetierende Schlitten gedacht.
    So dauerte es tatsächlich noch mehrere Jahre, bis die Konkurrenz ebenfalls GBBs auf den Markt brachte.


    Marui schien wiederum selbst nicht so recht von diesem System überzeugt zu sein, denn bis zum Ende der 80er brachten sie neben der M59 GBB nur noch 1987 eine Browning Hi-Power GBB mit dem gleichen System wie die M59 auf den Markt, dann stellten sie es ein.


    Full-Auto-Shell-Ejector-Annekdote:
    Marui hatte zwei Springer-Maschinenpistolen im Repertoire (MPL und MP5A3) und dachte sich 1988 ein sehr spassiges System aus: Sie verbauten ein Gassystem in jeder dieser beiden Maschinenpistolen, das dafür zuständig war, die BB zu beschleunigen und gleichzeitig einen kleinen Hebel im dauerhaft offenen Hülsenauswurffenster vor und zurück zu werfen.
    Das System kam einer GBB nicht einmal nahe, war aber in der Lage, im hinteren Bereich des Magazins befindliche Plastikhülsen im 9mm Stil in sehr schneller Abfolge aus dem Patronenauswurffenster zu "schnicken".
    Die Schussstärke war absolut vernachlässigbar, die Präzision furchtbar, die Bauart katastrophal spielzeugmäßig, das Plastik knarzig – und trotzdem ist dies eine der spassigsten Kuriositäten, die der Airsoftmarkt hervorgebracht hat :)


    Hier ein Video der MP5A3 in “Action” (fälschlicherweise mit MP5A2 betitelt), Marui bot damals einen Adapter für externen Betrieb an, der den Tank im Griff ersetzte – externe Tanks waren zu der Zeit schließlich sehr, öh, en vogue :D

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    Der schnellste Konkurrent in Sachen GBB war wahrscheinlich FTC, sie brachten 1988 eine Bren Ten GBB auf den Markt, hierüber war aber leider weiter nichts herauszufinden.


    Marushin setzte mit einigen Airsofts im selben Jahr auf gasbetriebene Shellejector – anders als Marui aber tatsächlich als vollwertige Gasblowbacks, die in der Lage waren, Hülsen in die "Patronenkammer" zu laden, die in der Hülse befindliche BB abzufeuern und die Hülse halb- oder gar vollautomatisch auszuwerfen.
    So kam 1988 Marushins erstes M1 Carbine auf den Markt, das auch gleichzeitig die erste "richtige" GBB Langwaffe war.
    Es wartete gleich mit 2 Gastanks auf: Einer für den Schuss, einer für den Blowback.
    Im Magazin war Platz für 8 Plastikhülsen, in denen je eine BB auf den Abschuss wartete, später brachten Dritthersteller auch noch Aluminiumhülsen raus.
    Das System funktionierte wie das Vorbild halbautomatisch, wenn man den vorderen, für das Blowback zuständigen Tank ludt.


    Mehr hierzu in einem bald noch folgenden Review :)


    Noch beeindruckender dürfte aber die 1988er Marushin Uzi GBB Shellejector sein, ebenfalls mit BBs in Plastikhülsen.

    (Bild verlinkt von Toy Saurus)


    Auch die Uzi hatte 2 Gastanks verbaut, einen zum Abfeuern der BBs, einen fürs Blowback, nur lief sie eben auch noch auf Fullauto. Zudem war die Bauqualität hier besser, als beim M1 Carbine, obwohl sie im selben Jahr rauskam, wahrscheinlich, weil Marushin den Body ihrer Uzi Modelgun nehmen konnten.
    Beeindruckend (hier umgerüstet auf extrenen Betrieb):

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    Wer noch mehr über die Marushin Uzi GBB wissen möchte, dem sei dieses Video ans Herz gelegt: https://www.youtube.com/watch?v=drFtxAAV9Bw , es hat auch engliche Untertitel.


    Trotz der inzwischen verbesserten Bauqualität kamen diese Marushins nicht an die Konkurrenz von MGC, JAC und Asahi heran, zudem hatten die Shellejectors natürlich schon damals das gleiche Problem wie heute: Zum Spielen waren sie ungeeignet.
    Aufgrund des mäßigen Erfolgs dieser Marushin Airsofts, sind sie heute sehr selten und gesucht.


    GBBs waren in der zweiten Hälfte der 80er Jahre somit nur vereinzelt anzutreffen, der Großteil der Hersteller konzentrierte sich im Kurzwaffensektor auf NBB, im Langwaffensektor regierte das BV-System mit eiserner Hand.



    Bewegte Jahre: Der GBB-Thron, Modelguns in Filmen und eine schmerzhafte Scheidung


    Die ersten zumindest etwas ernsthafteren Gasblowback Pistolen kamen schließlich erst 1990 auf den Markt, also satte 4 Jahre nach Marui's S&W M59:
    Tanaka's Beretta M1934 und Colt Government waren dann natürlich auch schon von deutlich höherer Qualität und verfügten über stärkeren, spürbareren Blowback.

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    1991 folgten weitere GBB Modelle von Tanaka, unter anderem bereits eine Luger P08 GBB.


    Marushin hielt weiter an der Shellejector-GBB-Taktik fest und brachte von 1990 bis 92 ebenfalls einen Colt Government, eine Beretta M9 und eine CZ75 auf den Markt (diese CZ75 war übrigens der direkte Vorgänger der heutigen Marushin/ASG CZ75 Shellejector-GBBs).


    Der erste Quantensprung in Sachen GBBs war aber, wie hätte es anders sein können, Tanio Kobayashi und MGC vorbehalten: 1991 erblickte ihre Glock 17 GBB das Licht der Welt und zeigte den Airsoftfans bis dato nicht dagewesenes Blowback, Schussstärke und Bauqualität.

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    MGC hatte die Glock 17 als Modell gewählt, weil es sie zum einen noch nicht als Airsoft gab und man zum anderen den technologischen Fortschritt, für den das Realsteel-Vorbild stand, auch in die Airsoftwelt übertragen wollte.
    Ich vermute, dass die sogar in Deutschland recht bekannte (ca. im Jahr 2000 in Deutschland bei Kettner erhältlich gewesen) Omega Glock17 GBB eine Kopie dieser MGC Glock17 war, nur eben schon Mitte der 90er mit dem entscheidenden Vorteil einer Airsoft-Pistole “Made in Taiwan”: Authentischer Metallschlitten.


    Die MGC Glock von 1991 war noch immer nicht ganz auf dem Niveau der GBBs, wie man sie heute kennt (das System erlaubte z.B. kein "offenes" Patronenauswurffenster beim Zurückziehen des Schlittens, zudem kam das Zurückschlagen des Schlittens kurz vor dem eigentlichen Schuss), aber die Airsofter hatten nun endlich eine verwendbare und zuverlässige GBB Pistole.


    Sie dankten es MGC mit entsprechenden Verkaufszahlen, MGC wiederum verbaute das erfolgreiche System in einer Vielzahl von Folgemodellen: Glock 18, 19, 22, Beretta M92F, Colt Government und eine der bis heute gesuchtesten Classic GBBs: Die geradezu unfassbar hochwertige und nach wie vor einzige Heckler & Koch P7M13 GBB.


    MGC war in diesen Jahren eine geradezu gigantische Firma, je nach Quelle bis zu doppelt so groß wie Marui heutzutage.
    Neben der Erfolgsserie ihrer Gasblowback-Pistolen, stellten sie auch seit Ende den frühen 80er Jahren Modelguns für japanische Actionfilme her und belieferten über den amerikanischen Importeur RMI / Collector's Armory (siehe Teil 1 der "Airsoft-Geschichtsstunde) sogar in großem Stil US Produktionen – genau genommen in derart großem Stil, dass ich darauf wetten würde, dass so ziemlich jeder hier im Forum schonmal eine MGC M16 in Film und Fernsehen gesehen hat ohne es zu wissen :)


    Die MGC M16 aus den späten 70ern war eine hochwertige, authentisch aussehende Replik und sie war über Collector's Armory in den USA leicht erhältlich, leichter als z.B. "Rubber Ducks", die Trainingswaffen der US Army.
    Da die Modelguns zudem auch durchaus robust genug für Stunts waren, wurden Film- und TV-Produzenten schnell darauf aufmerksam.
    Meist wurden sie im Hintergrund verwendet, wer drauf achtet, erkennt vielleicht gelegentlich den Unterschied zum echten M16: die MGC hat eine kleinere und gerade "Ausbeulung" beim Forward Assist Knob und statt desselben eine Innensechskant-Schraube, die an dieser Stelle Upper und Lower Receiver zusammenhält:

    (Bild verlinkt von der Interne Movie Firearms Database)


    Die Liste der Produktionen, in denen MGC M16 Modelguns verwendet wurden, ist beeindruckend:
    Apocalypse Now, First Blood / Rambo I und II, Ghostbusters, James Bond Moonraker / The Spy who loved me / Octopussy, Commando, Predator, Full Metal Jacket, Lethal Weapon, Hamburger Hill, A-Team (die Serie natürlich :)), Tour of Duty (lief hier unter dem geistreichen Titel "Nam – Dienst in Vietnam"), Law and Order, Criminal Minds und noch einige andere (selbst "neuere" Filme wie der 2003er Hulk).


    Mit dem Erfolg im GBB-Geschäft, ihren hochwertigen Modelguns, die sowohl im Inland beliebt waren, als auch in Film und Fernsehen Verwendung fanden sowie einem fast schon hauseigenen Importeur in den USA erscheint MGC's Absturz umso verwunderlicher.


    Glaubt man Tanio Kobayashi's Rekapitulation dieser Zeit, verlor der Präsident von MGC mehr und mehr das Interesse am Waffenreplikenmarkt, sodass sich Tanio aus der Firma verabschiedete, bevor der Präsident sie "gegen die Wand" fuhr.
    Hier muss man eventuell noch darauf hinweisen, dass der Präsident einer Firma in Japan einen deutlich höheren Stellenwert hat, als in westlichen Firmen mit Vorständen und ähnlichem – fällt der Präsident einer japanischen Firma aus oder trifft er falsche Entscheidungen, geht eben die gesamte Firma mit unter.


    In den frühen 90ern verließ Kobayashi somit MGC, eine schmerzhafte Scheidung nach über 30 Jahren:

    (Tanio Kobayashi's Abschiedsparty bei MGC, Bild verlinkt aus dem MP40 Modelguns Forum).
    MGC produzierte natürlich auch noch weiterhin und brachte auch in den folgenden Jahren bis 1994 Modelguns und neue GBBs auf den Markt – doch 1994 war Schluß.
    Mitten in Japans schlimmer Wirtschaftskrise – auch hierzu später noch deutlich mehr – ging MGC bankrott und schloß die Pforten.


    Tanio, jetzt als Freelancer unterwegs, begann sofort damit, für andere Hersteller Airsoftwaffen zu entwerfen. So entwarf er 1992 eine GBB für einen Hersteller, der bis zu diesem Zeitpunkt eigentlich nur Langwaffen und Maschinenpistolen gebaut hatte, nämlich JAC.
    Die JAC Browning Hi-Power überraschte die Szene mit einer nahtlosen Gussform und der Imitation einer puderbeschichteten Oberfläche, sie übertraf damit sogar MGCs Pistolen in Sachen Bauqualität und zeigt, wie ehrgeizig JAC in den frühen 90ern war. Das System entsprach fast 1 zu 1 dem der MGC Glock 17.


    Die JAC Hi-Power verkaufte sich gut, dies war jedoch kein Vergleich zum Erfolg, den MGC mit ihrer vielfältigen GBB-Produktlinie zu dieser Zeit noch hatte. Trotzdem stieß ein ganz anderer Hersteller MGC 1993 vom Thron: Western Arms brachten 1993 ihre Beretta M92 auf den Markt, in der sie zum ersten Mal ihr Magna Blowback System einsetzten.
    Der Aufbau der WA Beretta war nochmal ein gutes Stück näher am realen Vorbild als die GBBs aus dem Hause MGC und entspricht ziemlich genau dem, was man heute als GBB kennt.
    Das Zerlegen läuft fast exakt wie bei einer echten Pistole und das "Hülsenauswurffenster" ist vollständig offen, wenn sich der Schlitten in der hinteren Position befindet.

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    Das alles gepaart mit sehr großer Zuverlässigkeit und der hohen Bauqualität, für die Western Arms bekanntermaßen schon Berühmtheit erlangt hat, sorgten für einen gewaltigen Erfolg.
    Western Arms begannen, sich voll und ganz auf den GBB Markt zu konzentrieren.


    Das System war so ausgereift, dass es WA's Beginn als Premium-GBB Hersteller begründete und die Firma durch die Wirtschaftskrise der 90er trug.
    Es war außerdem so gut, dass noch ein weiterer High-End Hersteller aufsprang: Tanaka baute GBBs mit dem Magna-Blowback System in Lizenz.
    FOTO TANAKA P226
    (Foto einer Tanaka P226 von 1995)


    Möglicherweise war die Schmach, dass WA dem eigentlichen Platzhirsch MGC in Sachen GBBs den Rang ablief einer der letzten Sargnägel in MGCs bereits begonnener Firmenaufgabe.

    “The airsoft gun is not about power. It should be about enjoyment.” – Tanio Kobayashi, 2003


    ...und kaum einer hatte dabei so viel enjoyment wie Bulldoxx - RiP

    2 Mal editiert, zuletzt von Pydracor ()

  • Airsoftmatches auf hohem Niveau voller vielfältiger Airsoftmodelle


    Werfen wir aber zunächst mal einen Blick auf die allgemeine Airsoftszene dieser Zeit.


    Die Elektro-Hybrid-Airsofts wurden also links liegen gelassen, die GBBs bis einige Jahre in die 90er hinein noch nicht ausgereift, dafür wurde es im Bereich der NBB und vor allem BV-Airsofts ganz schön bunt - nicht bezogen auf die Farben, sondern auf die Modellvielfalt :)
    Diese stieg vor allem durch die deutlich ansteigende Verwendung des BV Systems in der Ära von Mitte der 80er bis Mitte der 90er, also in der Blütezeit dessen, was man heute als "Classic Airsoft" bezeichnet, rapide an.


    Wie oben schonmal erwähnt, sprangen gleich mehrere Hersteller auf den BV-Zug auf, dem BV System baugleiche oder darauf basierende Systeme wurden von MGC, FTC, Kokusai, Maruzen, MMC, Sun Project und ToyTec in ihren Airsoftmodellen verbaut.
    Zu den vielen Vorzügen des Systems kam der Umstand, dass man es mit ziemlich geringen Abmessungen bauen konnte, sodass es ohne Weiteres auch in kleinen Maschinenpistolen verwendet werden konnte, auch "außergewöhnlichere" Vorbild-Formen ließen sich ohne weiteres mit BV Internals bestücken. Auch wenn bereits damals das vorherrschende Modell die AR15 in allen erdenklichen Varianten war, nutzten die Hersteller den Größenvorteil des BV-Systems in ordentlicher Vielfalt aus.


    Erwähnenswert ist noch, dass sich nach einigen Jahren JAC und Asahi entschieden, jeweils auch eigenständige Projekte zu verfolgen. Man zerstritt sich nicht, die Kooperation bestand weiter, doch ab Ende der 80er gab es eben zusätzlich auch noch Airsofts von nur JAC und nur Asahi.
    Hierbei verdeutlichte sich noch, dass Asahi strikt den "air-fed" Weg ging, während JAC beim "spring-fed" blieb. Beide wandten sich kurz vor Mitte der 90er und dem Classic-SuperGAU aber auch komplett anderen Systemen zu.
    Des Weiteren entwickelte sich Asahi schließlich mehr und mehr zum damaligen Premium-Hersteller, sie waren nach heutigen Standards zum Ende hin wohl irgendwo zwischen Marui (Kreativität in Sachen System) und Inokatsu (Bauqualität) anzusiedeln.


    JAC blieb eher im oberen Mittelfeld mit einigen Ausbrüchen ins Premium-Segment, sie bedienten aber zu großen Teilen die breite Masse.
    Eine ähnliche Rolle kam MGC zu, die jedoch nach wie vor auch ihre Modelgunsparte verfolgten und sich nicht zu 100% dem Airsoftmarkt widmete.
    Hersteller wie FTC und Maruzen schafften nie den Sprung zu den richtig Großen (eventuell wollten sie das auch gar nicht), sie hatten dennoch passablen Erfolg. In noch weiter absteigender Firmen- und Erfolgsgröße gab es schließlich noch Kokusai, ToyTec, Yonezawa / KHC, Sun Project, MMC, Fujimi, Pointo und noch einige, die teilweise nur ein oder zwei Airsoftmodelle überhaupt rausbrachten.


    Interessanterweise bekleideten WA, Marushin und Tanaka schon damals mehr oder weniger die gleiche Rolle in der Airsoftszene wie heute: WA experimentierte zunächst ein wenige herum, beschränkte sich dann aber vollständig auf High-End GBB Pistolen, Marushin baute damals schon unbeirrt einen qualitativ mittelmäßig bis leicht gehobenen Mix aus NBBs, GBBs und ignoriert die Spielerschaft rigoros mit sich immer wieder ins Programm einschleichenden Shellejctors, Tanaka konzentriert sich schon immer auf hochwertige Gas-NBB Repetierer (Karabiner und Schrotflinten) und Revolver, sowie auf einige wenige sehr gute GBB Modelle.


    Alle drei sprangen nicht auf den BV-Zug auf und das, obwohl es zu dieser Zeit das definitiv am weitesten verbreitete System auf den Spielfeldern war.
    Die Leistungsfähigkeit der Airsofts ab Anfang der 90er war bereits mit der heutigen vergleichbar, man kann hier eigentlich sagen, dass sich Reichweite, Präzision und Feuerrate (außerhalb Deutschlands...) seit dieser Zeit bis heute nicht wesentlich verbessert haben.


    Heutzutage ist es bekanntermaßen Standard, dass für eine breite Masse von Airsoftwaffen Zubehör- und Tuningteile von Drittherstellern angeboten werden und dass manch Nischenhersteller sogar ganze Airsofts produziert, die Teile bereits existierender Modelle verwenden (z.B. Hephaestus).
    Tatsächlich gab es das sogar damals schon.


    Tuninghersteller boten interne Teile für BV Guns wie Recoil-Weights, größere Airchambers, Subchambers und Stahlteile an, kleine Airsoftschmieden wie "Sheriff" und "ANGS" boten komplette Waffen an, die entweder von ihnen High-End getunt worden waren oder die in
    Eigenproduktion mit Fremdteilen gebaut wurden.

    (Bild verwendet mit Erlaubnis des Urhebers)
    Hier als Beispiel ein ANGS M16A2 Carbine – eine Asahi Airsoft, die offiziell von ANGS extrem hochgezüchtet angeboten wurde und für einen exorbitant hohen Verkaufspreis über den Ladentisch ging.
    ANGS verbaute hier einen sogenannten S(pin)C(ontrol)S(ystem)-Barrel, der eine frühe Form des Hopups darstellte und bereits in den frühen 90ern über einen Gummi, der von oben auf die BB einwirkte Backspin erzeugte.


    Noch effektiver waren bei den BV Guns aber die sogenannten LRBs – die Long Range Barrels.
    Da die BB beim BV-System bauartbedingt als allererstes nach dem Verlassen des Magazins einen vollständigen O-Ring passieren muss, war ein normales Hopup mit oben auf die BB einwirkendem Gummi kaum möglich. Die BB wäre beim Kontakt mit dem Hopup-Gummi zwangsweise bereits in Bewegung gewesen, sodass sie ausschlagen und im Folgenden im Innenlauf anecken und hin und her dotzen würde. Wie dies genau beim SCS gelöst wurde, konnte ich leider nicht herausfinden...


    Schlaue Tüftler bei Sheriff, einer kleinen Airsoftschmiede die sich auch gerne mal außergewöhnliche und extrem seltene Customguns auf Basis einiger Classic Airsoftguns auf den Markt gebracht hatten (die „bekannteste“, wenn man das denn so nennen kann, dürfte wohl die Fantasiewaffe “Highlander Magnum” sein) dachten sich darum ein System aus, das es der BB ermöglichte, durch Kontakt über die gesamte Lauflänge einen Backspin zu erhalten: Der Long Range Barrel, kurz LRB wurde 1990 geboren und sorgte für einen neuen Reichweitenschub als Zubehörteil für JAC und Asahi Airsofts.
    Kurz darauf wurde er auch von ANGS angeboten, in den folgenden Jahren stiegen noch andere kleine Airsoft- und Machine-Shops ein (auch in den USA, hier zum Beispiel von AS4L)

    Beim LRB handelt es sich um einen Messinglauf, der über eine minimal abschüssige Bohrung verfügte, die zudem leicht versetzt zur BB-Abschusskammer bzw. dem BB-Abschuss-O-Ring begann.

    (Bild verlinkt von Shooter.hu)


    Welche physikalischen Faktoren beim LRB noch mitwirken, kann ich auch nicht genau sagen, simpel formuliert kann man es so beschreiben:
    Die BB hat durch die leicht nach oben versetzte Bohrung zu Beginn des Abschussvorgangs sofort nach dem "Verlassen" des O-Rings Kontakt zur Oberseite des LRB und rollt über die gesamte Lauflänge an dieser Oberseite entlang.
    Sie erhält so einen sehr stabilen Backspin, dies wird noch leicht beschleunigt durch die entgegengesetzte Zurück-Bewegung des Laufes.
    Anders als bei AEGs, bei denen die BB einen einzigen Impuls bekommt, der sie dann durch den Lauf befördert, wird die BB beim BV System vom sich ausbreitenden Gas / der Druckluft durch den gesamten Lauf getrieben, somit entsteht auch durch das Entlangrollen kein bzw. kaum Geschwindigkeitsverlust, das Gas beschleunigt die BB immer weiter.


    Da der LRB (ebenso wie der SCS Innenlauf) demnach nicht einfach nur ein "symmetrisches" Rohr war, sondern immer die gleiche Ausrichtung haben musste, um zu funktionieren, sorgte eine am Lauf fixierte Hülse, der sogenannte “Anti rotation collar” dafür, dass der LRB nicht rotieren kann, in den meisten Fällen lief dann eine im Collar fixierte Schraube in einem Schlitz im Outerbarrel mit dem Innenlauf vor und zurück.
    Dies ist bei allen LRBs und SCS nötig, egal um welche Classicgun es sich handelt.


    Der im Vergleich zur Visierlinie abschüssige Lauf lässt die BB dann zunächst leicht unterhalb der gedachten, geraden Schusslinie fliegen, der Backspin trägt sie nach und nach über diese gedachte Linie und schlussendlich senkt sie sich wieder.
    Es entsteht eine extreme Reichweite mit fast „Flat Trajectory“ (sinngemäß: gerade Flugbahn), die speziell bei den Asahi BV-Varianten für ungläubiges Kopfschütteln sorgt: Effektiv ca. 80 - 90 m.


    Mit SCS und LRBs ausgestattete Airsoftguns sorgten somit schon in den frühen 90er Jahren dafür, dass Airsoftmatches ohne weiteres bereits damals auf heutigem Niveau ausgetragen werden konnten.
    Auch heute noch gibt es weltweit – vor allem natürlich in Japan, den USA und den Philippinen (dort gibt es eine riesige Airsoftszene) – eine Vielzahl an Classicfans, die mit ihren über 20 Jahre alten Repliken gegen moderne AEGs und GBBRs antreten und das mit Sicherheit nicht chancenlos!


    Schlauch und Tank sind Dank Systemen wie Polarstar, Wolverine und Tippmann schon seit einigen Jahren wieder schwer im Kommen, SO schlimm kann es also nicht gewesen sein :)
    Dennoch machte sich schon damals eine Firma Gedanken, wie man den lästigen externen Tank inklusive Schlauch loswerden könnte...



    Mr. Iwasawa's Geniestreich


    Das "I" aus Herrn Iwasawa's Nachnahmen verwendete er mit dem traditionell glückbringenden Wort "maru", japanisch für "rund" oder "Kreis", um den Firmennamen "Marui" zu kreieren und Maruis Firmenhistorie ist eine einzige Erfolgsgeschichte von den 60ern bis heute.


    Marui war zunächst ein Spielzeughersteller, der mit Waffenrepliken gar nichts zu tun hatte. Sie bauten Wurfgleiter, Modelle japanischer Baseballspieler, Horrorspielzeug wie die krabbelnde Hand und der Walking Neck oder Modelle aus japanischen Monsterfilmen.
    Modellautos und RC-Cars baut Marui bis heute und in den 70ern stiegen sie in den Modelgunmarkt ein (siehe auch "Airsoft-Geschichtsstunde" Teil 1).
    Besonders empfehlenswert ist hier der Artikel bei Popular Airsoft anlässlich des 50-jährigen Firmenjubiläums Tokyo Maruis.


    Schon seit den frühen 80ern war Marui, wie bereits oben beschrieben, im Airsoft-Business tätig und mehr oder weniger erfolgreich. Ihre Modelle erreichten nicht die Bauqualität der Konkurrenz von MGC oder Asahi, waren dafür aber günstig zu erstehen, was natürlich vor allem bei der jungen Kundschaft gut ankam.


    Dem aufmerksamen Leser fällt hier vielleicht die Verbindung auf, die zu einer der wichtigsten Erfindungen der Airsoftszene führte:
    Marui hatte zum Einen ausgiebige Erfahrungen mit Elektromotoren und Akkutechnik durch ihre RC-Car Sparte und zum Anderen ebensolche Erfahrung mit Waffenrepliken durch ihren Einstieg in die Modelgunproduktion Ende der 70er.
    Die Erfindung der AEG (Automatic Electric Gun) kann da ja fast schon als logischer Schritt bezeichnet werden :)


    Marui hatte 7 Jahre an diesem System gearbeitet, 7 Jahre, in denen die Elektroversuche der Konkurrenz aus dem Hause WA, Yonezawa und MGC kamen und (ver)gingen. Marui brachten schließlich 1991 ihre FAMAS 556 F1 auf den Markt, die erste rein elektrisch betriebene Airsoft der Welt.

    (Bild verlinkt von Popular Airsoft)


    Sie hatten die Herausforderung gemeistert, eine zuverlässige Mechanik zu entwickeln, mittels der sich eine Drehbewegung – Elektromotor – in eine lineare Bewegung – Piston – umsetzen ließ, und das auch noch auf so kleinem Raum, dass es in eine vorgegebene Waffenform passte.
    Klar, heute erscheint das selbstverständlich, damals war es eine Revolution.

    (Bild einer V2 Gearbox, verlinkt von Wikipedia)
    Semi- und Vollautomatik waren auch mit dieser Technik ohne weiteres möglich, die Energiequellen waren in Form von Akkus, wie sie auch in RC-Cars verwendet wurden leicht erhältlich und weit verbreitet und Strom hatte natürlich jeder zuhause – im Gegensatz zu CO2 oder HPA in größeren Behältnissen ;)


    Marui war zudem so schlau, keinen übertriebenen Aufwand in Bezug auf die Waffe um ihre Gearbox herum zu betreiben, die FAMAS war zwar qualitativ auf höherem Niveau als Maruis 80er Jahre Eskapaden, aber noch immer weit von z.B. JACs oder Asahis der gleichen Ära entfernt – und somit deutlich günstiger zu produzieren.
    Es wurde geradezu ein Steckenpferd von Marui, dass sie die gesamten 90er hindurch keine Metall-Langwaffen bauten, obwohl die japanische Gesetzgebung dies zugelassen hätte.
    Die günstigen Produktionskosten und die damit zusammenhängende Erschwinglichkeit der Airsoftwaffen aus dem Hause Marui sicherte ihnen das Überleben – mehr dazu gleich.


    Um den großen Schritt zu bewerben, den diese Entwicklung darstellte, veröffentlichte Marui ein Video, das heutzutage wahrscheinlich viele kennen: Der "Marui – Man" schaltete natürlich reihenweise die Gegner mit ihren umständlichen gasbetriebenen Airsofts aus :)

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    Ganz nebenbei hatte Marui übrigens auch noch das Aufziehsystem für High-Cap-Magazine erfunden und sogar ein Tracer (!) konnte ab 1991 auf Airsoftwaffen geschraubt werden.


    Es dauerte dennoch ein bisschen, bis sich ausreichend viele Spieler an das neue System gewöhnt hatten und Marui brachte besonnen erst 1992 die nächsten AEGs auf den Markt, eine M16A1 und eine MP5A5.
    Trotzdem kann man den Erfolg der AEGs durchaus als schnell bezeichnen und er wuchs in den folgenden Jahren exponentiell.
    Ein Kritikpunkt der ersten AEGs war die relativ niedrige Schussstärke, hier hatten gerade extern gasbetriebene Airsofts mit ihrem verstellbaren Regulator natürlich mit Leichtigkeit die Nase vorn und die Stärke war zu dieser Zeit noch nicht durch die japanische Gesetzgebung reglementiert.


    Marui hätte hier vermutlich auch leicht die Stärke ihrer AEGs erhöhen können, das war aber nicht ihr Ziel. Stattdessen führten sie mit der FAMAS 556 F1 SV 1993 das erste HopUp ein, wodurch auch bei niedrigerer Power eine gute Reichweite erzielt werden konnte.
    Marui zeichnet somit innerhalb weniger Jahre für die Erfindung der AEG, des HiCaps, des Tracers und des HopUps verantwortlich – das hat definitiv Respekt verdient!
    Damit verstärkte Marui noch den Gegentrend zu den immer stärker werdenden Gasguns, der bereits mit den LRBs begonnen hatte, die ihre optimale Wirkung eben gerade NICHT bei Schussstärken jenseits der 500fps entwickelten, sondern bei unter 400fps – das dürfte auch Tanio Kobayashi gefreut haben, der bereits Mitte der 80er einen solchen Trend bei den immer stärker werdenden Springern sah und 2003 in einem Interview das sehr schöne Zitat prägte:


    “The airsoft gun is not about power. It should be about enjoyment.” – Tanio Kobayashi, 2003
    ("Bei einer Airsoft geht es nicht um Schussstärke. Es sollte um Spass gehen.")


    Nun waren sie also aus dem Sack, die AEGs :)


    Entgegen der oft zu findenden Annahme, die Erfindung der AEG habe zum Ende der Classics und der entsprechenden Hersteller geführt, bin ich allerdings wie viele andere Classic-Begeisterte (die ersten Marui AEGs sind hier explizit ebenfalls bei der Bezeichnung "Classic" mitgemeint) der festen Überzeugung, dass dies nicht der Fall war.


    Marui war durchaus relativ schnell, was den Ausbau ihrer AEG-Modellpalette anging, aber anzunehmen, der Release von 5 verschiedenen AEG-Modellen eines einzelnen Herstellers (FAMAS, M16, MP5, AK47, G3, teilweise in verschiedenen Varianten) könne in einem Zeitraum von lediglich 2 - 3 Jahren über die Hälfte der Konkurrenzfirmen komplett ausschalteten, erscheint fast schon albern – wir reden hier von ca. 7 – 8 Firmen, darunter die 3 "Big Player" der damaligen Airsoftszene.
    Zwischen 1992 und 1994 verschwanden MGC, Asahi und JAC, die zu der Zeit allesamt deutlich größer waren als Marui (besonders MGC war geradezu gigantisch groß), ebenso lösten sich FTC, Toytec, Kokusai, KTW (letzteren gelang Ende der 90er aber noch ein erfolgreiches Comeback), sowie die Mini-Hersteller MMC/KSK, Marukoshi und LS auf.
    Die Airsoftszene in Japan und inzwischen auch den USA und anderenorts wäre definitiv mehr als groß genug gewesen, ausreichend Kundschaft für alle Systeme zu bieten.


    Was heutzutage vermutlich zudem viele gar nicht wissen:
    Genau wie nach dem Erfolg des von JAC/Asahi erfundenen BV Systems in der zweiten Hälfte der 80er Jahre, sprangen auch beim AEG-System andere Hersteller auf; hier wiederhole ich mal den Satz von oben: Setzt sich etwas durch, baut es jeder :)


    Hier eine kleine, eventuell überraschende Übersicht der frühen 90er :)
    WA bauten eine elektrische Beretta Auto9, JAC bauten die erste AUG AEG (sogar mit einer frühen EBB Technik), ein gänzlich unbekannter Hersteller namens "Gunze" versuchte sich an einer Socimi Type 821 AEG, Marushin kreierten eine elektrische Beretta M92, FTC hatten eine rein elektrische MP5SD3 und eine MP5K im Programm, ToyTec stellten die erste P90 AEG her.
    Vermutlich war keines der Systeme so ausgereift wie Maruis, aber mit etwas mehr Zeit hätte sich mit gewisser Wahrscheinlichkeit ausreichend Konkurrenz für Marui entwickelt.


    Man kann für die Jahre ca. 1990 – 1994 somit eigentlich zusammenfassend sagen: Airsoft ging es in Japan sehr gut!
    Es gab eine gesunde Anzahl verschiedener Hersteller, die eine beeindruckende Modellvielfalt leistungsfähiger Airsoftguns anboten, von NBB-, sowie nach und nach immer hochwertigeren GBB-Pistolen über BV Guns mit SCS und LRB hin zu einem wachsenden AEG-Markt hätten die Aussichten eigentlich kaum besser sein können.
    Den Herstellern ging es natürlich ebenso gut – im Endeffekt ZU gut.


    Wenn man nun also der Überzeugung ist, dass die AEGs nicht für den Niedergang der Classics verantwortlich waren, was war es dann?
    Meine Vermutung und die so einiger anderer: Misswirtschaft, Selbstüberschätzung und höhere Gewalt in der "Ushinawareta Jūnen".
    In der was?...

    “The airsoft gun is not about power. It should be about enjoyment.” – Tanio Kobayashi, 2003


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  • Ushinawareta Jūnen – Die verlorene Dekade


    Noch vor Mitte der 90er überschlugen sich die Ereignisse regelrecht und führten zum Ende gleich mehrerer Firmen, die heute als die typischen "Classic Airsoft Hersteller" gelten.
    Der Hauptgrund wird vor allem von solchen Anhängern der Classic Szene, die mindestens seit den 90ern dieses Hobby betreiben in der Finanzkrise Japans, dem Beginn der "Ushinawareta Jūnen", der "verlorenen Dekade" gesehen.


    In Japan geschah Ende der 80er Jahre etwas, das der weltweiten Finanzkrise 2009 sehr ähnelte.
    Die japanische Ökonomie boomte, der Export litt aber unter dem zu starken Dollar.
    Die G5 Staaten beschlossen eine Wertsenkung des Dollars und – Achtung, ab hier wird einem das Ganze beängstigend bekannt vorkommen – Japans Notenbank senkte allein ab 1986 satte 13 Mal den Leitzins, die Japaner liehen sie reihenweise günstig Geld, kauften damit Aktien und Grundstücke und bauten Häuser.


    Die Firmenwerte an der Tokioter Börse explodierten, Immobilienpreise stiegen ins Unermessliche (theoretisch war das Grundstück des Tokioter Palasts mehr wert als Californien), Firmen setzten die extrem wertvollen Grundstücke als Pfand ein, um sich neue Kredite aufzunehmen, mit denen sie Gebäude und Fabriken bauten, die keiner brauchte.
    1990 stoppte die Notenbank den Boom abrupt mit der Erhöhung des Leitzinses, dies war der Anfang vom Ende.
    Die faulen Kredite wurden vertuscht, um Banker zu schützen, Japan weigerte sich lange Zeit, Banken untergehen zu lassen oder zu verstaatlichen.


    Die Folgen kurz und vereinfacht zusammengefasst (das Alles ist logischerweise unfassbar viel komplexer, aber hier geht's ja um Airsoft, nicht um Finanzen :)):
    Die Börse crashte, die Immobilienblase platzte, der Kreditstrom versiegte, dem folgte ein allumfassender Preisverfall und der Einbruch des Konsums.

    (Verlinkt von Wikimedia Commons)


    Da sich Japans Ökonomie auch nach 10 Jahren noch nicht wieder erhlot hatte, wurde aus der Ushinawareta Jūnen schließlich die Ushinawareta Nijūnen, die "zwei verlorenen Dekaden", da die Spätfolgen tatsächlich sogar noch bis heute andauern.
    Wer sich hierfür interessiert: Es gibt Unmengen an Artikeln und Internetseiten über die Krise in Japan, zudem gibt es mindestens ebenso viele Artikel und Internetseiten die über die erschreckenden Parallelen zur aktuellen Weltwirtschaft sehen.


    Wie bereits oben beschrieben hatte hier Tokio Marui den richtigen Riecher, eine revolutionär gute Idee und das Quäntchen Glück, das sie benötigten. Die Herstellung ihrer AEGs war verhältnismäßig günstig leistbar, die Gehäuse aus Kunststoff, simpel aufgebaut und leicht massenweise zu fertigen, der Preis lag auf Höhe der weitverbreiteten Standard BV-Guns – das passte gut zur gesunkenen Kaufkraft der Japaner.
    Maruis größte Konkurrenten brachen im Laufe der folgenden gerade mal 2 – 3 Jahre fast komplett weg und der Siegeszug der AEGs war unumgänglich.


    Nun stellen wir uns also vor, was mit kleineren Airsoftfirmen Anfang der 90er passierte, die nicht extrem vorsichtig wirtschafteten und keine geniale Erfindung in Petto hatten.


    Ebenso muss man versuchen, sich vorzustellen, was mit großen Firmen wie JAC und Asahi passiert, die gerade zu dieser Zeit entschieden, Airsoft mit ihren Premium-Produktlinien auf ein neues Level zu heben und hierfür ordentlich Geld in "Research & Development", also "Forschung & Entwicklung" stecken mussten, neue Fertigungsmaschinen brauchten und das entstandene Produkt zu einem Preis anbieten mussten, der all das wiederspiegelte – Asahi hatten 1989 mit dem MG34 vorgefühlt und setzten 1991 mit ihrer M249 das High-End Programm fort (interessantes und seltenes Foto einer Asahi Werbeanzeige für ihre Minimi: Klick). 1993 sollte der große Wurf kommen und es warteten gleich drei neue Airsofts in den Läden auf Käufer (mehr zu diesen drei Airsofts gleich) – die Preise all dieser High-End Airsofts lagen, rechnet man sie in etwa in heutige Preise um je nach Modell bei ca. 1.200€ bis 2750,00€ (!!!).
    Den Kunden sind wahrscheinlich die Augen aus dem Kopf gefallen :)


    JAC und Asahi setzten genau zur falschen Zeit auf High-End...



    …und Ikarus erhob sich zu hoch...


    Wer tatsächlich bis hier gelesen hat, dem wird nicht entgangen sein, dass ich ein großer Fan der Airsofts von Asahi bin – und ebenso faszinierend ist in meinen Augen ihr Abgang, denn dieser erfolgte glaubhaften Gerüchten zufolge nicht etwa stillschweigend, wie bei so ziemlich allen anderen Airsoftfirmen, sondern eher mit beeindruckendem Drama :)


    Asahi hatte wie oben beschreiben 1993 Großes in Sachen High-End vor, und das, obwohl zu dieser Zeit die Blase schon geplatzt war – von "Pech" kann bei solcher Misswirtschaft nicht mehr wirklich die Rede sein.
    Aber egal, beeindruckend war's trotzdem :) Sie wollten drei Airsoftmodelle mit bis dato unerreichter Bauqualität und revolutionären Systemen herstellen.
    Eines sollte das Nonplusultra in Sachen konstanter Schussleistung sein, eines in Sachen Feuerrate und Größe, eines in Sachen Realitätsnähe.
    So bauten sie drei Airsofts, die heute in der Classic-Szene gerne abwechselnd mit “Holy Grail” betitelt werden und die selbst für viele Nicht-Classicfans ein Begriff sind:
    Die Asahi WA2000, M134 Vulcan und M700 / M40.


    Die WA2000 verwendete ein vor allem für die damalige Zeit geradezu unfassbar weit entwickeltes Solenoid-System: Der Abzug betätigte nur einen Micro-Schalter, der über eine akkubetriebene Platine dafür sorgte, dass ein Elektromagnet das Gasventil immer für die exakt gleiche Dauer öffnete.
    Das Resultat war, dass jeder Schuss der WA2000 gleich stark war, es gab vor allem bei der Verwendung von HPA praktisch keinerlei Schwankungen. Sie war praktisch komplett aus dickem Aluminium und hochwertigem, schwerem Nussbaumholz gefertigt.

    Es wurden wie geplant 125 STD (Standard) Modelle und 125 DX (Deluxe – mit internem Tank und Zweibein) gebaut. Die STD kostete 198.000 Yen, das entspricht in etwa einem heutigen Preis von 1.600,00€, die DX lag bei 260.000 Yen, etwa 2.100,00€.


    Die M134 Vulcan – lustigerweise auf der Plakette an der Waffe mit “Valcan” betitelt – sollte die Feuerrate im Airsoftbereich auf ein neues Level heben und dem Vorbild in nichts nachstehen.
    Sie verwendete einen Akkupack für das Drehen der Läufe und einen speziell für sie gebauten, besonders großen externen Tank zum Abfeuern der Bbs.
    Die Feuerrate lag bei originalgetreuen 80 Schuss pro Sekunde (!!!), die Bauqualität war wie bei den anderen Modellen 1993 auch unfassbar hoch.

    https://www.youtube.com/watch?v=ybJXKbP2lZE
    Über die gefertigte Stückzahl war nichts herauszufinden, sie dürfte vermutlich auch auf 250 Stück limitiert gewesen sein, die M134 kostete satte 350.000,00 Yen, umgerechnet etwa 2.750,00€.


    Die M700 / M40 war meines Wissens nach die erste Shellejector Airsoft der Welt, bei der das Gas bzw. die Druckluft in den Hülsen saß und nicht in einem Tank in der Waffe selbst oder dem Magazin.
    Man schraubte immer jeweils eine Hülse auf eine Handpumpe und setzte den Tank der Hülse mittels Pumpbewegungen unter Druck. Vorne wurde die BB in die Hülse gesetzt, dann ludt man das Gewehr wie sein echtes Vorbild: 5 Patronen ins interne Magazin, mit jeder manuellen Repetierbewegung des Verschlusses wurde eine neue Patrone geladen.
    Auch hier wieder: Extrem hohe Bauqualität in Vollmetall (sogar ein Stahlverschluss!), hochwertigem Holzschaft, einer spitzenmäßigen Handpumpe (meine ist heute noch in einwandfreiem Zustand) und hier auch noch einem genialen Shell-System: Die Shells von 1993 sind auf breiter Front auch heute noch dicht, die als Zubehör erhältlichen Asahi "Hard-Air" Shells liefern zwischen 500 und 600 fps!

    Es wurden wie geplant 125 Exemplare der M700 mit Kunststoff-Schaft gebaut, die bei 158.000,00 Yen / ca. 1.250,00€ lag, sowie 125 Exemplare der M40A1 mit Holzschaft, für die 178.000,00 Yen / ca. 1.450,00€ fällig waren.


    Nicht geplant war dann jedoch, was mit der M700 / M40 geschah. Heute existieren viele verschiedene, teils unglaubwürdige, teils gänzlich hanebüchene Gerüchte dazu, sucht euch einfach eins aus :)
    - Durch Verwendung extrem leistungsfähiger Shells, extrem leistungsfähiger Auslösefeder und extrem viel Muskelkraft schaffte die M40 angeblich Schussleistungen jenseits der 1000 fps und war damit in Japan illegal
    - Die M40 ließe sich ganz leicht so umbauen, dass sie scharfe .22 Munition verwenden konnte und war damit in Japan illegal
    - Es gäbe ein Umbaukit für die M40, welches die Verwendung scharfer .22 Munition zuließ, oder sie war in der Lage, einen echten .22 Verschluss zu verwenden, damit war sie in Japan illegal.
    - Sie könne schlichtweg die echte 7,62mm Munition des Vorbilds verwenden. Ja, auch das habe ich tatsächlich in einigen wenigen Forumposts gelesen O.o


    Wieviel auch immer dran sein mag an den Gerüchten, für die japanischen Behörden muss etwas glaubhaftes dabei gewesen sein – wir erinnern uns an die extrem restriktiven Waffengesetze und den dadurch natürlich über Jahre entstandenen, übersensiblen Umgang mit diesem Thema in Japan.
    Es gibt Anzeichen, dass Asahi noch versuchte, durch Änderungen an der Patronenkammer gegenzusteuern, doch es half alles nichts.


    Die Behörden reagierten schnell und hart: Jede M40 und M700, die sich über Rechnungsadressen, eingeschickte Garantiekarten und ähnliches aufzufinden war wurde eingezogen und vernichtet.
    Eine handvoll Exemplare, die das Land bereits durch Export verlassen hatten oder schlicht nicht aufgefunden wurden, überlebten diese Aktion, heute existieren noch geschätzte 20 – 25 Asahi M700 / M40.
    Der Präsident von Asahi ging hierfür noch 1993 ins Gefängnis, die Firma war führungslos und stand sowieso vor einem finanziellen Desaster.


    Es ist wohl leicht vorstellbar, dass die Herstellung dieser drei Airsofts zudem absolute Unsummen für die Entwicklung und die Produktion verschlungen hat. Revolutionäre Systeme, extrem hochwertige Materialien und immens komplexer Fertigungsaufwand vertrugen sich weder mit der Wirtschaftskrise, noch mit einem Geschäftsführer im Bau.
    Das war somit der Paukenschlag, mit dem sich Asahi 1993 verabschiedete.


    Ein ähnliches Schicksal, allerdings ohne die Gefängnisgeschichte, ereilte tragischerweise nur ein Jahr später Asahis Schwesterfirma JAC.
    Auch sie hatten sich auf die Fahne geschrieben, die Qualität ihrer Airsoftwaffen auf ein vorher nie gesehenes Level anzuheben.
    So starteten sie ebenfalls 1993 eine eigene Premium-Line, und zwar mit zwei WW2 Modellen:
    Die JAC Thompson M1A1...

    (Bilder verlinkt aus dem Classic Airsoft Forum, sehr zu empfehlen ist auch Tumerboys Flickr-Album mit vielen Fotos dieser beeindruckenden Airsoft)


    ...und das JAC M1918 Browning Automatic Rifle (BAR):

    (Bild zur Verfügung gestellt von Scaar und natürlich gibt's auch ein AATV Video [inzwischen allerdings mit stummgeschalteter Tonspur -.-])


    Auch diese beiden Modelle waren jeweils auf 250 Stück limitiert, verbaut wurde nur das beste, was der Metallhandel hergab (und das Gesetz zuließ) und auch diese Airsofts dürften irgendwo zwischen umgerechnet 1.500,00 und 2.000,00€ in den Läden gelegen haben.
    Alle JAC und Asahi Premium-Line-Modelle zählen bis heute zum besten, das jeweils für den Airsoftmarkt gebaut wurde und muss sich auch heute nicht vor Herstellern wie Inokatsu oder LCT verstecken.


    Doch auch für JAC war die finanzielle Belastung durch Entwicklung und Herstellung dieser Modelle in Kombination mit der einbrechenden Wirtschaft zuviel.
    JAC musste 1994 die Segel streichen, aber nicht ohne noch aus heutiger Sicht einen kleinen Geniestreich zu versuchen: Neben der Premium-Line Thompson, die 1994 rauskam, hatte JAC tatsächlich noch eine eigene AEG im Angebot: Ein Steyr AUG.

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    Um die Motor-Drehbewegung in eine lineare Bewegung umzuwandeln verwendete JAC Systems nicht wie Marui einen gezahnten Kolben, sondern eine Schwingstange (siehe z.B. alte Dampfloks), hierdurch konnte JAC sogar schon eine frühe Form von elektrischem Blowback erzeugen.
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    Sieht durchaus auch interessant aus :)
    Der Einstieg in den AEG-Markt kam aber für JAC schlichtweg zu spät, die Pleite war nicht mehr aufzuhalten.


    Im selben Jahr versuchte sich JAC zudem auch noch an einer M16 als vollwertige GBB-Airsoft, das System war ein entfernter Vorläufer modernerer closed Bolt Systeme:

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    Man kann ihnen also definitiv nicht vorwerfen, dass sie es nicht versucht hätten, zu überleben :)


    Bei MGC lief es, wie oben bereits beschrieben, schon früher und aus anderen Gründen nicht mehr rund. Ohne ihr Mastermind und Chefentwickler Kobayashi, dafür aber mit einem Firmenpräsidenten an der Spitze, der das Interesse an Waffenrepliken verloren hatte in Japans schlimmste Wirtschaftskrise zu schippern konnte natürlich nur im Fiasko enden.


    So fuhr MGC fröhlich und unkreativ dem Ende entgegen und versuchte nicht mal mehr so wirklich, das Ruder noch herumzureißen. Sie bauten weiterhin ihre GBB Pistolen und Modelguns ohne neue Innovationen und schlossen 1995 (zum ersten Mal) die Pforten.

    “The airsoft gun is not about power. It should be about enjoyment.” – Tanio Kobayashi, 2003


    ...und kaum einer hatte dabei so viel enjoyment wie Bulldoxx - RiP

    3 Mal editiert, zuletzt von Pydracor ()

  • Der kleine Hersteller-Nachruf


    Anlässlich des Niedergangs der damals größten Airsofthersteller – MGC, JAC und Asahi – und dem damit verbundenen Ende dessen, was heute als Classic-Airsoft-Ära bezeichnet wird, werfen wir doch mal einen weiter gefassten Blick auf die japanischen Airsoft-Firmen der späten 80er und frühen 90er - von mikroskopisch kleinen, fast gänzlich unbekannten Herstellern hin zu den global Playern, die auch heute noch aktiv sind :)


    ---


    Schonmal von Chiyoda gehört? :)
    Die winzige Firma gab es schon zu Beginn der 80er, sie stellten einige wenige Springer her, und bauten – und das ist der Hauptgrund, warum sie hier extra aufgeführt sind – als einziger Hersteller diverse Airsoftversionen der Winchester Wildey Pistole:

    (Bild verlinkt vom Toy Gun Museum)
    Es gab sie im Laufe der Jahre als Spring Shellejector, normaler Springer und zuguterletzt als Gas-NBB.
    Die kaum bekannte Firma verschwand in den frühen 90ern.


    ---


    LS, die bereits in den 70er Jahren mit 1:1 Modellbausätzen echter Waffenvorbilder eine kleine Nische der Modelgunfans bedienten, brachten eine durchaus ahnsehnliche Vielfalt von Springern und NBBs auf den Markt, die jedoch alle unter der extrem niedrigen Bauqualität litten, die bereits bei ihren Modellwaffen für Unmut sorgten.
    So blieb diese Firma im Airsoftbereich ähnlich unbeachtet wie einige Jahre zuvor schon in der Modelgunszene – obwohl hier zumindest erwähnt werden muss, dass sie vermutlich mit ihrer AK74 im Jahre 1987 die erste Airsoft-Kalaschnikow auf den Markt brachten, zunächst als Spring, dann 1988 als extern betriebene Gasgun in Semi- und Fullauto.

    (Foto verlinkt von... ich weiß nicht genau, was das für eine Seite ist :))
    LS quittierte 1993 den Dienst.


    ---


    Mit Marukoshi tauchte 1987 ein weiterer "Billig-Hersteller" auf, von dem manche vermuteten, es könne sich eventuell um Matsushiro unter neuem Namen handeln.
    Marukoshi baute ebenfalls für ein paar Jahre diverse Spring- (teilweise Shellejectors) und NBB-Airsofts in mäßiger Qualität, verschwand aber 1990 sang- und klanglos wieder.


    ---


    Ein geradezu winziger Hersteller war Fujimi, der neben einigen Springern eine in der Classic-Szene recht beliebte Gas-Gun auf den Markt brachte: Die Fujimi Mauser M712 war eine akzeptable Replik der bekannten Maschinenpistole und nutzte die geringen Abmessungen des BV-Systems sehr gut aus. Sie kam 1989 heraus und lief sowohl in Semi, als auch in Fullauto:

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    1990 war es aber schon wieder vorbei und Fujimi ward nicht mehr gesehen.
    In eine ähnliche Kategorie fällt der kaum bekannte Hersteller Pointo oder Point Corporation, ein paar Springer, ein bisschen Gas-NBBs, schließlich aber auch noch ein paar interessantere Airsofts: Pointo baute in den frühen 90ern auch einige GBBs, darunter eine Centimeter Master und eine Walther PPK.
    Obwohl die Firma anscheinend in den frühen 2000ern nochmal ein kleines Revival hatte, blieb sie außerhalb Japans praktisch vollkommen unbekannt.


    ---


    Etwas bekannter dürfte der Hersteller Yonezawa sein, dessen Name bereits weiter oben bei den Gas-/Elektro-Hybriden gefallen ist und dessen Billig-Springer aus den 80ern tatsächlich auch ab und zu mal bei egun auftauchen.
    Ähnliches Spiel wie bei den vorherigen Kleinst-Firmen: Diverse Springer, ein paar Shellejector und Gas-NBB-Waffen, Yonezawa versuchte sich in den frühen 90ern auch an GBBs, Erfolg war ihnen jedoch ebenfalls nicht vergönnt.
    Yonezawa benannte sich Mitte der 90er um in KHC und überlebte überraschenderweise mit Spring- und NBB-Gas-Airsofts bis in die späten 90er.
    Die bekannteste KHC, wenn man denn tatsächlich das Wort "bekannt" verwenden möchte, dürfte die Maverick M88 Bullpup Spring Shotgun von 1993 sein – viel Plastik, aber sehr robust, zudem die erste Airsoft-Shotgun mit mehreren Läufen, nämlich gleich 4 und das alles immerhin gute 5 Jahre, bevor Marui ihre SPAS12 auf den Markt brachten :)

    Es war das Hochwertigste, was Yonezawa / KHC jemals baute und diese außergewöhnliche Shotgun – nach wie vor die einzige Airsoft M88 Bullpup – genießt bis heute Kultstatus.


    ---


    Mit im Endeffekt nur 2 verschiedenen Modellen bestritt die Military Model Corporation (MMC), die teilweise auch unter KSK firmierten ihre Airsoftlaufbahn: Eine M16A2 im Jahre 1989 und diverse Variationen des L85 ab 1990, mit großer Wahrscheinlichkeit das erste Airsoft – L85.
    Mit ihren L85 Airsofts hatten sie durchaus Erfolg und konnten sich mehrere Jahre über Wasser halten.

    (Bild verwendet mit der Erlaubnis von Scaar)


    ---


    Sheriff baute, wie oben schon erwähnt, eigentlich Zubehör für die damals weit verbreiteten BV-Guns. Damit schienen sie sich aber nicht zufrieden zu geben und bauten ein paar wenige Airsofts in Eigenproduktion.
    Bekannt wurden sie zum einen für die erste SPAS12 der Airsoftwelt, die 1991 erschien und eine vollkommen übertrieben komplizierte Abwandlung des BV-Systems verwendete:

    (Bild verlinkt aus dem Classic Airsoft Forum, draufklicken für viele weitere Bilder der Sheriff SPAS12, auch der Internals! :))


    Zum anderen bauten sie ebenfalls 1991 eine ultraseltene Airsoft – es wurden nur 25 Stück gebaut – an der sich die Geister der Classicsammler scheiden, da sie kein wirkliches Realsteel Vorbild hat:

    Die Sheriff Highlander Magnum (auf der Airsoft selbst mit "Magunam" betitelt) war von der Form her ganz offensichtlich an die WA2000 angelehnt, aber eben kein getreuer Nachbau und sie verwendete das Vollauto-BV-System aus der Asahi M60, welches noch um einen Semi-Modus erweitert wurde. Klick für ein kurzes Video.


    Sie erzielt aufgrund ihrer Seltenheit natürlich Höchstpreise, wird aber eben nicht von allen Sammlern, äh, sagen wir mal "anerkannt" :) (Ich persönlich finde ja, sie hat was...)


    Sheriff tauchten Ende der 90er nochmal auf, nachdem aber 1994 noch der letzte BV-Gun-Hersteller weggebrochen war und sie ihre Zubehörteile nicht mehr wirklich loswurden, löste sich auch Sheriff schließlich auf.


    ---


    Zu den erfolgreichen Herstellern der Classic-Ära gehört die Falcon Toy Corporation (FTC), die schon seit 1982 Airsofts baute.
    Hier ein besonders klassisches Beispiel in Bruce's Videoreview des FTC Woodsman Match Shellejectors von 1982:

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    Und ein weiteres, einfach weil's nach wie vor die einzige Airsoft - H&K P9S ist :)


    Wie man sieht, begannen auch sie wie eigentlich alle anderen mit federbetriebenen Airsofts und diversen Shellejectors, schafften aber in der zweiten Hälfte der 80er Jahre den Sprung in die Mittelklasse.
    Wie schon oben beschrieben, gehörten sie nach Marui zu den Pionieren der Gasblowback-Waffen, sie verbauten zudem auch das BV-System in einigen ihrer Waffen, größeren Erfolg hatten sie mit ihrer MP5 Reihe.
    Besonders bekannt wurden sie dann aber für Airsoftmodelle mit Vorbildern etwas weiter östlich:
    1990 bauten sie die erste Airsoft – Galil...

    (Bild verlinkt aus dem Classicairsoft Forum)
    ...zwei Jahre später folgten Kalaschnikow-Modelle: AK47, AK47S und Type56, diese sogar mit einer frühen Form eines GBB-Systems (Review bei Arnies)
    LS war somit zwar der erste Hersteller, der eine Airsoft AK baute, FTC jedoch waren die ersten, die eine verwendbare Airsoft AK auf den Markt brachten :)
    Fairerweise muss man allerdings sagen, dass die Galil und die Kalaschnikows von FTC schon wieder ZU kompliziert waren und damit eine gewisse Anfälligkeit an den Tag legten – die meisten raten einem dringend davon ab, eine FTC zu zerlegen...

    (Bild verlinkt von Pota Sakura)


    Zu guter Letzt und kurz bevor sie wie so viele anderen Mitte der 90er verschwanden wagten sie sich noch an ein ausgefallenes Vorbild: Die extern betriebene FTC Spectre kam 1993 auf den Markt und war über ca. zwei Dekaden die einzige Airsoft-Spectre am Markt, erst vor kurzem kam eine AEG mit diesem Realsteel-Vorbild auf den Markt.

    Und wie einige andere auch, versuchten auch sie sich noch an AEGs, in diesem Fall an zwei elektrischen MP5 Modellen, retten konnte sie das jedoch nicht mehr.


    ---


    Sun Project bauten ihre erste Airsoft 1989, eine Colt Government Gas NBB, dem folte 1990 eine ziemlich große Kuriosität: Sun Project schnappte sich die Internals von Maruzen AUG Gasguns und packte sie in die Kunststoffhälften eines Realsteel-Muzzelite Stocks – hierbei handelte bzw. handelt es sich noch immer um komplette Schaft- und Bodysysteme, mit denen sich Ruger 10/22 oder Mini 14 Gewehre zu Bullpupwaffen umbauen lassen.
    Sun Project wählte die Mini 14 Version des Muzzelite Stocks, die natürlich für 5,56mm Realsteel-Internals ausgelegt war, verbesserte noch Maruzen's BV System aus der AUG und baute damit eine unblaublich robuste und höchst spielbare Airsoft, die zudem bis heute wohl eine der außergewöhnlichsten ist.


    Die Firma schien Spass am Außergewöhnlichen zu haben, denn im Folgejahr bauten sie nicht etwas eine normale M700 oder M40, sondern eine XP-100, also eine Pistolenversion des M700 Repetiergewehrs.

    Ja, warum auch nicht? ;)


    Sie überlebten tatsächlich noch bis in die 2000er Jahre, darum werden wir auch später nochmal ein wenig über diesen Hersteller erfahren.


    ---


    Kokusai ist ja in unserer Airsoft-Geschichtsstunde Teil 1 und auch schon hier im Teil 2 des öfteren mal in Erscheinung getreten und hatte einen durchaus guten Stand im Airsoftmarkt.
    Nach den obligatorischen Springern und diversen Gas-NBBs – hier auch verstärkt Revolver, da Kokusai mit ebensolchen guten Erfolg in der Modelgunszene hatte – brachten sie auch Vollauto-Gasguns mit BV-System auf den Markt.
    So z.B. die erste Airsoft CAR-15, sehr schick :)


    Wie einige andere versuchte auch Kokusai Mitte der 90er, mit einer neuen Innovation der Krise die Stirn zu bieten: sie machten es JAC nach und bauten einige M16 Modelle als GBBs, diese sind ebenso wie die JAC Modelle heutzutage sehr selten, da sie nur kurze Zeit produziert wurden.

    (Bild verlinkt aus dem Classic Airsoft Forum)


    Kokusais Werdegang durch die 90er ist etwas undurchsichtig, sie traten Ende der 90er nochmal in Erscheinung und scheinen auch über die Krise hinweg weiterhin Modelgun-Revolver produziert zu haben.
    Da es sie heute aber nicht mehr gibt, müssen auch sie wohl irgendwann die Segel gestrichen haben.


    ---


    1987 trat eine kleine Firma in Erscheinung, die zwar wenige, dafür aber außergewöhnliche Airsofts baute und durchaus einen bleibenden Eindruck hinterließ: ToyTec brachten in diesem Jahr ihre Calico M100 auf den Markt, eine mit externem Tank betriebene, hochkomplizierte Gas-Airsoft mit Semi-, 3-Round- und Fullauto-Feuermodi inklusive ausgefallenem Vorbild.

    (Foto zweier Toytec Calicos, zur Verfügung gestellt von X_Lupin)
    Im Jahr darauf folgte noch eine Calico-Pistole.
    Trotz des seltsamen Vorbilds war ToyTec 1987 mit dieser Airsoft nicht allein, im selben Jahr brachte auch MGC eine Calico auf den Markt.
    Diese beiden Airsofts von MGC und ToyTec sind bis heute die einzigen Airsoft Calicos.


    Toytec hatten Erfolg mit ihrem Debut und machten fröhlich weiter mit "Modellpremieren":
    1990 folgte der erste Airsoft M203 Granatwerfer, noch lange vor der Erfindung von Airsoftgranaten mit einem gasbetriebenen Vollauto-System (! In Action zu sehen hier - sehr befremdlich :D)...

    (Bild verlinkt aus dem Classicairsoft Forum)
    ...und im selben Jahr baute ToyTec die erste Airsoft P90, ebenfalls extern mit Gas betrieben:

    (Bild verlinkt aus dem Classicairsoft Forum)


    Doch damit nicht genug, die kleine Airsoftschmiede hatte noch ein ganz dickes Ass im Ärmel: 1993, im selben Jahr, in dem Asahi ihre Gas-/Akku-betriebene M134 Vulcan bauten, brachte auch ToyTec eine M134 auf den Markt!

    (Bild verlinkt vom französischen Blog Minigun & Co)
    Ihre Vulcan war rein elektrisch betrieben und wurde von einem massiven 12V Akku ähnlich einer Motorradbatterie gespeist. Das System war deutlich unkomplizierter und zuverlässiger als das der Asahi M134 und wurde vor gar nicht allzu langer Zeit als Vorbild für die M134 von CAW / Echo1 genommen.


    Die kurze, aber beeindruckende Firmengeschichte endete 1994, das letzte Modell, das ToyTec baute, war eine P90 AEG! (7 Jahre vor Maruis P90 :)).

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    Hudson, einer der beiden ältesten Modelgun Hersteller, war natürlich ebenfalls auf den Airsofttrichter gekommen, so richtig eingestiegen sind sie jedoch nie.
    Während der Classic – Ära bauten sie eine ihrer bekanntesten Modelguns, die M3A1 Grease Gun, sowohl als Springer als auch als Gas NBB, außerdem brachten sie eine weitere Modelgun als Airsoft auf den Markt, die lange Zeit einzigartig bleiben sollte, eine Mad Max Sawn Off Shotgun – damals noch im Gegensatz zu HawSan's aktueller Version aus Plastik und eher mäßiger Qualität.


    Tatsächlich schaffte es Hudson aber trotzdem über die Krise hinweg noch in die 2000er, vermutlich aber hauptsächlich durch ihre Modelguns, so z.B. ihre Thompson M1A1 oder ihr AK47 Reihe. Vom PFC-Mechanismus her schon immer eine absolute Katastrophe, gehörten ihre Modelguns zu den richtig hochwertigen, sehr realsteel-nahen Modellen.

    (Hudson AK47S Modelgun – extrem nah am Vorbild!)


    Hudson's Überleben brachte dann 1999 noch die erste Airsoft – Tokarev GBB zutage und die M3A1 Gas NBB wurde 2001 nochmal als GBB neu aufgelegt:

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    Im Airsoftbereich blieb Hudson mit derart wenigen und teilweise qualitativ fragwürdigen Modellen ein Nischenhersteller, das immer weiter abfallende Interesse an Modelguns über die gesamten 90er hinweg besiegelte schließlich auch das Schicksal dieses Traditionsherstellers, der seit 1960 den Waffenreplikenmarkt beliefert hatte.

    “The airsoft gun is not about power. It should be about enjoyment.” – Tanio Kobayashi, 2003


    ...und kaum einer hatte dabei so viel enjoyment wie Bulldoxx - RiP

    3 Mal editiert, zuletzt von Pydracor ()

  • ...wenn wir gerade bei Modelguns sind...


    Zum Abschluss von Teil 2.1 werfen wir doch mal noch einen Blick auf die Modelgun-Szene:


    Die Blütezeit der Modelguns verging im gleichen Maße, in dem der Erfolg von Airsoft wuchs.
    Kamen in den 80ern noch eine ansehnliche Vielzahl an Modellen auf den Markt, waren es in den 90ern schon bedeutend weniger und seit den 2000ern handelt es sich leider wirklich nur noch um ein Nischenhobby.
    Für einige Hersteller stellt die Modelgunproduktion noch ein einigermaßen lohnendens "Anhängsel" an die Airsoftproduktion dar, weil viele Teile in beiden System funktionieren, hier natürlich insbesondere bei den GBBs.


    Bis heute gibt es natürlich noch immer Modelgun-Enthusiasten, die sich ausschließlich auf dieses Hobby konzentrieren und Airsoft links liegen lassen, die Szene ist aber leider doch schon SEHR klein.
    Auch die Herstelleranzahl hat abgenommen, auch wenn einige beharrlich am Ball bleiben.
    Neben Tanaka, Marushin, KSC und CAW gibt es tatsächlich noch kleine Firmen wie Hartford/HWS, WaShan (Taiwan) und natürlich Shoei, die sich fast ausschließlich auf Modelguns konzentrieren (mehr hierzu gleich).
    Die unermüdlichste Instanz in der Modelgun ist und bleibt aber Tanio Koba, der nach wie vor an neuen Modelguns und neuen PFC Cartridges werkelt und auch tatsächlich auf den Markt bringt.
    So viel Liebe und Herzblut in seine Arbeit fließen zu lassen, verdient definitiv Respekt, der Mann ist seit 1960 dabei – 56 Jahre!


    In Japan besteht ein harter Kern von Modelgunfans weiter, hier gibt es sogar regelmäßige Modelgun-Treffen, bei denen man z.B. neu entwickelte PFC Cartridges oder sogar komplett selbstgebaute Modelguns testet und bei denen der Meister selbst dabei ist.
    Es gab z.B. nie eine MP5 oder G36 Modelgun und da der Markt für Modelguns inzwischen kaum profitabel für die Hersteller ist, wird es diese wohl auch nie geben. Daher gibt es Tüftler, die sich solche Modelguns dann eben einfach selbst bauen.

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    (In diesem Video sind eher Airsofts oder ähnliches zu sehen, im Kanal dieses Users gibt's aber viele Videos solcher Treffen. Im hier gezeigten ist auch die geniale M249 Shellejector - AEG zu sehen, wohlgemerkt mit Zerfallgurt! Und Tanio freut sich so schön drüber ;))
    Ein ebenfalls sehr cooles und aussagekräftiges Video über Modelguns und wie sie so abgehen können, gibt es in diesem Popular-Airsoft-Artikel, natürlich nicht ohne Tanio.



    Modelguns von den 80ern bis heute


    Der wahrscheinlich Größte und doch Unspekatulärste Hersteller der Modelgunszene:
    Ja, Marushin hat auch in den letzten 3 Jahrzehnten unbeirrt Modelguns gebaut und ist wahrscheinlich heutzutage die größte Firma, die noch Modelguns baut, das aber gefühlt schon sehr nebenbei.
    Sie produzieren schon seit Ewigkeiten die gleichen Modelle und Kits, es gibt kaum Neues – dennoch natürlich schön zu sehen, dass sie diese Sparte (zumindest meines Wissens nach) noch nicht aufgegeben haben (falls doch und jemand weiß darüber, bitte Bescheid geben :))


    ---


    CMC hatten bereits Mitte der 80er die Produktion eingestellt, sie hatten den Sprung auf Plastik-Kurzwaffen schlichtweg nicht geschafft oder nicht verkraftet.


    Wie schon in Teil 1 dieser Geschichtsstunde erwähnt, war Tanaka ein enger Geschäftspartner von CMC, sie bauten für CMC die Holzschäfte und sonstige Holzteile und hatten bereits eine Ruger AC556 Modelgun in Eigenregie gebaut, die unter CMC's Namen verkauft worden war.
    Als Resultat dieser Zusammenarbeit "beerbte" Tanaka sozusagen CMC, sie übernahmen viele der Gussformen und sicher auch einiges an Internal-Design und setzten tatsächlich über viele Jahre die Modelgunproduktion fort – meines Wissens nach bis heute.


    Tanaka Modelguns zählen wie auch ihre Airsoftmodelle in die eher gehobene Liga, sowohl von der Bauqualität als auch von der Zuverlässigkeit der PFC Cartridges her.
    Ihre Modelgun-Palette reicht von klassischen (z.B. M1917) und modernen (z.B. Colt .357 Python) Revolvern über moderne Pistolen (z.B. Glock 17, USP, SIG P226) bis hin zu weltkriegerprobten Karabinern (z.B. 98K oder japanische Arisakas).

    (Tanaka Type44 PFC Modelgun, Bilder verlinkt von WW2 Guns)


    Eine Besonderheit bei Tanaka ist, dass sie auch gerne mal Film-bezogene Modelguns auf den Markt bringen, so z.B. der M1917 Revolver von Indiana Jones :)

    (Bild verlinkt von MG-Props)


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    MGC hatten nach ihrem großen Aus 1994 noch einige merkwürdige Wiederbelebungsphasen, in denen die Produktion zunächst unter einer Firma namens Taito und später Shin Nihon Mokei (SNM) weiter. Das Kürzel SNM findet man auf einigen MGC Modelguns und kann sie so auf ca. Ende der 90er datieren.
    In den 2000ern wurde "New MGC" gegründet, die sich hauptsächlich auf Colt 1911er Modelguns spezialisierten, anscheinend ging New MGC dann aber auch wieder bankrott, das war etwa 2007.
    2009 wurde dann überraschend ein 1911er zum 50jährigen Jubiläum von MGC auf den Markt gebracht, ansonsten ist MGC aber offensichtlich inzwischen endgültig Geschichte.


    Ein Teil von MGC's Know-How lebt aber weiter: Einige MGC-Mitarbeiter gingen zu KSC und viele der MGC Molds werden nach wie vor von anderen Firmen verwendet.
    So zum Beispiel...


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    ... CAW und HWS.
    Sowohl CAW (Craft Apple Works – haben übrigens nichts mit Apple zu tun :)) als auch HWS (Hartford WorkShop) waren beide ursprünglich "Toy Gun Shops", die Anfang der 90er neben dem Verkauf auch mit der Eigenproduktion von Modelguns (und im Falle von CAW auch Airsofts) begannen.
    Obwohl CAW wie ein eher kleiner Hersteller auftritt, der immer nur relativ kleine Modellserien von Modelguns und Airsofts baut, hat Firmenpräsident Yoshihisa Hongo eine beeindruckende Firma aufgebaut, zu der neben anderen Herstellern wie Mosquito Molds und diversen Airsoft-/Modelgun-Retailern in Japan auch die unterschiedlichsten Ladenketten – z.B. Buchläden – zählen.
    Auch wenn ich keinen "Beweis" gefunden habe, bin ich sehr sicher, dass auch HWS zu CAW gehört, da sie teilweise exakt die gleichen Modelle anbieten und dies zur Firmenpolitik von CAW passen würde.


    Sowohl CAW als auch HWS verwendeten für ihre ersten Modelguns alle Gussformen, die sie so bekommen konnten – neben MGC übernahmen sie auch Molds von Hudson und CMC.


    Beide bauten zunächst hauptsächlich Modelgun-Revolver aus der Wild-West-Zeit, übrigens eine Ära, die sämtliche Modelgunhersteller gerne für ihre Repliken heranzogen, es gab Colt SAAs von ausnahmslos jedem Hersteller!
    Hier ein CAW Modelgun-Revolver mit etwas ausgefallenerem Vorbild:

    (Foto zur Verfügung gestellt von Johnny von Plugfirecapguns UK)
    HWS produziert zudem auch nach Maruis und Marushins Vorbild Modelgun-Kits, die man selbst zusammenbauen muss:

    (Foto zur Verfügung gestellt von Johnny von Plugfirecapguns UK)


    HWS baut ausschließlich Dummy-Modelguns, die sich nur abschlagen und je nach Modell die Patronen manuell durchrepetieren lassen, beide machen auch vor extrem hochwertigen, teuren Sets nicht halt (als Beispiel hier die absolut geniale Borchardt C93 Modelgun als volles Set mit Box, Dekopatronen und Holzschaft bei GFC Air-Nifty)
    CAW hingegen baut nicht nur Dummys, sondern auch PFC Modelguns. Seit einigen wenigen Jahren beleben sie MGC-Modelle wieder, so z.B. Die SIG P210 oder erst letztes Jahr die Thompson M1A1 und das durchaus beeindruckend!

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    Beide Hersteller gibt es bis heute, sie stellen so ziemlich die größte "Hoffnung" für die Modelgunszene dar, da sie unermüdlich weiterproduzieren und weiterentwickeln.


    CAW ist bekanntermaßen auch im Bereich Airsoft nicht gerade inaktiv, zu ihren Airsofts kommen wir aber erst in Teil 2.2 :)


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    Erwähnenswert:


    Der taiwanesische Hersteller WaShan / HawSan (so ganz steige ich da nicht durch...) baut zwar auch ein paar wenige kuriose Airsoftmodelle, konzentriert sich aber hauptsächlich auf PFC-Modelguns. Da er nicht an japanische Gesetzgebung gebunden ist, finden sich einige durchaus interessante Vollmetall-Modelgun-Pistolen in seinem Repertoire.


    Denix ist eine spanische Firma, die schon seit vielen Jahrzehnten Repliken von Schusswaffen bauen. Sie zielen eher auf den Einsteigermarkt ab, die Repliken sind fast immer eher etwas grober gehalten, durchweg aus nicht allzu überzeugendem Gussmetall und meiner Meinung nach nicht allzu empfehlenswert. Die Preise sind aber tatsächlich angenehm niedrig.


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    Da ich dieses Kapitel 2.1 natürlich nicht mit so etwas Unspektakulärem wie Denix schließen lassen möchte, setze ich einen weiteren japanischen Hersteller, von dem ich großer Fan bin, mal ans Ende :)


    1993 war nicht nur ein großes Jahr für Classic-Airsoft, auch die Modelgunszene konnte sich über die Rückkehr eines großen Namen freuen: Shoei kehrte aus der Versenkung zurück, nachdem sie 1971 mit der ersten richtig üblen Gesetzesverschärfung die Produktion eingestellt hatten (siehe Teil 1).
    Anders als die meisten anderen Modelgun-Hersteller griffen sie nicht auf bereits existierende Gussformen oder Systeme zurück, sie begannen bei 0 und wenn ich 0 sage, meine ich das auch :)


    Minoru Matsumoto, der die Firma 1967 gegründet hatte begann den Wiedereinstieg damit, dass er sich im brüsseler Musée de Royal de l'Armée ein echtes deutsches FG42 ansah und exakte Maße davon nahm. 1994 kam dann Shoeis erste neue Modelgun auf den Markt, ein FG42 Typ 1, kurz darauf folgte eine Mini-Produktionsserie eines Mkb42(H), auch wieder mit exakt abgenommenen Maßen vom echten Vorbild.
    BILD


    Shoei schaffte es, durch extrem hohe Bauqualität und Originalitätstreue, museumsreife Repliken zu bauen und tatsächlich finden sich Shoei Modelle im ein oder anderen Militärmuseum.
    Die Produktpalette beschränkt sich dabei ausschließlich auf deutsche Waffen aus dem 2. Weltkrieg: FG42 in 2 Varianten, Mkb42(H), MP44, MG42 – das war's.
    Da die japanische Gesetzgebung die Verwendung von Stahl verbietet, baut Shoei seine Repliken aus einem sehr hochwertigen Gussmetall, das auf schwer zu beschreibende Weise relativ schnell ein Oberflächenfinish entwickelt, das Realsteelwaffen extrem ähnlich sieht.
    Auch das Holz ist absolute Top-Qualität.

    (Bilder verlinkt von Shoei's Homepage)


    Die Firma ist seit jeher ein winzig kleines Familienunternehmen, viele Jahrzehnte geführt von Gründer Minoru Matsumoto – 2007 verstarb jedoch nicht nur er, sondern auch seine Frau und der erfahrenste Mitarbeiter.
    Das bedeutete fast das erneute Aus für Shoei, doch seine beiden Söhne Tomio und Ichiro übernahmen das Ruder und führten die Firma erfolgreich weiter.


    Shoei existiert heute noch fast unverändert und bringt nach wie vor in unregelmäßigen Abständen extrem hochwertige WW2 Modelguns auf den Markt – ihre Homepage wirkt zwar so, als sei sie ebenfalls 1967 entwickelt worden, der Kundenkontakt ist aber 1a und die Modelgunqualität über jeden Zweifel erhaben!


    Sie haben keine durchgehende Produktion, sondern bauen immer nur kleine Chargen ein und desselben Modells (z.B. 200 Stück MG42), dann wird erstmal wieder pausiert.
    Es handelt sich bis auf wenige Ausnahmen zudem fast ausschließlich um Dummy-Modelguns, bei denen sich lediglich Dekopatronen manuell durchrepetieren lassen.
    Für das FG42 und die MP44 gab es einen Umrüstsatz auf PFC Cartridges, der jedoch schwer mit der Zuverlässigkeit zu kämpfen hatte, ganz so sauber wie auf Shoei's Youtubekanal lief es anscheinend nicht :)

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    Die Modelle tauchen auch hierzulande immer mal wieder auf, Shoei hatte über einige Zeit einen offiziellen deutschen Händler, der ihre Modelguns hier anbot. Ebenso wurden nach Aussage von Tomio Matsumoto schon oft Shoei Modelguns aus Japan direkt nach Deutschland exportiert.


    Zu den ebenso beeindruckenden Shoei-Airsofts kommen wir wie schon bei CAW in Teil 2.2 :)


    So beenden wir Teil 2.1 dann auch mit einem "Übergangsfoto" von den Modelguns zu Airsoft:
    Shoei MP44 GBB ;)


    To be Continued!

    “The airsoft gun is not about power. It should be about enjoyment.” – Tanio Kobayashi, 2003


    ...und kaum einer hatte dabei so viel enjoyment wie Bulldoxx - RiP

    5 Mal editiert, zuletzt von Pydracor ()

  • Ja, wirklich sensationell, was du da alles zusammen getragen hast.
    Ist garantiert vielen in der Form gar nicht bekannt, wie die Entwicklung bis heute so verlaufen ist.
    Von mir beide Daumen :thumbup:

  • Super, diese Ausarbeitung ! :thumbup:


    Die beste Abhandlung, die ich je zu diesem Thema gelesen habe. Man fühlt sich in seine Jugendzeit zurückversetzt... :D


    Die gesamte umschriebene Entwicklung habe ich live mitgemacht, über PFC-Modelguns, Daisy Modelle mit Hülsen, Omega Glock (letztere beide habe ich sogar heute noch...) bis heute.


    Wenn man bedenkt, was der Markt vor 30 Jahren hergab ist es schon ein Wahnsinn, mit welchen Schmuckstücken wir heute verwöhnt werden...


    Das sollte man trotz aller (teilweise auch berechtigter) Kritik niemals aus den Augen verlieren...

  • Danke euch, freut mich natürlich, wenn der Artikel gut ankommt! Und dann sogar noch bei einem "Zeitzeugen", so wie das bei dir klingt @ Frodo :D
    So lange bin ich dann doch noch nicht dabei, wäre ich aber natürlich gerne...


    Bilder gehen wieder :)

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    Einmal editiert, zuletzt von Pydracor ()

  • Alle Daumen hoch! Ich mag Geschichtsstunden.


    Erbsenpistolen kenne ich noch aus meiner Kindheit... fast alle Jungs in meiner Klasse hatten eine, und einige schossen damit auch schon mal auf einen Mädchenpopo. :schimpf:

    Mir war allerdings neu, daß sich Airsoft tatsächlich aus Modellgun-Hybriden entwickelt hat. Ich wußte, daß es Modellguns ganz früher gab und hab mich schon gefragt, wohin die verschwunden sind.

    Bitte fortsetzen! :)


    Ah, und ehe ich vergesse: ich mag Hülsen auch. Eine 20x110, die beim Repetieren aus dem PTRD-Modell fällt, hat schon was. *schwärm*

    (ja ich weiß, nicht vorbildgerecht, das ist eine lange Geschichte die ich später mal poste)

    "Viel hilft viel" ist nicht so meine Sache, eher das Motto der japanischen Bogenschützen: "Ein Pfeil, ein Leben."

  • Danke euch allen hier nochmal fürs Lob, freut mich, wenn auch nach so langer Zeit immer noch jemand den Bericht liest :)


    Ich wollte eben mal wieder alle Links, Bilder und Videos überarbeiten, weil da inzwischen leider doch einiges tot ist, hab dann aber gemerkt, warum ich das hier noch nich gemacht hatte :P

    Das Zeichenlimit ist hier im GGE inzwischen bei 10.000 Zeichen pro Post, die Posts der Geschichtsstunde haben aber mehr als das. Das heißt, ich kann den Post nicht mehr speichern, wenn ich ihn editieren will, das System blockt dann sofort.

    Gibt es da vielleicht eine Möglichkeit, das für diesen Thread hier umzustellen Elchinator ?


    Und ja, ich weiß, Teil 3 lässt ganz schön auf sich warten ?(

    “The airsoft gun is not about power. It should be about enjoyment.” – Tanio Kobayashi, 2003


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  • Einfach in mehrere Posts aufsplitten. Die sollte ein Mod problemlos hinter den ersten Post packen können.